Depot-Genesung mit Hilfe von Pharmatiteln?
Auch im laufenden Jahr empfehlen Analysten Aktien aus dem Bereich Pharma und Gesundheit, obwohl dies defensive Werte sind.
Pharmatitel sind besonders dann beliebt, wenn die Konjunktur kränkelt. | (c) apa
LONDON. Manche Medikamente braucht man zum Überleben - auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten kann man nur schwer auf die heilenden Pillen und Säfte verzichten. Daher sind Pharmatitel besonders dann beliebt, wenn die Konjunktur hustet und schwächelt. Nachdem sich schon bald nach dem 11. September 2001 zeigte, daß die wirtschaftlichen Folgen der Terrorattacken auf die USA weniger gravierend als befürchtet sind, stiegen viele Anleger aus den klassischen defensiven Werten wieder aus.
Dieser "Sektorenwechsel" aus den Pharmabereich heraus in vorwiegend prozyklische konsumnahe Aktien ist laut den Experten von Schroder Salomon Smith Barney (SSSB) zwar noch nicht abgeschlossen. Eine Reihe von europäischen Pharmapapieren böten aber dennoch schon attraktive Bewertungen für ein Neuengagement. Ein Einstieg in Pharmaaktien würde sich umso mehr lohnen, wenn die Hoffnungen auf eine baldige Erholung der Weltwirtschaft enttäuscht werden sollten.
Dabei hat die Branche schon bessere Zeiten gesehen: Der Preisdruck steigt aufgrund der Generika (nachgebaute Medikamente), Patente laufen aus, immer seltener werden die "Blockbuster", also neue Medikamente mit hohem Umsatzpotential. Diese Faktoren, so die SSSB-Analysten seien aber nicht neu und bereits weitgehend in den Kursen enthalten. Die Ertragsaussichten der Branche seien jedoch bis 2005 "robust und attraktiv" und besser als in anderen Sektoren, meinen sie.
Europäische Pharmatitel seien derzeit den amerikanischen überlegen: Hier werden Gewinnsteigerungen pro Aktie von durchschnittlich 11,2 Prozent bis 2005 erwartet, in den USA nur ein Zuwachs von acht Prozent.
SSSB teilt die europäischen Pharmafirmen in drei Gruppen ein: die "Acquirers", die wahrscheinlich durch weitere Übernahmen Umsatz und Gewinne steigern würden; die "Accelerators", die überdurchschnittliche Umsatzsteigerungen versprächen, und jene, die unter einem statischen Wachstum litten und nur für Überraschungen gut seien. Dazu zählen die Analysten die beiden Schweizer Flaggschiffe Novartis und Roche. Roche Papiere hätten derzeit ein "hohes Risiko", die von Novartis ein "mittleres". Wertpapieranalysten der Investmentbank Morgan Stanley Dean Witter haben vergangene Woche die Novartis-Aktie von "Outperform" auf neutral herabgestuft. Sal. Oppenheim ist gegenüber Roche neutral eingestellt, der faire Wert je Aktie liege bei 120 Schweizer Franken. Stimmt diese Einschätzung, sind noch leichte Kursegewinne möglich, denn am Freitag notierte Roche bei 112 Franken.
GlaxoSmithKline aus der Gruppe der "Acquirers" trügen derzeit hingegen ein niedriges Risiko, die von AstraZeneca aus der Gruppe der "Accelerators" sind wegen eines Patentstreits und der noch ungewissen Aufnahme eines neuen Medikaments ein "high risk", so SSSB. Eindeutige Kaufempfehlungen bei "mittlerem" Risiko sprechen die SSSB-Experten für die deutsch-französische Aventis mit einem Zielkurs von 95 Euro aus und für die britische Shire mit einem Ziel von 1150 Pence. Beide Zielkurse liegen um etwa 30 Prozent über den derzeitigen Bewertungen der Aktien. Merrill Lynch glaubt ebenfalls an Aventis, rät zu "strong buy", weil die Aktie derzeit etwas günstiger bewertet sei als die durchschnittliche Bewertung seiner US-Konkurrenten.
Die Shires-Werte seien laut SSSB aber noch mit einem "hohen Risiko" behaftet: Ihr Hauptprodukt, das Schmerzbetäubungsmittel "Adderall", könnte schon im Frühjahr durch einen Nachahmer Konkurrenz bekommen. Dennoch setzt auch Credit Suisse Boston Shire auf die Kauf-Liste.
