Beste Geschäftsberichte 2002

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Beste Geschäftsberichte 2002

 
01.09.02 10:05
Welche Unternehmen informieren ihre Anleger wirklich gut - und welche nicht? manager magazin hat die Geschäftsberichte der wichtigsten deutschen und europäischen Aktiengesellschaften einem Härtetest unterzogen und prämiert die Topreports.

Frankfurt am Main/Hamburg - Zum achten Mal hat manager magazin die Geschäftsberichte der wichtigsten börsennotierten Aktiengesellschaften untersucht. Rund 260 Reports aus dem Dax, dem MDax, SDax, Nemax 50, dem europäischen Index Stoxx 50 sowie der Börsenneulinge des vergangenen Jahres wurden geprüft. Der mm-Wettbewerb ist der umfassendste Vergleich von Geschäftsberichten in Deutschland und einer der größten in Europa.

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Der Lohn der Mühe:
Die Siegestrophäe
"Der Rufer"

 
Mit dem Düsseldorfer ThyssenKrupp-Konzern  steht in diesem Jahr ein Unternehmen aus dem Deutschen Aktienindex ganz oben auf dem Treppchen. Das Unternehmen erhielt im Rahmen eines Festaktes in Frankfurt die Plastik "Der Rufer" von Vadim Sidur vor allem für die hervorragende Aussagekraft und Transparenz des Geschäftsberichts. Der ThyssenKrupp-Report, der auch durch eine prägnante Sprache und sehr gute grafische Gestaltung besticht, erreichte mit 79,27 Punkten (Höchstzahl: 100) Platz eins unter allen bewerteten Berichten.

Insgesamt sechs der zehn besten Geschäftsberichte stammen von Dax-Unternehmen. Zweiter im Gesamtranking und zugleich Sieger bei den MDax-Unternehmen wurde die Bielefelder Gildemeister AG . Der beste SDax-Bericht kommt von der Mannheimer Holding . Im Nemax 50 siegte die Wiesbadener ACG AG .

Auch Deutsche Börse unter den Siegern

Den besten Report eines Börsenneulings legte die Deutsche Börse AG  aus Frankfurt vor. Unter den ausländischen Unternehmen aus dem Stoxx 50 machte die schweizerische Bank UBS , Zürich, abermals das Rennen.

Die Berichte der Siegerfirmen zeichnen sich aus durch ein hohes Maß an Transparenz und inhaltlicher Qualität. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Vertrauenskrise an den Kapitalmärkten zeigen diese Unternehmen beispielhaft, wie Börsengesellschaften ihre Aktionäre gerade auch in schwierigen Zeiten informieren sollten.

Kriterien: Inhalt, Optik, Sprache, Finanzkommunikation

Wolfgang Kaden, Chefredakteur des manager magazins: "Anteilseigner müssen wissen, wie es um das Unternehmen, dessen Aktien sie besitzen, in Wahrheit bestellt ist. Es ist die Aufgabe dieses Wettbewerbs, die Firmen anzuspornen, wirklich aussagekräftige Geschäftsberichte zu erstellen. Reports, die für weitestgehenden Durchblick sorgen."

Die Geschäftsberichte werden in den Kategorien Inhalt, Optik, Sprache und Finanzkommunikation bewertet. Die wissenschaftliche Leitung lag, wie bereits in den Vorjahren, bei Professor Jörg Baetge vom Institut für Revisionswesen an der Universität Münster.

Die Gutachter unter Leitung von Professor Baetge prüften in diesem Jahr erstmalig auch die Zwischenberichte der Börsenfirmen. Im Vergleich zu den Geschäftsberichten weisen die Quartalsreports noch erhebliche inhaltliche Mängel auf, vor allem bei den wirtschaftlichen Prognosen.

