Ein bißchen Vorbild - Analysten im Kreuzfeuer der

Beitrag: 1
Zugriffe: 232 / Heute: 1
Technology All S. 3.856,66 -0,40% Perf. seit Threadbeginn:   +221,23%
 
draki:

Ein bißchen Vorbild - Analysten im Kreuzfeuer der

 
18.07.01 14:59
Ein bißchen Vorbild - Analysten im Kreuzfeuer der Kritik  
Was in den 80er Jahren der Immobilienmakler und in den 90er Jahren der Versicherungs-Vertreter war, ist in der laufenden Dekade der Aktienanalyst. Schande über einen „Nichtausbildungsberuf“! Zu Recht?

Nachdem am Neuen Markt Ernüchterung eingekehrt ist, steht eines fest: Ein Schuldiger muß her. Schön, wenn es dann weniger auf eine Person als vielmehr auf ein Subjekt geschoben werden kann: „Der Markt ist schuld“. Ergänzt durch „Der Einbruch war so nicht erkennbar“ oder „Das ist die Börsenpsychologie“ wird dann ein richtiger Schuh daraus. Ein unerwünschtes Ereignis, ein Fehler wird in Kleinstportionen aufgeteilt. Dieses Portiönchen Schuld, oder nennen wir es besser Verantwortung, kann dann schon auf den eigenen Schultern ausgehalten werden.

Gut, daß sich aber im Falle des Börseneinbruches noch eine Zwischenlösung findet. Die Gruppe der Analysten steht seit geraumer Zeit im Kreuzfeuer der Kritik. Zu Recht, werden manche sagen. Wenn frisch von der Elite-Hochschule kommende Abgänger, denen jedwede Berufserfahrung fehlt, in Analystentreffen nur die Frage „wann erreichen Sie die Gewinnschwelle“ kennen; wenn Kaufempfehlungen für Aktien auf den Markt kommen, nachdem sich der Kurs in drei Monaten bereits verzehnfacht hat; oder wenn Unternehmen, die unterschiedlicher nicht sein können, miteinander in einer Peer-Group verglichen werden, nur weil sie in einem Index vereinheitlicht werden. Wenn all dies zutrifft, dann darf schon einmal nach ein wenig mehr Sach- und Fachverstand und auch nach ein wenig mehr Unabhängigkeit gerufen werden.

Zu Unrecht, werden die anderen behaupten. Denn jeder ist „seines eigenen Glückes Schmied“. Und wie sagte es kürzlich einmal ein Venture Capitalist: „Es ist immer schwierig einem Kaufmann den Vorwurf zu machen, daß er unreife Bananen verkauft, wenn alle Welt die Bananen in grüner Farbe haben will“. Was also tun, wenn alle Welt teure Aktien haben möchte? Und sind nicht auch die Analysten irgendwo Kaufleute? Dort, wo die Analysten in den Banken fast Tür an Tür mit den Kollegen des Vertriebs, des Handels und des Marketings sitzen, werden wirtschaftliche Interessen offensichtlich.

Die Unabhängigkeit der Finanzanalysten ein „frommer Wunsch“? Vor diesem Hintergrund: ja. Der Analyst in der Konsortialbank schreibt die Emissionsstudie, weil die Bank prozentual am Emissionserlös profitieren will. Der Sell Side-Analyst schreibt sie über Unternehmen seiner Wahl, damit er Aufträge an Land zieht und die Bank am Aktien-Kauf oder -Verkauf Provisionen erzielt. Die ganze Branche schreit nach unabhängigen Finanzanalysen. Nur vom Himmel fallen sie nicht.

Zudem darf nicht vergessen werden, daß wir in einem kapitalistischen System leben, mit allen Chancen und allen Risiken, aber vor allem auch der Möglichkeit, etwas zu tun oder eben auch etwas zu lassen. Ins geteilte Rote Meer dem Führer blindlings hinterher jagen und sich am Ende beschweren, wenn die Wogen über einem zusammenklatschen, ist zu einfach. Jeder trägt auch ein Stück Selbstverantwortung für sein Tun, selbst wenn er von der Sache nicht allzu viel versteht und kein Experte ist. Unwissenheit schützt bekanntlich nicht vor Strafe. Und auch nicht vor Aktienverlusten möchte man hinzufügen.

Die Aktienanlage in Unternehmen des innovativen Hochtechnologie-Bereiches darf getrost diesen Merkmalen zugeordnet werden. Man muß also kein Prophet sein, um zu erkennen, daß der Investor auch in naher Zukunft allein sein Anlegerurteil fällen muß.

Allerdings darf natürlich von den Auguren der Kursempfehlungen auch verlangt werden, daß sie sich nicht nur im Fall positiver Vorhersagen im Ruhme sonnen. Für Fehleinschätzungen einzustehen und sich dem Vergleich zu stellen, sind gefragte Tugenden des Aktienanalysten. Hier müssen sicher viele unter ihnen noch dazulernen: Antworten zu versagen und Interviews schroff aus dem Wege zu gehen, weil Fragen auf mißglückte Performance-Vorhersagen abzielen, ist schwach: Ein Mangel an Glaubwürdigkeit die Folge. Derartige Ereignisse zeigen dann, wie „ehrlich“ es einige Analysten, auch oder gerade aus den großen Bankenhäusern, wirklich meinen. So stellt sich abschließend die Frage, ob sie sich und der Zunft damit nicht eher einen Bärendienst erweisen.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen

Neueste Beiträge aus dem Technology All Share (Performance) Forum

Wertung Antworten Thema Verfasser letzter Verfasser letzter Beitrag
11 1.118 USU Software --- Cashwert fast auf ATL -- Lalapo MrTrillion3 01.12.24 18:01
11 523 Elmos Semiconductor Jorgos Highländer49 08.11.24 18:23
  19 Bitte an Ariva Spitfire33 taos 28.09.24 11:26
  68 Comroad Kursziel 5 Euro in 3 Monaten! BWLer KevinRoberts 19.09.24 12:03
  14 Hallo Agilent-Aktionäre Anke Mankanke cfgi 21.08.24 22:29

--button_text--