... niedrig, mMn.
Die Sache ist in der Tat komplex, da stimme ich zu, und eine einfache Wahrheit versuche ich auch nicht. "Also rauf mit den Löhnen in China und Deutschland und runter mit den Löhnen in Griechenland und den USA"? Nein, denn wie Malko ja selbst durchaus richtig sagt "Leider sind diese Probleme nicht so einfach zu lösen".
"Wollen wir wirklich wettbewerbsfähig gegenüber Regionen sein die ihre Umwelt total vergiften und die Arbeiter schlimmer ausbeuten wie früher die Sklaven in den Kolonialgebieten ausgebeutet wurden?"
Das Problem kriegen wir nicht über das Lohnniveau gelöst! Wenn wir unsere Löhne erhöhen, dann werden "die anderen" auch zunächst sowohl Löhne als auch Gewinne erhöhen, aber die Umweltvergiftung und Kinderarbeit munter weiter betreiben. Die Mechanismen sind fast orthogonal aufeinander, und die Lösung kann mMn nur über kulturell/zivilisatorische Reifung erfolgen. Leider ein Prozess mit beträchtlicher Zeitachse...
"Gegenüber von wem soll der Frisör mit einem Stunden Lohn von 4 € / Stunde wettbewerbsfähig sein? Gegenüber dem Chinesen oder Inder?"
Nein, nicht gegenüber dem Chinesen oder Inder, aber gegenüber demjenigen, der bei der Bildung eines Lohngleichgewichtes Wettbewerber ist, und zwar in der gleichen Nachbarschaft. Vom Friseurpreis hängt nämlich in weitem Bereich ja sogar die Frage ab, wie oft und ob überhaupt sich jemand die Haare schneiden lässt. Das ist nun mal so, genauso wie die so gern geschmähte Gier der Banker oder Fondsmanager eben auch daran liegt, dass der ganz normale Bürger immer die letzten Zehntelprozente Rendite rausquetschen wollte und will, oder im Mediamarkt eben nicht zum Dual-Plattenspieler aus Schwarzwälder Handfertigung für 800 Euro greift, sondern zum DVD-Spieler aus China für 30 Euro.
Wir können versuchen, in einem internationalen "Rumsauen"-Wettbewerb das Niveau der Amis oder Griechen zu erreichen oder zu unterbieten, oder versuchen, die letzteren durch Wettbewerb aus dem Raumsauen "herauszustrafen". Dabei fangen wir allerdings erstmal besser bei den Griechen an, weil die nicht direkt die 6. Pazifikflotte schicken können ;-)
Um schneller das angestrebte Rumsauen-Niveau zu erreichen, könnte man ja auch flächendeckend die allseits beliebten Mindestlöhne einführen, am besten auf Sommer/Gabriel-Niveau, und damit äusserst grausam (aber Opfer müssen halt gebracht werden :-) die Minderqualifizierten aus der Arbeit herausschiessen. Dann binden wir jedem normal Leistungsbefähigten halt so einen aus der Arbeit geschossenen Hartz-IV-er anstelle einer Bleikugel ans Bein, und dann wäre es doch gelacht, wenn wir es nicht schafften, in ein paar Jahren die Griechen beim Rumsauen solidarisch einzuholen... Sorry für die Polemik ;-)
"Gleichzeitig würde sich die Lohnschere in Deutschland öffnen und Sozialromantiker auf den Plan rufen"
"würde ... Sozialromantiker auf den Plan rufen" ... Hmmm... Soll das etwa heissen, es könnte noch schlimmer kommen als es jetzt schon ist? Hmmm... :-(
"Es liegt kein Sinn in andauernden Exportüberschüssen. Das Geld, das man für diese Güter bekommt kann nichts wert sein. Der vermeintlich gut bezahlte Industriearbeiter im Exportland muss seine Ersparnisse in wertlosem Papierkram anlegen"
Ja, das finde ich zwar etwas radikal formuliert, aber vom Grundsatz kann ich dem Ziel von einigermassen balancierten Handels- und Zahlungsbilanzen schon etwas abgewinnen. Aber das ist halt ein hehres Ziel, denn wie will man es erzwingen? Wie diskutiert durch Angleichung nach oben oder unten?
Wobei dieses Thema von vornherein sowieso schon wieder unerfreulich komplex ist, denn es könnte ja eine Handels- und Zahlungsbilanz ausgeglichen sein, aber im Inland ein Investitions-Defizit oder -Überschuss vorliegen, was dann auf eine "unfaire" Wettbewerbsfähigkeits-Verminderung oder -Erhöhung schliessen liesse. Im Falles des letzteren könnte über die Bildung von Asset-Bubbles (wie die Immobilien in Spanien) sogar pro forma eine Verbesserung, de facto eine Verschlechterung vorliegen. Das ist ähnlich, wie bei einer Firma die GuV alleine wenig sagt. Aus GuV und Cashflow kriegt man schon eine bessere Einschätzung, aber immer noch keine vollständige und verlässliche. Aus GuV und Cashflow und Bilanzbewertungsmechanismen könnte man vielleicht...
Tja, vielleicht sollten wir uns doch lieber wieder so kinderleichten Fragen zuwenden, wie den von AL gerne diskutierten, z.B. was der faire SPX-Wert ist... ;-))