EPCOS - DAX-Rauswurf droht

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EPCOS - DAX-Rauswurf droht

 
05.08.02 09:43
Gerhard Pegam hat derzeit wenig Spaß an seiner Arbeit. Vor allem aber bereitet er mit seiner Arbeit wenig Freude. Seit der 40-Jährige vor 16 Monaten als Vorstand des DAX-Unternehmens Epcos antrat, ist der Aktienkurs eingebrochen. Seit Jahresanfang ist Epcos zweitgrößter Verlierer im Dax. Drei Mal musste Pegam die Gewinnprognosen im Jahr 2001 revidieren. Und jßngst gab er eine richtige Gewinnwarnung raus: Im Gesamtjahr werde statt eines Plus ein Minus in zweistelliger Millionenhöhe anfallen.


Gut möglich, das Pegam bald auch kein Dax-Vorstand mehr ist: Setzt sich der Kursrutsch fort, droht Epcos Ende September der Rausschmiss aus dem deutschen Blue-Chip-Segment. Denn nach dem für die Mitgliedschaft wichtigen Kriterium Marktkapitalisierung sind die Mßnchner im Vergleich zu den richtig großen deutschen Konzernen inzwischen ziemlich klein (siehe Kasten oben). Pegam verweigert derweil die Kommunikation mit Anlegern. Gesprochen wird höchstens mit Analysten. Dabei täte Aufklärung im Publikum dringend Not: Im Ende Juni abgelaufenen dritten Quartal des Geschäftsjahres schrieb das Unternehmen ein Minus von 16 Millionen Euro. Drei von vier Sparten waren in den roten Zahlen.


Und das obwohl Epcos-Produkte fast ßberall vorkommen, wo Elektronik drinsteckt. Das Unternehmen baut passive Bauelemente (siehe unten). So verbreitet wie die aktiven Elektronik-Komponenten, die Chips, sind auch deren passive Begleiter: Die Teile werden etwa in der Konsumelektronik, in Telekommunikations- und Industrie-Anlagen gebraucht. Epcos ist nach der japanischen Murata die Nummer 2 weltweit.


Doch die Aktie hängt vor allem am Handy-Markt. Den Hauptanteil mit einem Drittel des Umsatzes - und wenn es gut läuft, den Großteil der Gewinne - macht Epcos mit Komponenten für die Telekommunikations-Ausrüster. Im Boom-Jahr 2000 fuhren die Mßnchner einen Rekordgewinn von 240 Millionen Euro ein. Der Kurs kletterte bis auf 190 Euro. Das Papier gilt seither als "Handy-Play", das heißt: "Steigen die Aussichten auf dem Handy-Markt, kaufen Investoren Epcos", sagt Analyst Theo Kitz von Merck Finck.


Die Perspektive bei Mobiltelefonen ist jedoch schlecht: Samsung, die Nummer3 der Branche, rechnet bereits mit Verkaufszahlen unter denen des Vorjahres von 395 Millionen Stück weltweit. Weniger Nutzer als angenommen ersetzen bislang ihre alten Geräte durch neue, die die mobile Internet-Technik GPRS beherrschen. Viele Hersteller zögerten deshalb in den vergangenen Monaten den Start neuer Modelle hinaus. Für Epcos bedeutete dies: Der Produktionsbeginn verzögert sich, Kapazitäten bleiben ungenutzt. Zudem treten Kunden wie Nokia auf die Preisbremse und drücken Zulieferer Epcos ins Minus.


Auf die Automobil-Industrie kann Vorstand Pegam mittlerweile auch nicht mehr bauen. Dabei galt sie als Hoffnungsträger: In Autos der Luxus-Klasse - etwa im 7er-BMW - stecken bis zu 10000 elektronische Bauteile. Noch im ersten und zweiten Quartal verzeichnete Epcos kräftige Orderzuwächse. Doch der vermeintliche Boom stoppte abrupt. "Die Auftragseingänge aus der europäischen Auto-Industrie waren im dritten Quartal besonders schwach", beichtete Pegam unlängst bei einer Analystenkonferenz.


Experten sehen dies mit Besorgnis. Denn Chip-Hersteller Infineon etwa meldete jüngst steigende Auftragseingänge von BMW, Volkswagen und Co. "Sieht so aus, als sei das Problem hausgemacht. Epcos liefert keine schlüssige Erklärung", wundert sich Analyst Kitz.


Fatal, dass Pegam auch bei seinen Marktprognosen immer kräftiger daneben langt. Noch im Mai zeigte sich der Vorstand bei Vorlage der Halbjahreszahlen sehr optimistisch: "Der Aufschwung hat begonnen", freute er sich. Drei Monate später sieht der gelernte Elektrotechniker mit Sorgenfalten "eine Seitwärtsbewegung des Geschäfts".


Die Fehleinschätzung kostet. Notwendige Sparmaßnahmen wurden verschleppt. Ursprünglich waren im laufenden Geschäftsjahr Einsparungen von rund 200 Millionen Euro vorgesehen. Tatsächlich bleiben nun nur 160 Millionen Sparvolumen übrig. Zudem läuft bei der Restrukturierung einiges schief. Die Sparte Ferrite etwa schreibt seit vier Quartalen Verluste, 6,7 Millionen Euro bei 20 Millionen Umsatz waren es zuletzt. Manche Experten forderten bereits den Verkauf der Sparte. Pegams Idee: Die Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer wie Tschechien und Indien. Doch das Projekt verzögert sich. Und wird teurer, als angenommen. "Das ist nicht nach Plan gelaufen", gab Pegam vor den Analysten zu. 2003 soll nun alles besser werden. Weitere 160 Millionen Euro will Epcos im kommenden Geschäftsjahr sparen, zusätzlich zu geplanten 1000 weitere 300 Stellen abbauen. Und wieder lehnt sich Pegam aus dem Fenster: "Ich erwarte ein viel besseres Umfeld." Erklärtes Ziel laut Finanzchef Bodo Lüttge: im ersten Quartal (bis Ende Dezember) wieder Gewinne zu machen.


Positive Nachrichten, das ist es, was Epcos dringend braucht. Dann würde auch Gerhard Pegam wieder Freude im Job haben. Und seine Arbeit Anlegern Freude bereiten.
(Quelle: informer2.comdirect.de)

SO long,
Calexa
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