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Der grösste Anfänger-Fehler überhaupt!
ein guter Bekannter von mir meinte vor einigen Jahren einmal: "Als richtiger Börsianer musst du mindestens einmal im Leben einen Totalverlust erlitten haben". Damals hielt ich das für Blödsinn. Heute weiß ich, dass mein Freund absolut recht hatte. Bisher musste ich diese nicht gerade erfreuliche Erfahrung schon dreimal machen. Aber ich habe daraus eine sehr wichtige Lektion gelernt: Niemand liegt mit seiner Aktien-Auswahl immer richtig. Verluste durch Fehler gehören gerade bei einem spekulativen Investment-Stil einfach zum Geschäft dazu. Wer dies akzeptieren kann, hat einen wichtigen Schritt vom "Amateur-Anleger" zum "Profi-Investor" getan. Leider stelle ich immer wieder fest, dass vor allem Neueinsteiger sich damit außerordentlich schwer tun. Sie sehen - genau wie ich früher - Verluste nicht als Normalität, sondern als eine Art persönliche Beleidigung an. Und damit wird nicht selten eine verheerende Spirale in Gang gesetzt, die im Extremfall zur totalen Pleite führen kann. *Nachkaufen bis zum bitteren Ende Anstatt zu akzeptieren, dass die gekaufte Aktie einfach schlecht ist und sich bei Zeiten von dem Papier zu trennen, wird der Wert bis in alle Ewigkeit gehalten. So und nur so entstehen Totalverluste. Manche Anleger jedoch gehen in einem Anfall von Selbstüberschätzung aber sogar noch einen Schritt weiter und kaufen permanent Anteile des "Rohr-Krepierers" hinzu. Erst kürzlich erhielt ich eine E-Mail, bei der mir fast die Tränen gekommen wären. Ein Leser meines Börsenbriefs "Rohstoff-Trader" (www.rohstoff-trader.de) berichtete, dass er im Juni 2006 zum Kurs von 10,15 Euro 1.000 Aktien eines Gold-Unternehmens gekauft hatte, das seinerzeit recht stark im Fokus stand. Der Name des Explorers ist sekundär. Wichtig ist nur, dass die Aktie seither fiel wie der sprichwörtliche Stein. Und je weiter der Kurs abschmierte, umso mehr Aktien kaufte die besagte Person nach, um seinen Einstandskurs zu verbilligen. Das gelang ihm auch. Aktuell hat er einen durchschnittlichen Kaufpreis von 2,95 Euro. Allerdings hält er nunmehr 15.000 Aktien. Die investierte Gesamtsumme beläuft sich damit auf stolze 44.250 Euro (ohne Gebühren). Dummerweise notiert die betreffende Aktie gegenwärtig nur noch bei 45 Cent. Seine Position ist damit 6.750 Euro wert. Mithin entstand bis dato ein Verlust von 37.500 Euro. Hätte er es mit den ersten 1.000 Stück gut sein lassen, würde das Minus lediglich 9.700 Euro betragen. Hoffnungen auf nennenswerte Kurssteigerungen konnte ich dem guten Mann leider keine machen. Meiner Ansicht nach ist die Aktie derzeit genauso wertlos wie sie es vor 16 Monaten war. Ich verstehe durchaus, dass es Menschen schwerfällt, sich einen Fehler einzugestehen. In einer Kombination aus Bockigkeit und Verzweiflung versucht man dann alles, um aus der Position nur ohne Einbußen raus zu kommen und stockt immer weiter auf. Manch einer veräußert sogar gute Werte, mit denen er das Minus wieder wettmachen hätte können und investiert alles in den "Blindgänger". Nicht selten haben derartige Anleger am Ende nur noch ein Papier in ihrem Depot, dessen Kurs unaufhaltsam gegen Null strebt. So macht man