Enron-Verfahren
"Wie bei der Drogen-Mafia"
Ergaunerte Millionensummen werden "freiwillig" zurückgegeben oder sollen beschlagnahmt werden, das Justizministerium bereitet fieberhaft eine neue Anklage vor: Nach dem ersten Schuldgeständnis eines Ex-Managers gewinnt die Fahndung im Fall Enron an Fahrt. Die Ermittler hoffen, bald einen der größten Fische zu fangen.
DPA
Enron-Zentrale vor der Pleite: Es wird eng für die Ex-Vorstände. Finanzmanager Kopper, der sich nun schuldig bekannte, soll vertraulich mit den Firmenchefs Jeff Skilling und Ken Lay zusammengearbeitet haben
Houston - Er war die rechte Hand des Finanzvorstandes Andrew Fastow, übersah viele der notorischen Scheingeschäfte des Energiehändlers Enron - und steckte selbst eingestandenermaßen viele Millionen Dollar ein. Nun aber hat sich Michael J. Kopper schuldig bekannt, wohl in der Hoffnung auf eine milde Strafe. Als erster potenzieller Kronzeuge im Enron-Verfahren hat Kopper sich bereit erklärt, den Behören auch künftig zu helfen.
Möglicherweise der entscheidende Durchbruch für die Justiz, nachdem der Energiehändler aus Houston, Texas, im vergangenen Dezember in die Pleite steuerte. Die Fahnder, die unter anderem wegen Verdachtes auf Betrug und Geldwäsche ermitteln, hoffen nun, bald Anklage gegen den früheren Chief Financial Offficer (CFO) erheben zu können. Rechtsexperten nannten die Fahndungsstrategie des Justizministeriums und der Staatsanwälte ungewöhnlich aggressiv. Mit ähnlichen Kronzeugen-Modellen werden normalerweise gegen Drogenhändler ermittelt.
AFP/DPA
Möglicher Kronzeuge Kopper: Millionen für die Opfer
Inwieweit Koppers für die Delikte mögliche Strafe von 15 Jahren Gefängnis reduziert wird, hängt nach Angaben von Justizbeobachtern davon ab, wie wertvoll Koppers Zusammenarbeit sich erweist. Der 37-jährige wurde zunächst gegen Kaution von fünf Millionen Dollar auf freien Fuß gesetzt.
Der Ex-Finanzmanager hatte im Gericht in Houston Geldwäsche und Verschwörung zum Betrug eingestanden. Gleichzeitig machte die Wertpapier- und Börsenaufsicht (SEC) in Washington eine Klage gegen Kopper publik. Sie warf ihm vor, Bestimmungen der Wertpapieraufsicht zur Verhinderung von Betrug verletzt zu haben.
Kopper habe sich ohne Schuldeingeständnis einverstanden erklärt, nie mehr Ämter in Aktiengesellschaften einzunehmen, teilte die SEC mit. Zudem werde er zwölf Millionen Dollar zurückzahlen, die er durch die dubiosen Geschäfte bei Enron verdient hatte. Vier Millionen Dollar davon sollen an Enron-Opfer gehen, darunter Mitarbeiter, die ihre Altersvorsorge in inzwischen wertlose Enron-Aktien angelegt hatten. Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" haben Staatsanwälte des Justizministeriums bereits bei einem Richter den Antrag gestellt, 23 Millionen Dollar zu beschlagnahmen, wohl größtenteils bei Fastow und unbekannten, mutmaßlichen Komplizen.
"Wir gehen davon aus, dass die Zusammenarbeit, zu der sich Kopper bereit erklärt hat, dazu beitragen wird, dass alle, die zum Zusammenbruch des Unternehmens beigetragen haben, identifiziert werden", sagte derweil der SEC-Direktor für Strafverfolgung, Stephen Cutler
Noch können die Fahnder nicht definitiv beweisen, dass Kopper gemeinsam mit Fastow durch dubiose, nicht in die Bilanz aufgenommene Tochterunternehmen Schulden in dreistelliger Millionenhöhe versteckte. Sie vermuten aber, dass Enron durch diese Finanzmanöver die Gewinne und den Aktienkurs in die Höhe getrieben hat. Kopper führte die Partnerschaft Chewko Investment. Er arbeitete auch eng mit dem ehemaligen Enron- Präsidenten und Firmenchef Jeffrey Skilling und dem früheren Enron- Verwaltungsratsvorsitzenden Kenneth Lay zusammen.
Enron war im Dezember vergangenen Jahres in Konkurs gegangen. Die Aktionäre haben Milliarden Dollar verloren. Tausende von Enron- Mitarbeitern wurden arbeitslos, andere Energiehandelsfirmen wie Dynegy gerieten ebenfalls in Schwierigkeiten. Der Enron-Kollaps war Auftakt einer beispiellosen Buchführungs-Skandalwelle in den USA.
