Banken rechnen sich schön

Beiträge: 15
Zugriffe: 696 / Heute: 2
das Zentrum d.:

Banken rechnen sich schön

 
12.05.01 11:43
Banken rechnen sich schön

Börsen-Zeitung, 12.5.2001

Der Versuch, Unschönes schönzureden, ist meist allzu durchsichtig und deshalb wenig erfolgversprechend. Dass namentlich die Großbanken von dieser Unsitte dennoch nicht lassen können, ist seit vielen Jahren bekannt. Die Frage ist eigentlich nur noch, ob man sich über jede Wiederholung dieser Rechenkunststücke oder deren vermeintlich innovative Abwandlung immer noch ärgern oder nur mehr amüsieren soll. Commerzbank und Dresdner Bank haben jedenfalls in dieser Woche einmal mehr gezeigt, dass sie es nicht lassen wollen. Die aktuellen Quartalsergebnisse sind im periodenechten Vorjahresvergleich schlecht. Also will man sie etwas besser aussehen lassen. Und so halten die Gelben die Gegenüberstellung der sich entsprechenden Zeiträume für "wenig aussagekräftig" und die Grünen für "nicht ausreichend". Stattdessen wird je nach Institut und je nach Ertrags- oder Aufwandsposition wahlweise lieber das teils noch schlechtere vierte Quartal oder der Durchschnitt 2000 oder - eine neue Variation der Dresdner - "der Durchschnittswert der drei Folgequartale (des ersten Quartals) des Vorjahres" herangezogen. Mit Verlaub: Halbwegs professionelle Leser dieser Zahlenwerke sollten doch selbst beurteilen können, mit welchen Maßstäben sie an die Ergebnisse herangehen, es bedarf der Belehrungen in Zwischenberichten und Waschzetteln insofern nicht. Die Banken mögen sich mit Recht über gelungene Ertragswenden und was auch immer freuen. Aber Schlechtes sollte schlecht bleiben. Das wäre ehrlicher und damit wesentlich glaubwürdiger.  
chartgranate:

irgendwie beruhigend

 
12.05.01 12:55
zu wissen,daß in dieser schönen Welt jeder eigentlich jeden bescheisst und verarscht (entschuldigt die deftigen Ausdrücke,aber mir fallen dazu gerade keine Fremdwörter ein)!
das Zentrum d.:

das will was heißen ! keine Fremdwörter ?

 
12.05.01 13:00
so überraschend ist doch das nicht, oder? Ich war jedenfalls nicht sonderlich überrascht, als ich diesen Artikel gelesen habe.
chartgranate:

in keinster Weise überraschend,stimmt

 
12.05.01 13:10
aber immer wieder partiell desillusionierend (ha,das zu meiner Ehrenrettung :-))
DarkKnight:

fällt unter: vertrauensbildende Maßnahmen o.T.

 
12.05.01 14:23
cap blaubär:

irgenwie aberauch klar

 
12.05.01 14:45
Kundenauspressen dank direktbanken schwieriger,von Wertpapieren null Ahnung,Filialnetz zu dicht=unrentabel Privatkundengeschäft zuschußsache,Firmenkredite zu risikoreich
wo bitteschön soll da Knete gebacken werden
da muss ein Wandel erfolgen Fanartikelverkauf wie original Kohlhausensandalen oder Breuerjogginhosen sollten dem Ergebnis zu neuen höhen verhelfen,weitere Artikel wie Tshirts mit Portraits und FFMzentralenaufdruck sind geplant
blaubärgrüsse  
SchwarzerLor.:

Banken sind die modernen Raubritter.

 
13.05.01 09:45
Immer da zum Abkassieren. Sieht man alleine schon, wenn man Soll- und Habenzinsen vergleicht.
mothy:

@ SchwarzerLord

 
13.05.01 11:07
es ist immer wieder schön, wie einfach es sich gemacht wird die Soll-und Habenzinsen zu vergleichen, dies ist der größte Schwachsinn denn es gibt.
Dann frage ich mich natürlich wieso in den letzten Jahren die Zinsspanne bei den Banken immer kleiner wird. Z.Zt. belaufen sich die Zinsspannen bei den Banken zwischen 2,5 % und 3,00 %.

Dann frag ich mich wie kommt diese geringe Zinsspanne bei den hohen Sollzinsen und den geringen Habenzinssätzen zustande.

