Es gibt Geschichten, die kann nur die Börse schreiben. Als Markus Koch, es war irgendwann Anfang 2000, mit einem breiten Strahlen vor die Kamera trat, um dem Börsenpublikum - damals war noch die halbe Bevölkerung völlig begeistert von Aktien und Börse - die neusten News von der Wallstreet zu berichten, spitzte man als Zuschauer sofort neugierig die Ohren. Ein Broker von einem bekannten Investment-Haus würde gerade seinen Schreibtisch räumen. Er habe gekündigt! Das ist normalerweise nichts erfreuliches. Der Kündigungsgrund brachte dann aber sofort die Auflösung warum Markus Koch sein Grinsen nicht verbergen konnte. Der Broker hatte für 10.000 USD Call-Optionsscheine auf Yahoo gekauft. Nachdem sich die Aktie dann in der allgemeinen Börseneuphorie innerhalb von wenigen Monaten noch einmal vervierfacht hatte, stellte er seine Optionsscheine glatt und wurde quasi über Nacht zum mehrfachen Millionär.
Es sind solche Geschichten vom plötzlichen Reichtum, von denen wir alle träumen. Das faszinierende und fesselnde an der Börse - da brauchen wir gar nicht darum herumreden - ist die Möglichkeit mit eigenen Händen ein Vermögen aufzubauen. Während man beim Lotto oder im Casino auf höhere Mächte angewiesen ist, geben die Finanzmärkte jedem einzelnen die Chance sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Mit Cleverness und Scharfsinnigkeit, mit kluger Spekulation und dem richtigen Gedanken zur richten Zeit reich werden. Das ist schwierig, aber nicht unmöglich, wenn man die Sache systematisch und mit viel Engagement in Angriff nimmt. Die Theorie ist simpel. Man kaufe ein Hebel10-Zertifikat auf einen DAX-Wert, der sich in einem Aufwärtstrend befindet. Wenn die Aktie um 50% steigt, dann verbucht das Hebelzertifikat einen Gewinn von 500% und aus 10.000 wurden 60.000 Euro. In der Praxis treten Fehlspekulationen leider häufiger ein, als die erhofften großen Gewinne. Dauerhaft auf der Gewinnerseite zu stehen, ist nur mit einer klaren Strategie möglich. Hebelzertifikate und Optionsscheine lassen sich aufgrund ihrer hohen Hebel nicht so einfach traden wie Aktien. Damit die Vorfreude auf Reichtum nicht schon bald einer tiefen Ernüchterung weicht, müssen einige Regeln beachtet werden.
Verlustminimierung hat höchste Priorität
Das Blut eines Spekulanten ist sein Kapital. Ohne Geld kann auch der beste Trader keine Gewinne erzielen. Deshalb hat der Erhalt des Kapitals - gerade beim Trading mit Derivaten - höchste Priorität. Die entscheidende Komponente einer jeden Trading-Strategie ist die Verlusthöhe, die hingenommen werden muss, wenn ein Trade fehlschlägt. Sie können das an einem einfachen Beispiel nachvollziehen. Wenn Sie ein Hebelzertifikat mit 50% Verlust verkaufen müssen, hätte Sie auch genau so gut 5 Chancen wahrnehmen können, auf einen starken Aufwärtstrend zu spekulieren, wenn Sie bereits jeweils nach 10% Verlust die Reißleine für den Trade gezogen hätten. Definieren Sie für jeden Trade - schon bevor Sie die Position eröffnet haben - einen maximalen Verlust, bei dem Sie die den Trade abbrechen werden. Das Risiko, das Sie zwangsläufig eingehen müssen, um nicht zufällig durch eine Volatilitätsschwankung ausgestoppt zu werden, beträgt etwa zwei bis drei Prozent im Underlying. Wenn Sie also darauf spekulieren, dass der DAX steigen wird, sollten dieser zumindest 2% um den Einstand schwanken können, ohne dass Sie Ihre Spekulation abbrechen müssen. Das Verlustrisiko erhöht sich natürlich proportional mit dem Hebel eines Zertifikates. Ein Hebelzertifikat mit Hebel 5 wird 10% verlieren, wenn der DAX um 2% fällt. Ein Hebelzertifikat mit Hebel 15 wird bei gleichem Szenario dagegen schon um 30% verlieren. Eine immense Wichtigkeit kommt deshalb der Einstiegsstrategie zu. Sobald Sie gekauft haben sollte sich der Kurs in die richtige Richtung bewegen.