Für die Bewertung der Finanzkommunikation – Aussagekraft, Transparenz und Wahrhaftigkeit der Berichte – zeichnen die Professoren Carl-Christian Freidank und Eberhard Scheffler von der Universität Hamburg verantwortlich. Die visuelle Gestaltung und die sprachliche Qualität der Berichte beurteilten Olaf Leu, Professor für Kommunikationsdesign an der Fachhochschule Mainz, und Professor Rudi Keller vom Germanistischen Seminar der Universität Düsseldorf.

Die drei besten Berichte aus jedem Börsensegment wurden zusätzlich von einer Jury aus erfahrenen Finanzmarktexperten auf ihre Prägnanz und Verständlichkeit hin geprüft. Mitglieder der manager-magazin-Jury sind Elisabeth Weisenhorn (Weisenhorn & Partner), Arno Balzer (manager magazin), Klaus Rainer Kirchhoff (Kirchhoff Consult), Christian Strenger (DWS) und Xaver Zimmerer (Interfinanz).


ThyssenKrupp AG, Gesamt-Sieger und Sieger Dax 30



Im Vorjahr noch hinter der HypoVereinsbank auf Platz 2 im Dax-Vergleich lässt die ThyssenKrupp AG  nun alle Konkurrenten hinter sich: Der Stahlkocher ist mit 79,27 von 100 möglichen Punkten der Gesamt-Sieger des mm-Wettbewerbs. In der Dax-Konkurrenz folgt die HypoVereinsbank  mit 77,81 Punkten dicht auf - mit deutlichem Abstand vor der drittplatzierten Allianz-Gruppe  (72,61).

Auch wenn der Geschäftsbericht von ThyssenKrupp mit 260 Seiten schon fast Roman-Stärke hat, wies Konzernchef Ekkehard Schulz alle schriftstellerischen Ambitionen von sich "Wir wollen kein literarisches Interesse befriedigen", sagte Schulz in seiner Sieger-Rede. Gerade solche Wettbewerbe wie der des manager magazins würden solch unnütze "Eitelkeiten" anprangern und damit unterbinden. Er sei über den Preis mit "Freude und Stolz" erfüllt und bedanke sich bei seinen Mitarbeitern.

Zum Thema "Beeidung von Bilanzen" sagte Schulz: "Wir haben schon immer nur das unterschrieben, was wir für richtig und wahrheitsgemäß hielten." Er wittere in der gesamten Diskussion viel "populistisches Kalkül".

Er beschloss seine Rede mit dem Zitat: "Leistung allein reicht nicht aus, man muss auch jemanden finden, der sie anerkennt."


Gildemeister AG, Sieger MDax



Im vergangenen Jahr war der Bielefelder Maschinenbauer Gildemeister  Erster im SDax und gleichzeitig Gesamtsieger im mm-Wettbewerb. Nach dem Aufstieg in den MDax legte Gildemeister mit 78,61 von 100 möglichen Punkten erneut einen sehr guten Geschäftsbericht vor und muss sich nur dem Gesamtsieger ThyssenKrupp  geschlagen geben. Im MDax kamen zusätzlich die Heidelberger Druckmaschinen AG  (77,55) und Jenoptik  (71,72) aufs Treppchen.

Trotz des zurzeit schleppenden Geschäfts zeigte sich Rüdiger Kapitza über die erneute Auszeichnung sehr erfreut. "Die Märkte sind alle gleichzeitig eingebrochen, sie werden wohl auch alle gleichzeitig wieder anziehen", machte der Gildemeister-Chef seiner Branche Mut.


ACG AG, Sieger Nemax 50


Mit 67,45 von 100 möglichen Punkten ist der Chipbroker ACG  Sieger im Segment Nemax 50. Es folgen der Anbieter von Vakuumtechnik Pfeiffer Vacuum  (64,35 Punkte) vor der Medigene AG  (63,57), einem biopharmazeutischen Unternehmen aus Martinsried bei München.

Cornelius Boersch, Vorstandsvorsitzender von ACG, musste sich den Vorwurf gefallen lassen, den Personenkult um den eigenen Vorstand auf den ersten Seiten des Geschäftsberichts etwas übertrieben zu haben; er gelobte Besserung.