--------------------------------------------------
© SPIEGEL ONLINE 2002
"Wie bei der Drogen-Mafia"
Ergaunerte Millionensummen werden "freiwillig" zurückgegeben oder sollen beschlagnahmt werden, das Justizministerium bereitet fieberhaft eine neue Anklage vor: Nach dem ersten Schuldgeständnis eines Ex-Managers gewinnt die Fahndung im Fall Enron an Fahrt. Die Ermittler hoffen, bald einen der größten Fische zu fangen.
DPA
Enron-Zentrale vor der Pleite: Es wird eng für die Ex-Vorstände. Finanzmanager Kopper, der sich nun schuldig bekannte, soll vertraulich mit den Firmenchefs Jeff Skilling und Ken Lay zusammengearbeitet haben
Houston - Er war die rechte Hand des Finanzvorstandes Andrew Fastow, übersah viele der notorischen Scheingeschäfte des Energiehändlers Enron - und steckte selbst eingestandenermaßen viele Millionen Dollar ein. Nun aber hat sich Michael J. Kopper schuldig bekannt, wohl in der Hoffnung auf eine milde Strafe. Als erster potenzieller Kronzeuge im Enron-Verfahren hat Kopper sich bereit erklärt, den Behören auch künftig zu helfen.
Möglicherweise der entscheidende Durchbruch für die Justiz, nachdem der Energiehändler aus Houston, Texas, im vergangenen Dezember in die Pleite steuerte. Die Fahnder, die unter anderem wegen Verdachtes auf Betrug und Geldwäsche ermitteln, hoffen nun, bald Anklage gegen den früheren Chief Financial Offficer (CFO) erheben zu können. Rechtsexperten nannten die Fahndungsstrategie des Justizministeriums und der Staatsanwälte ungewöhnlich aggressiv. Mit ähnlichen Kronzeugen-Modellen werden normalerweise gegen Drogenhändler ermittelt.
AFP/DPA
Möglicher Kronzeuge Kopper: Millionen für die Opfer
Inwieweit Koppers für die Delikte mögliche Strafe von 15 Jahren Gefängnis reduziert wird, hängt nach Angaben von Justizbeobachtern davon ab, wie wertvoll Koppers Zusammenarbeit sich erweist. Der 37-jährige wurde zunächst gegen Kaution von fünf Millionen Dollar auf freien Fuß gesetzt.
Der Ex-Finanzmanager hatte im Gericht in Houston Geldwäsche und Verschwörung zum Betrug eingestanden. Gleichzeitig machte die Wertpapier- und Börsenaufsicht (SEC) in Washington eine Klage gegen Kopper publik. Sie warf ihm vor, Bestimmungen der Wertpapieraufsicht zur Verhinderung von Betrug verletzt zu haben.
Kopper habe sich ohne Schuldeingeständnis einverstanden erklärt, nie mehr Ämter in Aktiengesellschaften einzunehmen, teilte die SEC mit. Zudem werde er zwölf Millionen Dollar zurückzahlen, die er durch die dubiosen Geschäfte bei Enron verdient hatte. Vier Millionen Dollar davon sollen an Enron-Opfer gehen, darunter Mitarbeiter, die ihre Altersvorsorge in inzwischen wertlose Enron-Aktien angelegt hatten. Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" haben Staatsanwälte des Justizministeriums bereits bei einem Richter den Antrag gestellt, 23 Millionen Dollar zu beschlagnahmen, wohl größtenteils bei Fastow und unbekannten, mutmaßlichen Komplizen.
"Wir gehen davon aus, dass die Zusammenarbeit, zu der sich Kopper bereit erklärt hat, dazu beitragen wird, dass alle, die zum Zusammenbruch des Unternehmens beigetragen haben, identifiziert werden", sagte derweil der SEC-Direktor für Strafverfolgung, Stephen Cutler
Noch können die Fahnder nicht definitiv beweisen, dass Kopper gemeinsam mit Fastow durch dubiose, nicht in die Bilanz aufgenommene Tochterunternehmen Schulden in dreistelliger Millionenhöhe versteckte. Sie vermuten aber, dass Enron durch diese Finanzmanöver die Gewinne und den Aktienkurs in die Höhe getrieben hat. Kopper führte die Partnerschaft Chewko Investment. Er arbeitete auch eng mit dem ehemaligen Enron- Präsidenten und Firmenchef Jeffrey Skilling und dem früheren Enron- Verwaltungsratsvorsitzenden Kenneth Lay zusammen.
Enron war im Dezember vergangenen Jahres in Konkurs gegangen. Die Aktionäre haben Milliarden Dollar verloren. Tausende von Enron- Mitarbeitern wurden arbeitslos, andere Energiehandelsfirmen wie Dynegy gerieten ebenfalls in Schwierigkeiten. Der Enron-Kollaps war Auftakt einer beispiellosen Buchführungs-Skandalwelle in den USA.
--------------------------------------------------
© SPIEGEL ONLINE 2002