Das wichtigste beim Hebelzertifikate-Trading ist die Einstiegsstrategie
Die hohe Schwankungsbreite von Optionsscheinen und Hebelzertifikaten führt dazu, dass eine Position öfters durch eine zufällige Schwankung ausgestoppt wird und sich der Kurs gleich danach in die gewünschte Richtung entwickelt. Damit solche zufälligen Positionsverluste weitgehend ausgeschlossen werden können, bietet es sich an folgende Punkte zu beachten.
1.) Bestimmung des übergeordneten Trends
Eine Börsenweisheit lautet: „The trend ist your friend“! Daran sollten Sie sich halten. Das ist vom Prinzip her eine einfach Aussage. Es gibt jedoch kein allgemein gültiges Standardregelwerk, das Ihnen Hinweise darauf gibt, in welcher Trendphase sich der Aktienmarkt gerade befindet. Man darf hier keiner Illusion unterliegen: Trading-Erfahrung ist die wichtigste Komponente, um ein Gefühl für den Markt zu entwickeln. Diese Hürde muss jeder angehende Trader erst einmal überspringen und oftmals mit teurem Lehrgeld bezahlen. Zwei einfach anzuwendende Indikatoren ermöglichen Ihnen eine gute Einschätzung, ob es besser ist die Bullenkappe aufzusetzen oder ins Bärenfell zu schlüpfen:
a) Die Marktbreite:
Gewöhnen Sie sich an regelmäßig die Performance-Listen der großen Indizes zu beobachten. Insbesondere die Zeiträume der letzten vier Wochen und der letzten drei Monate haben hohe praktische Relevanz. Die Interpretation dieser Listen ist einfach und gleichzeitig sehr aussagekräftig. Wenn zum Beispiel 70 Prozent aller Aktien in einem Index in den letzten 3 Monaten deutliche Kursgewinne verbuchen konnten, dann zeigt das, dass sich der gesamte Aktienmarkt in einer guten Verfassung befindet. Werfen Sie dann noch einen kurzen Blick auf die Aktienkurs-Entwicklung des vergangenen Monats und überprüfen Sie, ob hier eine positive Tendenz bestätigt wird. Die Beobachtung der Marktbreite hilft die Kursentwicklung des Index selbst zu interpretieren. Als Faustregel gilt: Ein Aufwärtstrend im Index gilt dann als stark, wenn er von vielen der in ihm enthaltenen Aktien bestätigt wird. Wenn der Index ein neues Hoch bildet, viele Titel aber an ihren alten Bewegungshochs scheitern, dann ist das ein Warnsignal. Der Markt verliert seinen Atem! Kurslisten gibt es beispielsweise bei Wallstreet Online oder Maxblue.