aus dem Totalverlust einer Position, einen Totalverlust des gesamten Vermögens. *Nur bei Standard-Werten eine Überlegung wert Völlig "verteufeln" will ich die Strategie" des kontinuierlichen Nachkaufens von Aktien allerdings auch nicht. Bei Standard-Werten kann sich ein solches Vorgehen mitunter durchaus auszahlen. Zwischen Dezember 2000 und Oktober 2002 habe ich beispielsweise in fünf Tranchen Volkswagen-Aktien erworben, die ich kürzlich mit einem ansehnlichen Gewinn abgestoßen habe. Natürlich will ich nicht ableugnen, dass dabei auch eine gehörige Portion Glück dabei war. Denn die Kurs-Steigerungen bei dem Autobauer vor allem in den letzten beiden Jahren waren in der Art bestimmt nicht vorhersehbar. Immerhin aber konnte ich mir jedoch ziemlich sicher sein, dass Volkswagen auf absehbare Zeit nicht gänzlich vom Kurszettel verschwindet. Nichtsdestotrotz: Vorsicht sollten Sie selbst beim Nachkaufen von Standard-Werten walten lassen. Hätten Sie diese "Strategie" nämlich bei der Telekom-Aktie zu Kursen zwischen 100 und 30 Euro versucht, wäre es Ihnen kaum besser gegangen als dem oben angesprochenen Anleger. Auch wenn das Nachkaufen der Volkswagen-Aktien rückblickend eine geniale Idee von mir war, stehe ich dieser Vorgehensweise nach wie vor mit gemischten Gefühlen gegenüber. Bei hoch spekulativen Papieren kann ich davon nur mit Nachdruck abraten. Bei Standard-Werten ist das "Verbilligen" sicherlich eine Überlegung wert. Eine Erfolgs-Garantie gibt es dennoch nicht. *"Kurs-Explosion" bei Eurogas Vorbehaltlos "unterschreiben" werden meine Warnung vor dem Nachkauf zweifellos all diejenigen, die in den letzten Jahren ihre Positionen in Eurogas zu immer günstigeren Kursen aufgestockt haben. Diesen Anlegern brachte der zugegeben bemerkenswerte Anstieg von zwei auf knapp 20 Cent nämlich herzlich wenig. Für gewöhnlich würdige ich Papieren in diesen Preis-Regionen keines Blickes. Bei Eurogas möchte ich aber einmal eine Ausnahme machen und Ihnen sagen, ob hinter dem gewaltigen Kurs-Zuwachs möglicherweise doch mehr steckt als "heiße (Zocker)-Luft".
2.) Eurogas: "Skandal-Wert" vor Neubeginn?
Diejenigen von Ihnen, die meine sonntäglichen Ausführungen bereits etwas länger verfolgen, erinnern sich möglicherweise noch daran, dass ich vor einigen Monaten kundgetan habe, von "Insolvenz-Zocks" grundsätzlich nicht allzu viel zu halten. Aktien für zwei bis fünf Cent zu kaufen und auf ein Wunder zu hoffen, bringt meist nicht viel. Für mich werden ehemalige "Pleite-Kandidaten" frühestens dann interessant, wenn sich ein Neubeginn konkret abzeichnet und zudem einigermaßen viel versprechend erscheint. Und genau unter diesem Gesichtspunkt habe ich mir jüngst die Anteilsscheine von Eurogas angeschaut. In den zurückliegenden Jahren jagte bei dem Energie-Explorer ein Skandal den nächsten. Quartal für Quartal wurden massive Verluste erwirtschaftet und Umsätze waren im Großen und Ganzen Fehlanzeige. Die logische Konsequenz: Anfang des dritten Jahrtausends musste das Unternehmen Gläubigerschutz nach Kapitel VII (Konkurs) anmelden. Derzeit jedoch gibt es Signale, dass die Gesellschaft möglicherweise vor einem Neubeginn stehen könnte. Diese Hoffnung wurde mit einem Kursanstieg von in der Spitze fast 