Auch im laufenden Jahr empfehlen Analysten Aktien aus dem Bereich Pharma und Gesundheit, obwohl dies defensive Werte sind.
Pharmatitel sind besonders dann beliebt, wenn die Konjunktur kränkelt. | (c) apa
LONDON. Manche Medikamente braucht man zum Überleben - auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten kann man nur schwer auf die heilenden Pillen und Säfte verzichten. Daher sind Pharmatitel besonders dann beliebt, wenn die Konjunktur hustet und schwächelt. Nachdem sich schon bald nach dem 11. September 2001 zeigte, daß die wirtschaftlichen Folgen der Terrorattacken auf die USA weniger gravierend als befürchtet sind, stiegen viele Anleger aus den klassischen defensiven Werten wieder aus.
Dieser "Sektorenwechsel" aus den Pharmabereich heraus in vorwiegend prozyklische konsumnahe Aktien ist laut den Experten von Schroder Salomon Smith Barney (SSSB) zwar noch nicht abgeschlossen. Eine Reihe von europäischen Pharmapapieren böten aber dennoch schon attraktive Bewertungen für ein Neuengagement. Ein Einstieg in Pharmaaktien würde sich umso mehr lohnen, wenn die Hoffnungen auf eine baldige Erholung der Weltwirtschaft enttäuscht werden sollten.
Dabei hat die Branche schon bessere Zeiten gesehen: Der Preisdruck steigt aufgrund der Generika (nachgebaute Medikamente), Patente laufen aus, immer seltener werden die "Blockbuster", also neue Medikamente mit hohem Umsatzpotential. Diese Faktoren, so die SSSB-Analysten seien aber nicht neu und bereits weitgehend in den Kursen enthalten. Die Ertragsaussichten der Branche seien jedoch bis 2005 "robust und attraktiv" und besser als in anderen Sektoren, meinen sie.
Europäische Pharmatitel seien derzeit den amerikanischen überlegen: Hier werden Gewinnsteigerungen pro Aktie von durchschnittlich 11,2 Prozent bis 2005 erwartet, in den USA nur ein Zuwachs von acht Prozent.
SSSB teilt die europäischen Pharmafirmen in drei Gruppen ein: die "Acquirers", die wahrscheinlich durch weitere Übernahmen Umsatz und Gewinne steigern würden; die "Accelerators", die überdurchschnittliche Umsatzsteigerungen versprächen, und jene, die unter einem statischen Wachstum litten und nur für Überraschungen gut seien. Dazu zählen die Analysten die beiden Schweizer Flaggschiffe Novartis und Roche. Roche Papiere hätten derzeit ein "hohes Risiko", die von Novartis ein "mittleres". Wertpapieranalysten der Investmentbank Morgan Stanley Dean Witter haben vergangene Woche die Novartis-Aktie von "Outperform" auf neutral herabgestuft. Sal. Oppenheim ist gegenüber Roche neutral eingestellt, der faire Wert je Aktie liege bei 120 Schweizer Franken. Stimmt diese Einschätzung, sind noch leichte Kursegewinne möglich, denn am Freitag notierte Roche bei 112 Franken.
GlaxoSmithKline aus der Gruppe der "Acquirers" trügen derzeit hingegen ein niedriges Risiko, die von AstraZeneca aus der Gruppe der "Accelerators" sind wegen eines Patentstreits und der noch ungewissen Aufnahme eines neuen Medikaments ein "high risk", so SSSB. Eindeutige Kaufempfehlungen bei "mittlerem" Risiko sprechen die SSSB-Experten für die deutsch-französische Aventis mit einem Zielkurs von 95 Euro aus und für die britische Shire mit einem Ziel von 1150 Pence. Beide Zielkurse liegen um etwa 30 Prozent über den derzeitigen Bewertungen der Aktien. Merrill Lynch glaubt ebenfalls an Aventis, rät zu "strong buy", weil die Aktie derzeit etwas günstiger bewertet sei als die durchschnittliche Bewertung seiner US-Konkurrenten.
Die Shires-Werte seien laut SSSB aber noch mit einem "hohen Risiko" behaftet: Ihr Hauptprodukt, das Schmerzbetäubungsmittel "Adderall", könnte schon im Frühjahr durch einen Nachahmer Konkurrenz bekommen. Dennoch setzt auch Credit Suisse Boston Shire auf die Kauf-Liste.