Gibt es etwa anlagegrundsätze? dürfen die Banken etwa nich alles verleihen?
Schonmal informiert.
DarkKnight:

die Banken verdienen ihr Geld durch das sog.

 
13.05.01 14:50
Aktiv-Passiv-Management, kurz gesagt: die Rendite der eingehenden und ausgehenden Gelder (sorry an alle Bänker) ... was den Jahresabschluß und den sog. "Ergebnisausweis" betrifft: der ist manippulierbar bis zum Geht-nicht-mehr. Hintergrund: Weltwirtschaftskrise in den 20ern und Vorsorge nach 49 dadurch, daß den Banken "vertrauensbildende Maßnahmen" auch bilanziell ermöglicht werden (Stichwort: Überkreuzkompensation, bitte selbst nachlesen, zu viele Details). Wir werden niemals als Öffentlichkeit die wahre Lage einer Bank analysieren können unter HGB-Gesichtspunkten. Das ist auch gut so. Die Interessen der Deutschland AG liegen woanders. Man bedenke nur, was der (m. E. zutreffende) Begriff "Peanuts" angerichtet hat. Die Banken wissen heute noch nicht, wo und warum sie Geld verdienen, es gibt keine Form der Kostenrechnung, die das Bankgeschäft abbilden kann. Früher haben die Bänker über "Volumen" gesteuert (je mehr Kunden, je mehr Kredite, umso besser), heute über Aktiv-Passiv-Management (eingehende Renditen > ausgehende Verzinsung?) ... allles nur Hilfskonstruktionen.

For any further questions: please read: "the macroeconimic Model of Deutsche Bundesbank", hehehe
SchwarzerLor.:

Oh mothy, nimm doch nicht gleich alles so Ernst.

 
13.05.01 15:56
Meinst Du denn wirklich, daß ich Banken nur nach Soll/Habenzinsen vergleiche? Schließlich arbeiten in meinem näheren Freundes-/Bekanntenkreis einige Leute bei der Bank. Gehörst Du etwa auch dazu? Anders läßt sich Deine Empörung nicht erklären. Aber: So ganz von der Hand zu weisen ist das nicht, was ich da geschrieben habe - schließlich geht es bei den Habenzinsen sehr schnell runter, wenn sich am Kapitalmarkt die Zinsspirale nach unten dreht. Und umgekehrt dauert es seeeeehr laaaaange, bis entsprechende Zinsvorteile an den Verbraucher weitergegeben werden. Soll ich wegen denen auch noch eine heimliche Träne wegdrücken? Nein, den Banken geht es wirklich sehr gut alles in allem.
das Zentrum d.:

Die Finanzkraft der Massen

 
13.05.01 16:22
ich habe mal ein wenig in alten Büchern gestöbert und einiges zur Entstehung der Banken und Zinsen zusammengetragen. Eigentlich muss man dazu noch viel mehr schreiben aber das war mir dann doch zuviel.

Lange Zeit vor der Entstehung von Banken und Aktiengesellschaften wurden die privaten Ersparnisse gehortet und damit dem Zugriff der Allgemeinheit entzogen. Die mageren Ersparnisse des Fleischers, der Schankkellnerin, des Flickschusters oder Taglöhners wanderten in ein Versteck, und keiner konnte diese Ersparnisse nutzbringend einsetzen. Zum Teil war für dieses Verhalten die religiöse Doktrin des Mittelalters verantwortlich, die die Entgegennahme von Kreditzinsen untersagte. Als offenkundig wurde, dass Kaufleute, Könige und der Papst Kredite in Anspruch zu nehmen beabsichtigten, wusste man diese Doktrin jedoch sehr bald außer Kraft zu setzen. Die herrschende Klasse gelangte zu dem Schluss, man täte gut daran, das Verleihen von Geldern dadurch zu fördern, dass man den Kreditgeber dafür Zinsen nehmen ließ.

