Ist das gerecht?
11 000 Euro Pension für den Minister, 1026 Euro für den Rentner
Von S. SORGE und D. HOEREN
Ist es gerecht, dass Deutschlands Spitzenpolitiker satte Pensionen kassieren – ohne dafür je einen Pfennig in die Rentenkasse eingezahlt zu haben? Diese Diskussion stieß gestern Karl-Heinz Däke an, der Präsident des Steuerzahlerbundes. Däke: „Wir sind eben der Meinung, dass Politiker für ihre Altersversorgung selber sorgen sollten – wie jeder andere auch.“
Der eine arbeitet von morgens bis abends für unser Land, der andere bei Wind und Wetter am Bau.
Finanzminister Hans Eichel (SPD) hält Reden, gibt Erklärungen ab, trägt Verantwortung. Als Pensionär hat er – ohne in die Rentenkasse einzuzahlen – bestens ausgesorgt.
Ex-Arbeiter Ernst-Albert Ahlers (62) hat 38 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt, seinen Körper geschunden. Als Rentner muss er jetzt überall knapsen.
Gerecht? Urteilen Sie selbst!
Der Minister
Hans Eichel (60) hat wahrscheinlich nie Beiträge in die Rentenkasse gezahlt. Dafür hat er nach Berechnungen des Bundes der Steuerzahler jetzt schon einen Pensionsanspruch von 11 635 Euro/Monat erworben. Das entspricht der Rente von zehn so genannten Eckrentnern, die 45 Jahre Beiträge gezahlt haben müssen.
Kann sich auf einen gesicherten Lebensabend freuen: Finanzminister Hans Eichel (60, SPD)
Eichel, ein typischer Polit-Multi-Pensionär: Ex-Ministerpräsident und Ex-Landtagsabgeordneter in Hessen, Ex-Oberbürgermeister von Kassel, Ex-Studienrat. Mit 19 begann er zu studieren, mit 34 war er schon Oberbürgermeister.
Seine Pensionsansprüche aus öffentlichen Kassen, die er allerdings versteuern muss: 4911 Euro als früherer Ministerpräsident (wird wegen der anderen Pensionen um rd. 1400 Euro gekürzt), 2190 Euro als hessischer Abgeordneter, 5925 Euro als Bundesminister.
Und das ist noch lange nicht das Ende. Jedes Amtsjahr als Minister in Berlin bringt zusätzlich rd. 300 Euro mehr Pension. Und außerdem sitzt er jetzt auch noch im Bundestag. Hält er es dort mindestens acht Jahre aus, gibt es auch noch eine MdB-Pension.
Der Rentner
Ernst-Albert Ahlers (62) aus Hamburg. 38 Jahre zahlte er Beiträge in die Rentenkasse. Dafür bekommt er heute: 1026 Euro/Monat Rente. Davon werden 76,43 Euro/Monat Krankenversicherungsbeitrag abgezogen und für die Pflegeversicherung noch mal 8,72 Euro. Macht netto 940,85 Euro Rente im Monat. „Ein Auto oder mal eine Reise sind nicht drin für meine Frau und mich.“
Schuftete 40 Jahre als Eisengießer, Maler, Fernfahrer: Ernst-Albert Ahlers (62) aus Hamburg kommt mit seiner Rente nur knapp aus
Rentner Ahlers – er ging den typischen Weg eines Arbeiters aus der Nachkriegszeit: 1957 begann er eine Malerlehre. Später arbeitete er als Anstreicher, Eisengießer, Rangierer und zuletzt 13 Jahre als Fernfahrer. Sein letztes Gehalt: etwa 1000 Euro/Monat brutto.
„Wir haben immer draußen gearbeitet beim Rangierdienst. Sogar bei eisiger Kälte. Und immer im Schichtdienst.“
Seit dem 1. Juli ist er im Ruhestand. Die Rente reicht kaum zum Leben. „Mein Antrag auf Sozialhilfe wurde abgelehnt. Dafür ist meine Rente zu hoch.“
Über die Politikerpensionen kann er nur den Kopf schütteln: „Die Armen werden immer ärmer und die Reichen immer reicher.“