Donnerstag, 19.07.2001, 19:10
ROUNDUP: Deutsche Börse beschliesst den Rausswurf der Billigunternehmen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Börse AG wird wie erwartet die Regeln für den krisengeschüttelten Neuen Markt weiter verschärfen. Am Mittwoch hatte die Börse den Unternehmen mit verschärften Regeln zur Meldung der Quartalszahlen die Daumenschrauben angelegt. Börsen-Vorstand Volker Potthoff und Neuer-Markt-Chef Rainer Riess stellen nun am Freitag konkrete Regeln für den Rauswurf von Billigunternehmen und von der Pleite bedrohten Firmen vor. Der bestehende Maßnahmenkatalog werde "um Regeln für die Herausnahme von Unternehmen mit geringem Börsenwert beziehungsweise insolvente Unternehmen" erweitert, teilte die Börse am Donnerstag in Frankfurt mit.
AKTIONÄRSSCHÜTZER: SCHLECHTER RUF NICHT DURCH RAUSWURF ZU RETTEN
Aktionärsschützer bezeichneten diesen Schritt am Donnerstag jedoch als "viel zu spät". Markus Straub von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) in München sagte der dpa: "Es ist schon bedenklich, dass sich die Börse erst nach öffentlichem Druck zu solchen Maßnahmen durchringen konnte. Außerdem ist es illusorisch, zu glauben, dass der schlechte Ruf des Neuen Marktes damit zu retten ist".
Nach Einschätzung Straubs hätte die Börse während der Aktien- Euphorie der vergangenen Jahre stärker auf die Börsentauglichkeit der Firmen achten müssen. "Da gab es große Managementfehler".
Zudem sieht der SdK-Experte für den Neuen Markt auch rechtliche Probleme auf die Deutsche Börse zukommen, falls sie die so genannten "Penny-Stocks" vom Kurszettel des Wachstumssegments streicht: "Das wird sicherlich ein juristisches Nachspiel haben", sagte er unter Verweis auf bestehende Verträge der Börse mit den Firmen. Vorstände der möglicherweise betroffenen Aktiengesellschaften haben ihren Widerstand auch schon angekündigt.
ANDERE UNTERNEHMEN DROHEN MIT RÜCKZUG
Dagegen hatten die Manager anderer Firmen - wie etwa Mobilcom oder Singulus - mit ihrem baldigen Rückzug vom Neuen Markt gedroht, falls die Börse nichts gegen die Krise des Segments unternehme. Schließlich sind mit der rasanten Talfahrt der Indizes - NEMAX 50 und NEMAX All Share verloren in nur einem Jahr mehr als 80 Prozent - auch die Aktien vermeintlich solider Unternehmen in die Tiefe gerissen worden.
STRENGERE BERICHTSPFLICHTEN WAREN ERSTE REAKTION
Am Vortag hatte die Börse bereits strengere Berichtspflichten angekündigt. Sie reagiert damit auf oft falsche oder unzureichende Firmeninformationen am Neuen Markt. Vom dritten Quartal 2001 an müssen die Gesellschaften genauer über ihre Geschäftslage informieren.
Bilanzen und einzelne Positionen der Gewinn- und Verlustrechnung in den Zwischenberichten sollen für die Anleger transparenter werden. In den vergangenen Jahren hatten viele Unternehmen ihre tatsächliche Situation nicht korrekt oder ungenügend offen gelegt. Die Pflichtmitteilungen wurden zudem oft für Werbezwecke missbraucht./lhe /DP/ts/av
info@dpa-AFX.de
mfg
gere1
ROUNDUP: Deutsche Börse beschliesst den Rausswurf der Billigunternehmen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Börse AG wird wie erwartet die Regeln für den krisengeschüttelten Neuen Markt weiter verschärfen. Am Mittwoch hatte die Börse den Unternehmen mit verschärften Regeln zur Meldung der Quartalszahlen die Daumenschrauben angelegt. Börsen-Vorstand Volker Potthoff und Neuer-Markt-Chef Rainer Riess stellen nun am Freitag konkrete Regeln für den Rauswurf von Billigunternehmen und von der Pleite bedrohten Firmen vor. Der bestehende Maßnahmenkatalog werde "um Regeln für die Herausnahme von Unternehmen mit geringem Börsenwert beziehungsweise insolvente Unternehmen" erweitert, teilte die Börse am Donnerstag in Frankfurt mit.
AKTIONÄRSSCHÜTZER: SCHLECHTER RUF NICHT DURCH RAUSWURF ZU RETTEN
Aktionärsschützer bezeichneten diesen Schritt am Donnerstag jedoch als "viel zu spät". Markus Straub von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) in München sagte der dpa: "Es ist schon bedenklich, dass sich die Börse erst nach öffentlichem Druck zu solchen Maßnahmen durchringen konnte. Außerdem ist es illusorisch, zu glauben, dass der schlechte Ruf des Neuen Marktes damit zu retten ist".
Nach Einschätzung Straubs hätte die Börse während der Aktien- Euphorie der vergangenen Jahre stärker auf die Börsentauglichkeit der Firmen achten müssen. "Da gab es große Managementfehler".
Zudem sieht der SdK-Experte für den Neuen Markt auch rechtliche Probleme auf die Deutsche Börse zukommen, falls sie die so genannten "Penny-Stocks" vom Kurszettel des Wachstumssegments streicht: "Das wird sicherlich ein juristisches Nachspiel haben", sagte er unter Verweis auf bestehende Verträge der Börse mit den Firmen. Vorstände der möglicherweise betroffenen Aktiengesellschaften haben ihren Widerstand auch schon angekündigt.
ANDERE UNTERNEHMEN DROHEN MIT RÜCKZUG
Dagegen hatten die Manager anderer Firmen - wie etwa Mobilcom oder Singulus - mit ihrem baldigen Rückzug vom Neuen Markt gedroht, falls die Börse nichts gegen die Krise des Segments unternehme. Schließlich sind mit der rasanten Talfahrt der Indizes - NEMAX 50 und NEMAX All Share verloren in nur einem Jahr mehr als 80 Prozent - auch die Aktien vermeintlich solider Unternehmen in die Tiefe gerissen worden.
STRENGERE BERICHTSPFLICHTEN WAREN ERSTE REAKTION
Am Vortag hatte die Börse bereits strengere Berichtspflichten angekündigt. Sie reagiert damit auf oft falsche oder unzureichende Firmeninformationen am Neuen Markt. Vom dritten Quartal 2001 an müssen die Gesellschaften genauer über ihre Geschäftslage informieren.
Bilanzen und einzelne Positionen der Gewinn- und Verlustrechnung in den Zwischenberichten sollen für die Anleger transparenter werden. In den vergangenen Jahren hatten viele Unternehmen ihre tatsächliche Situation nicht korrekt oder ungenügend offen gelegt. Die Pflichtmitteilungen wurden zudem oft für Werbezwecke missbraucht./lhe /DP/ts/av
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