Der NAHL-Indikator subtrahiert die Anzahl der Aktien an der Nasdaq, die ein neues Alltime-Hoch erreicht haben, von allen Werten, die ein neues Allzeit-Tief gebildet haben. Ein NAHL, der die meiste Zeit deutlich über Null schwankt, signalisiert ein positives Marktumfeld. Eine amerikanische Seite, die den Indikator täglich berechnet ist Stockcharts.com
b) Das Sentiment
Langfristig mögen an den Finanzmärkten harte Fakten die Kursentwicklung bestimmen. Kurzfristig ist jedoch einzig entscheidend, ob Aktionäre ihre Aktien verkaufen wollen und ob Marktteilnehmer mit hohen Cash-Beständen nach Gelegenheiten suchen diese zu investieren. Gute Hinweise darauf gibt die Reaktion der Aktienmärkte auf Nachrichten. Es macht deshalb durchaus Sinn die abendlichen Marktberichte zu lesen. Wenn Nachrichten veröffentlich werden, die unter den Erwartungen der meisten Analysten lagen, die Kurse aber trotzdem steigen, dann zeigt das, dass die Bullen in der Überzahl sind. Wenn hingegen nach langen Kursanstiegen gute Nachrichten veröffentlicht werden, die Notierungen im Anschluss aber nachgeben, dann ist das meistens eine Ankündigung, dass die aktuellen Kursniveaus zu hoch und die Märkte anfällig für Korrekturen sind.
2.) Aktienkurse bewegen sich in Wellen. Kaufen Sie prozyklisch antizyklisch!
Es gibt so etwas wie einen natürlich Rhythmus an den Finanzmärkten. Aktienkurse werden aus den Zukunftserwartungen vieler Menschen gebildet. Das Preisverhalten von Aktien ist deshalb nicht linear, sondern schwankt in immer wiederkehrenden, selbstähnlichen Mustern. Tage voller Euphorie wechseln sich ab mit Tagen großer Angst und vielleicht sogar Panik. Erfahrungsgemäß unterschätzen Trader meist die Rücksetzer nach prozyklischen Ausbrüchen. Die Position läuft dann ins Minus und wird ausgestoppt, obwohl sich am übergeordneten Trend nichts verändert hat. Solche Positions-Verluste sind sehr ärgerlich, weil man – lapidar gesagt – richtig aber trotzdem falsch lag. Führen Sie sich das Problem an folgendem Chartbild vor Augen!
Beim Trading mit Aktien fallen solche Timing-Fehler oft gar nicht auf. Der Stopp-Kurs ist ausreichend weit vom Kaufkurs entfernt, so dass man beim ersten Rücksetzer nicht aus dem Markt geworfen wird. Sobald man jedoch mit Hebelzertifikaten oder Optionsscheinen spekuliert, die einen hohen Hebel haben, kann eine wie oben skizzierte Wellenbewegung den Trade sofort deutlich in die Verlustzone führen. Die Lösung dieses Problems liegt im prozyklischen antizyklischen Kauf. Das ist nur scheinbar ein Widerspruch. Der charttechnische Trendverlauf auf der übergeordneten, nächst höheren Zeitebene, muss nach wie vor der Spekulationsrichtung entsprechen. Man nutzt jedoch die natürliche Schwankungsbreite von Aktien, um möglichst günstig auf den Trend aufzuspringen.
Die praktische Konsequenz aus der Tatsache, dass Aktienkurse in wellenförmigen Bewegungen um einen Basistrend schwanken, besteht also darin, stärker nach lokalen Tiefpunkten in Aufwärtstrends Ausschau zu halten, als prozyklische Ausbrüche nach dem Durchbrechen wichtiger Widerstände zu kaufen. Zwei wichtige Hilfsmittel, um solche Bewegungstiefs zu bestimmen, ist zum einen die Candlestick-Charttechnik und zum anderen die Beobachtung der relativen Stärke von Aktien gegenüber ihrem Index. Aktien, die sich in stabilen Aufwärtstrends bewegen, neigen dazu in der Nähe von lokalen Tiefpunkten eine relative Stärke gegenüber dem Gesamtmarkt zu entwickeln. Der folgende Chart zeigt erneut das obige Beispiel, zum Zeitpunkt als der Tiefpunkt (oben mit einem Rechteck markiert) ausgebildet wurde. Der Index ist als Vergleichsmaßstab ebenfalls eingefügt. Die Entwicklung einer aufsteigenden Tendenz im schlechten Marktumfeld ist eindeutig zu erkennen. Relative-Stärke-Betrachtungen geben insbesondere an charttechnischen Schlüsselpunkten zuverlässig Hinweise über die zu erwartende Kursbewegung.