Insgesamt empfindet der ACG-Chef die Notierung am Neuen Markt zurzeit als ein "Spießrutenlaufen". Er forderte mehr Akzeptanz für die Anbieter neuer Technologien und Dienstleistungen. "Allein mit den Dax-Konzernen gewinnen wir international keinen Blumentopf", sagte Boersch.

Angesprochen auf seine Beraterfunktion für FDP-Parteichef Guido Westerwelle gab Boersch ein Tipp weit unterhalb der 18 Prozent ab. "Ich rechne mit einem unteren zweistelligen Ergebnis", so seine Prognose.


Mannheimer AG Holding, Sieger SDax


Mit 69,96 von 100 möglichen Punkten ist der Versicherungskonzern Mannheimer AG Holding  Sieger im SDax. Es folgen das Göttinger Mechatronik- und Biotechnologieunternehmen Sartorius  (67,38 Punkte) auf Platz zwei und der Baustoffspezialist Pfleiderer  (62,55).

"Ich habe ja sonst nicht viel zu tun", scherzte Mannheimer-Chef Hans Schreiber auf die Frage von mm-Redakteurin Eva Müller, wie viel Anteil er denn am Geschäftsbericht habe. Bei einem so kleinem Team wie dem unsrigen, sei fast jedes Wort von ihm verfasst oder kontrolliert worden, schob Schreiber nach.

Angesprochen auf die derzeitige Krise bei den Lebensversicherern brach Schreiber für seine Branche eine Lanze: "Wenn Sie bei einer durchschnittlichen Laufzeit einer Lebensversicherung in Deutschland von 27 Jahren einmal zwei oder drei schwächere Jahre dazwischen haben, ist das gut zu verkraften."


UBS AG, Sieger Stoxx 50


Marcel Ospel, Präsident des Verwaltungsrats der UBS , ist ja schon fast Stammgast beim "Geschäftsbericht des Jahres". Mit 69,32 von 100 möglichen Punkten verteidigten die Schweizer Banker ihren Titel und verwiesen ihre Landsleute von Roche  (62,74) und die Konkurrenz von Barclays  (61,35) auf die Plätze.

Ospel, der bei der Preisverleihung in Frankfurt auch als Hauptredner des Abends fungierte, sprach aus, was alle Teilnehmer sich fast schon sehnlich wünschen. "Gebt den Anlegern das Vertrauen zurück", so sein Aufruf.

Er warnte aber vor einer überstürzten Regulierungswut, die nur eine "ineffiziente Absicherungskultur" in den Unternehmen heraufbeschwören würde. "Staatliche Regeln sind kein Ersatz für Vertrauen", sagte Ospel. Er setze auf die Selbstheilungskräfte der Unternehmen: "The market rules in the end."


Deutsche Börse AG, Sieger Börsenneulinge


Mit 68,43 von 100 möglichen Punkten ist die Deutsche Börse AG  der Sieger im Segment der Börsenneulinge. Es folgen der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport AG  (58,95 Punkte) vor der Nordex AG , dem Norderstedter Systementwickler von Windkraftanlagen (55,39 Punkte).

"Wir haben nicht an der Baisse verdient, sondern ein sehr ausgeglichenes Geschäftsmodell", wies Deutsche-Börse-Vorstand Volker Potthoff den Vorwurf von mm-Chefredakteur Wolfgang Kaden zurück, ein Profiteur der Krise zu sein.

Außerdem wehrte Potthoff sich gegen die Verdammung einzelner Börsensegmente. "Der Nemax trägt zu Unrecht ein Malus mit sich herum, Qualität ist keine Frage des Segments", sagte der für die Xetra-Division verantwortliche Potthoff. Auch von der jetzt in den USA eingeführten Beeidung von Bilanzen halte er nichts. Da geschehe jetzt sehr viel auf "Druck der Straße".


Gruß
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