Drillisch Dividendenrendite von mehr als 9%
05.08.11 14:51
Warburg Research
Hamburg (aktiencheck.de AG) - Jochen Reichert, Analyst von Warburg Research, stuft die Aktie von Drillisch (ISIN
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554550) von "halten" auf "kaufen" hoch.
Nach vorläufigen Zahlen habe Drillisch im 2. Quartal 2011 erneut eine starke operative Performance ausgewiesen. Das EBITDA sei um +9% yoy auf EUR 13,2 Mio. erhöht worden (WRe: EUR 12,8 Mio.). Während der letzten Jahre habe das Drillisch-Management das Unternehmen erfolgreich umgewandelt: In der Vergangenheit sei Drillisch ein Mobilfunkanbieter (MSP) alten Stils mit Fokus auf das so genannte Prepaid Bundle-Geschäft gewesen. Heute sei das Unternehmen ein erfolgreicher Nischenanbieter, der unabhängig von den Preissystemen der Mobilfunknetzbetreiber (MNO) eigene mobile Voice- und Datentarife vertreibe. Folglich sei das EBITDA zwischen den Geschäftsjahre 2005 und 2010e um ca. 11% p.a. (CAGR%) gewachsen.
Seit einigen Monaten habe das Unternehmen nach eigenen Angaben die nächste Übergangsstufe betreten: Drillisch habe zwei neue Verträge (O2, Vodafone) über den Kauf von Daten- und Voice-Verkehr ausgehandelt und wesentlich bessere Konditionen erzielen können. Ein MSP generiere üblicherweise eine Bruttomarge von 30% auf die Serviceerlöse. Darüber hinaus zahle ein MNO Provisionen für neue Kunden. Bei den neuen Verträgen sollte die Bruttomarge ca. 50% betragen und Provisionszahlungen würden nicht anfallen.
Mit der neuen Strategie sehe das Management die Möglichkeit einer Erhöhung der EBITDA-Marge um bis zu 20% (2005: 8,2%; 2010: 12,7%, 2011e: 15,4%) innerhalb der nächsten zwei Jahre. Das Werkzeug zum Erreichen dieser Zahl sei eine Umpositionierung des Gros der Postpaid-Kunden (1,2 Mio.). Diese seien derzeit hauptsächlich bei der Marke "Simply" zu finden (WRe: 900.000 Kunden; T-Mobile- Netz). Das Management wolle die Simply-/T-Mobile-Kunden auf Tarife verlagern, die auf den O2- oder Vodafone-Netzen basieren würden. Außerdem sollten Neukunden hauptsächlich zu den Marken gelenkt werden, die mit O2 oder Vodafone (ISIN GB00B16GWD56 / WKN A0J3PN) arbeiten würden.
Bisher werde die Ausweitung der EBITDA-Marge noch nicht im DCF-Modell der Analysten reflektiert: Erstens habe United Internet (ISIN
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508903) einen ähnlich attraktiven Vertrag mit Vodafone. Zurzeit konzentriere sich United Internet auf Kunden mit hohen ARPUs (mehr als EUR 30) und Data Only-Kunden. Nach einer Phase mit anfänglich hohem Wachstum könnte United Internet den Bereich der niedrigen ARPUs betreten und mit Drillisch im Wettbewerb stehen.
Zweitens habe der Mobilfunkmarkt fast keine Eintrittsbarrieren, sodass ein starker Wettbewerb vorherrsche. Drittens würden Media Markt und Saturn mit dem E-Commerce-Geschäft beginnen. Damit könnte freenet (ISIN
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A0Z2ZZ) die Möglichkeit erhalten, ihre Internetvertriebskanäle voranzutreiben. Viertens verkaufe Drillisch Datenpakete von 200 MB je Monat für ca. EUR 10. Kunden würden im Durchschnitt allerdings nach einem monatlichen Volumen von nur 160 MB fragen, sodass das Unternehmen einen zusätzlichen Gewinn mit den restlichen 40 MB mache. Diese Lücke könnte sich im Laufe der Zeit schließen.
Aufgrund der erfolgreichen ersten Umwandlung des Unternehmens zwischen 2004 und 2010 und durch den Wettbewerbsvorteil auf Basis seiner überlegenen MNO-Verträge, würden die Analysten ihre Einschätzung ändern und dem Unternehmen Vertrauen gewähren. Im Gegensatz zu ihrer alten Perspektive würden sie erwarten, dass die EBITDA-Marge in den kommenden Jahren steige. Die Höchstmarge von 19% werde im Geschäftsjahr 2014e erreicht. Im Anschluss daran nehme sie im Zeitablauf auf ein Steady-State-Margenniveau von 11% ab. Beim Umsatz würden die Analysten eine CAGR-Wachstumsrate von 1% p.a. ab 2013e erwarten. Der DCF-Ansatz (inkl. Freenet-Anteil mit einem fairen Wert von EUR 10,70) ergebe einen fairen Wert von EUR 11,60 je Aktie.
Im Gegensatz zum Kurspotenzial von 65% auf DCF-Ebene, liege der EV/EBITDA 2011e (ohne freenet-Anteil und ohne Schulden von EUR 70 Mio.) nach dem starken Rückgang der letzten Tage 4x, d.h. auf demselben Niveau wie freenet und habe europäische Betreiber etabliert. Die SOTP-Bandbreite (operatives Geschäft: 5x - 6x EBITDA 2013e; freenet-Anteil: EUR 7,10 bis EUR 10,70 je Aktie) liege zwischen EUR 6,60 und EUR 10,50.
Die Analysten seien der Ansicht, dass das Management die EBITDA-Marge deutlich ausweiten könne und zwar auf Basis seiner neuen MNO-Verträge und des Wechsels von "Simply"-Kunden zu Drillisch-Marken, die unter den neuen MNO-Verträgen laufen würden. Die Expansion werde wahrscheinlich etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, als die Mangement-Vorgabe (2013e). Das Kursziel werde jedoch von EUR 8,40 auf EUR 9,60 erhöht (SotP, operatives Geschäft 6x EV/EBITDA, freenet-Anteil mit EUR 9,54).
Das Rating für die Drillisch-Aktie werde von den Analysten von Warburg Research von "halten" auf "kaufen" mit einem Kurspotenzial von 34% gestuft. Eine erwartete Dividendenrendite von mehr als 9% sollte ihre Kaufempfehlung stützen. (Analyse vom 05.08.2011) (05.08.2011/ac/a/nw)
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