1.000 Prozent zwischen Anfang Juni und Ende September bereits gebührend gefeiert. Zuletzt kamen die Notierungen wieder etwas zurück. Lohnt daher jetzt der Einstieg oder sollten Sie das Papier lieber meiden, wie der Teufel das Weihwasser? *Ehemalige Assets vollumfänglich versteigert Wenn ich ein börsennotiertes Unternehmen genauer "unter die Lupe" nehme, gehe ich für gewöhnlich so vor, dass ich mir dass operative Geschäft und die vorhandenen Vermögenswerte ansehe. Bei Eurogas konnte ich diese meist recht aufwendige Arbeit allerdings schnell abschließen. Denn derzeit gibt es weder das eine noch das andere. Im Rahmen des Konkurs-Verfahrens wurden sämtliche vorhandenen Assets meistbietend versteigert. Dies betraf insbesondere die eigentlich gar nicht einmal ganz schlechten Liegenschaften in Polen. Erworben wurden die Gebiete von Aurelia Oil & Gas, sowie Polish Oil & Gas. Darauf werde ich aber später noch etwas genauer eingehen. Vorerst kann ich festhalten, dass Eurogas gegenwärtig weder über nennenswerte Vermögenswerte noch über ein operatives Geschäft verfügt. Zumindest letzteres könnte sich aber bereits in absehbarer Zeit ändern. *Vergleich erlaubt wieder operative Tätigkeiten Die meisten "Pleite-Buden" dürfen ja während des Konkurs-Verfahrens operativ "weiter wurschteln". Bei Eurogas war dies nicht der Fall. Verhindert wurde das Tätigwerden vor allem durch eine titulierte Schadensersatz-Forderung in Höhe von 113 Millionen US-Dollar. Nach vielen zermürbenden und wenig erfolgreichen Versuchen, das Geld einzutreiben schlossen die Parteien einen Vergleich dahingehend, dass der Gläubiger von Eurogas 1,6 Millionen US-Dollar erhält und die Angelegenheit damit erledigt ist. Angesichts der eigentlichen Höhe der Forderung erscheint diese Summe zwar lächerlich gering. Auf der anderen Seite müssen die Gläubiger in einem derart weit fortgeschrittenen Stadium des Verfahrens froh sein, wenn sie überhaupt irgendetwas bekommen. In neun von zehn Fällen gehen die Gläubiger nämlich vollständig leer aus, wie ich aus meiner Tätigkeit als Rechtsanwalt genau weiß. Wie dem auch sei: Fakt ist in jedem Fall, dass das "Damokles-Schwert", welches lange Zeit über Eurogas hing jetzt abgenommen wurde. Damit ist der Weg für neue operative Tätigkeiten erst einmal frei. Die Frage ist nur: Wo soll Eurogas jetzt noch nach Öl oder Gas suchen, nachdem alle Liegenschaften versteigert wurden? *Aussichtsreiche Kooperation vereinbart Auch hierauf gibt es eine Antwort. Am 8. Oktober dieses Jahres vereinbarte Eurogas eine interessante Kooperation mit Urknaftogasinvest. Letztere bringt die in der Ukraine befindlichen Öl- und Gas-Projekte ein, um diese gemeinsam mit Eurogas zu entwickeln. Im Gegenzug erhält Urknaftogasinvest Aktien und Eurogas und - noch viel wichtiger - den beträchtlichen Verlustvortrag. Da die Ukrainer bereits in einem kleinen Umfang produzieren, ist die Möglichkeit, bis auf unabsehbare Zeit Steuern zu sparen natürlich eine tolle Sache. Leider konnte ich auch durch intensive Recherche-Arbeit die genauen Konditionen der Vereinbarung nicht in Erfahrung bringen. Damit ist es mir natürlich nicht möglich, den Wert der Kooperation für Eurogas abzuschätzen. Fest steht jedoch, dass die ehemalige "Skandal-Klitsche" wieder im Geschäft sein dürfte. Die Projekte von Urknaftogasinvest befinden sich an der Grenze zu Polen unweit der früheren Eurogas-Gebiete. Wenn ich bedenke, dass in unmittelbarer Nähe auch der deutsche Energie-Gigant RWE aktiv ist, erscheinen mir die Liegenschaften jedoch durchaus viel versprechend. Und immerhin ist der Eurogas-Partner ja auch bereits fündig geworden. *Weiteres Joint-Venture möglich Zudem arbeitet Eurogas zur Stunde fieberhaft daran, mit den Käufern der Assets (Aurelia Oil & Gas sowie Polish Oil & Gas) ebenfalls ein Joint-Venture zu schließen. Als früherer Eigentümer kennt Eurogas die geologischen Gegebenheiten recht gut und könnte den beiden genannten Gesellschaften sicherlich den einen oder anderen Tipp geben. Ob das allein allerdings für eine Zusammenarbeit ausreicht, kann ich zur Stunde nicht abschätzen. Diesbezüglich müssen wir einfach abwarten. Aber als völlig chancenlos möchte ich das Vorhaben nicht bezeichnen. *Wiedereinsetzung am OTC-BB beabsichtigt Vor dem Hintergrund der möglichen "Wiedergeburt" ließ Eurogas unlängst verlauten, dass man die Wiedereinsetzung der Stammaktien an dem OTC-BB (Over-The-Counter-Bulletin Board) in den Vereinigten Staaten anstrebt. Hierdurch sollte das Papier mehr Aufmerksamkeit erfahren. Immerhin liefert das OTC-BB Zugang zu mehr als 3.000 Aktien und schließt 230 Markt bestimmende Effektenhändler mit ein. Gleichzeitig verbessert die elektronische Realtime-Ausführung die Handelbarkeit der dort gelisteten Papiere. Grundsätzlich wäre diese Maßnahme für die Eurogas-Aktie sicherlich vorteilhaft. Allerdings darf man nicht vergessen, dass das Papier nur auf Grund dessen sicher nicht steigen wird. Dafür bedarf es einer positiven Unternehmensentwicklung. *Noch ein weiter Weg bis zur Wende Und bis zur endgültigen Wende hin zum Guten ist es - wenn sie denn überhaupt erfolgt - noch ein sehr weiter Weg. Die jüngsten Ereignisse kann ich bestenfalls als ein kleines Licht am Ende eines unbeschreiblich langen Tunnels bezeichnen. Eurogas muss jetzt wieder fast komplett bei Null anfangen und ist darüber hinaus auf den "Goodwill" der Partner angewiesen. Mit einem schnellen Erreichen der Profitabilität kann ich also beim allerbesten Willen nicht rechnen. Die Hoffnung, dass es irgendwie weitergeht, ist zuletzt bei Eurogas zurückgekommen - nicht mehr und nicht weniger! Darüber müssen sich alle Investierten im Klaren sein. Zur Stunde ist gerade einmal ein allererster Schritt getan. Und wenn nicht viele andere folgen, steht Eurogas eventuell schon bald wieder dort, wo sie sich vor einem halben Jahr befanden.
Als ernsthafte Geld-Anlage kann ich die Aktie von Eurogas freilich niemandem empfehlen. Meiner Ansicht nach eignet sich der Wert bestenfalls für echte "Hardcore-Zocker", die mit "kleinem Geld" auf eine Wiederauferstehung spekulieren möchten. Dass dieser Plan aufgeht, erscheint mir nicht gänzlich ausgeschlossen. Aber dafür müssen bestimmt noch mehr als eine Hürde genommen werden. Mir persönlich ist die "Kiste" ganz klar zu "heiß". Aber wer gerne "alles oder nichts spielt", kann sein Glück zum aktuellen Kurs sicherlich versuchen. + Wiederaufnahme der operativen Tätigkeit möglich - Keine nennenswerten Assets |