Fassen wir obiges zu drei wichtigen Grundregeln zusammen, die Sie unbedingt beachten sollten, wenn Sie mit Hebelzertifikate oder Optionsscheine auf einen langfristigen Aufwärtstrends spekulieren wollen.
- Bestimmen Sie den übergeordneten Trend. Traden Sie ausschließlich in Richtung des leichteren Widerstandes.
- Kapitalsicherheit steht an erster Stelle. Setzen Sie vor dem Kauf der Positionen einen maximalen Verlust fest, den Sie bereit sind zu riskieren. Verkaufen Sie spätestens dann, wenn dieser Verlust erreicht wurde.
- Kaufen Sie prozyklisch antizyklisch. Dann erhöhen Sie Ihre Chancen an einer längeren Trendbewegung partizipieren zu können, ohne von einer zufälligen Kursschwankung ausgestoppt zu werden.
Das große Ziel immer vor Augen: Der perfekte Trend!
Keine Frage: Es kann verdammt viel Spass machen innerhalb von wenigen Tagen einen Gewinn von 25% mit einem Hebelzertifikat einzusacken. Solche schnellen - aber kleinen - Gewinne haben den Nachteil, dass Ihr Depot damit nie den ganz großen Sprung nach oben machen wird Auch würde Markus Koch Sie mit dieser Leistung wohl nicht in einer Reportage erwähnen. Das große Ziel sollte ein anderes sein: Wir wollen einen neuen Tenbagger finden. Eine Aktie, die Gewinne von 1000% und mehr verspricht. Das hört sich jetzt utopisch an. Genau genommen, reicht dafür aber schon eine hochkapitalisierte Aktie, die um 50 bis 100 Prozent steigt. So etwas kommt allein im deutschen DAX jährlich mehrmals vor. Für solche Aktien gibt es zahlreiche Optionsscheine und Hebelzertifikate, die einen steigenden Aktienkurs erst richtig versüßen. Darum gilt auch bei der Spekulation mit Derivaten eine der wichtigsten Börsenregeln: "Gewinn laufen lassen, Verluste begrenzen". Sie werden viele Versuche benötigen, um einmal auf einen perfekten Trend zu reiten. Lassen Sie sich von dabei Rückschlägen nicht demotivieren. Denn wenn es einmal gelingt, dann wird die Belohnung ein extrem hoher Gewinn sein.
Trading-Beispiel für einen perfekten Trend:
- Ein Hebelzertifikatt auf einen aussichtsreichen DAX-Wert wird gekauft, sobald dieser ein festes lokales Tief gebildet hat. Der Stopp-Kurs wird 20% unter dem Einstandskurs gesetzt
- Wenn das Hebelzertifikat einen Gewinn von 15% erreicht hat, wird der Stopp-Kurs auf Break-Even nachgezogen.
- Sobald das Hebelzertifikat einen Gewinn von 30% erreicht hat, wird der Stopp-Kurs auf +15% nachgezogen.
- Jetzt wird eine gehörige Portion Glück darüber entscheiden, ob die Aktie weiter nach oben läuft. Wir verkaufen erst bei Gewinnen im zertifikat von über 500%. D.h. die Aktie muss bei einem Hebel10-Zertifikat, um 50% steigen.
Prozyklische Ausbruchsstrategien für schnelle Trendbewegungen
Fassen wir obiges noch einmal kurz zusammen: Bei der Spekulation auf langfristige Trends ist es sinnvoll eine prozyklisch antizyklische Einstiegsstrategie zu wählen. Um als Trader an schnellen Trendbewegungen in der Größenordnung fünf bis zehn Prozent zu partizipieren, kann es einem jedoch egal sein, ob im Anschluss an den Break-Out der Aktienkurs noch einmal deutlich zurück kommt. Es ist nur wichtig, dass die Aktie von einer Welle von Kauforders möglichst schnell nach oben gezogen wird