Allerdings besteht ein eklatanter Unterschied zwischen dem Geldverleih durch eine Privatperson, die mehr Geld besitzt, als sie ausgeben kann, und dem Kreditgeschäft, wie es von Banken praktiziert wird. Dieser Unterschied äußert sich dadurch, dass die Bank die Kreditvergabe gewerbsmäßig ausübt. Die Bank tritt als Vermittlerin zwischen jenen Personen auf, die über Kapital, nicht jedoch über die Fähigkeit bzw. Bereitschaft verfügen, ihre Ersparnisse gewinnbringend einzusetzen, und anderen, die zur Führung eines Unternehmens fähig und bereit sind, allerdings nicht über das dafür erforderliche Kapital verfügen. Die Banken sind auf diese Tätigkeit spezialisiert und sind mit ihrem Spezialwissen besser als andere in der Lage, überschüssiges Kapital zu sammeln und dort zu platzieren, wo es am nutzbringendsten ist. Auf diese Weise kann sogar ein Schüler seinen Verdienst aus einem Ferienjob gewinnbringend einsetzen, indem er ihn einer lokalen Bank anvertraut, die dieses Geld in der Folge einem anderen Mitglied der Gemeinde als Kredit verleiht, wobei sich der Kreditnehmer den gesetzlichen Vorschriften unterwirft, die ihn zur Rückzahlung des Betrages einschließlich der Zinsen verpflichten. Die Bank verdient an der Spanne zwischen Einlagenzinsen und Kreditzinsen.

Die meisten Leute kommen mit der Finanzwelt erstmals dann in Berührung, wenn sie ein Gehaltskonto eröffnen. Ein Gehalt mag von der Summe her gering erscheinen, bei 50.000 Konten wachsen die Beträge jedoch rasant an. Eine Bank ist also ein riesiges Reservoir, in das Menschen ihr Geld fließen lassen und dafür einen Teil vom Gewinn abbekommen, den die Bank für den Weiterverleih dieses Geldes in Form von Krediten an andere Privatpersonen und Unternehmen erlöst.

Wenn Banken Kredite vergeben, wird jener, der einen solchen Kredit in Anspruch nimmt, zum Schuldner. Unternehmer verabscheuen Bankverbindlichkeiten, denn wenn mit dem Unternehmen etwas schiefläuft, könnte die Bank die Zwangsvollstreckung einleiten und das Unternehmen liquidieren. Viele Unternehmer ziehen es daher vor, ihren Betrieb durch den Verkauf von Unternehmensanteilen an ein öffentliches Publikum zu finanzieren. Diese Unternehmensanteile werden als Kapitalanleihe oder Aktienkapital bezeichnet. In früheren Zeiten wurden solche Transaktionen an einem als „Markt“ bezeichneten Platz vorgenommen. Unter einen Markt verstand man damals einen von den lokalen Behörden ausgewählten, genau abgegrenzten Platz, an dem Geschäfte abgeschlossen werden durften. Zweck dieser örtlichen Eingrenzung war es, die Öffentlichkeit auf  Geschäftsabschlüsse aufmerksam zu machen. Einer dieser so entstandenen Märkte war der Aktienmarkt – ein Ort, an dem Unternehmensanteile zwischen verschiedenen Anlegern gehandelt werden. Die Deutsche Börse ist ein Beispiel für das Pendant zu den damaligen Märkten.

Um noch mal auf die Frage womit verdient die Bank ihr Geld oder ist der Unterschied zwischen Soll und Haben zu groß zurückzukommen, möchte auf folgendes hinweisen.
Wer ausreichende Möglichkeiten hat, sein Geld gewinnbringend einzusetzen, bedarf nicht der Dienste einer Bank.( es sei denn, um Geschäfte abzuwickeln)
Es ist also müßig sich über den Habenszins aufzuregen!

Wer Bedarf an Kapital hat muss den Sollzins bezahlen und der orientiert sich am Markt. Nehme ich allerdings die Dienstleistung der Bank in Anspruch, da ich selber keine Anlagealternative habe, so muss ich für diese Leistung bezahlen. Ist doch klar, oder kennt ihr einen Dienstleister, der umsonst arbeitet?

Es ist also müßig darüber zu diskutieren, ob nun die Differenz zwischen Sollzins und Habenzins zu hoch oder zu niedrig ist.

In diesem Sinne noch einen schönen Sonntagabend
das Zentrum d.:

wirklich lesenswert ! o.T.

 
13.05.01 19:19
mothy:

@ SchwarzerLord

 
13.05.01 19:21
fühle mich nicht angegriffen u. bin auch nicht beleidigt, ich sehe das alles ganz gelassen. Ich bin doch froh das wir als Bänker die Kunden ausnehmen können
*g* :-) (nicht ernst nehmen)

Naja, überall gibt es was zu meckern und die Ungerechtheit.

Wünsche uns noch gute Geschäfte.

mothy
DarkKnight:

@dZdM: thanks, perfekte und erschöpfende

 
13.05.01 19:37
Definition für: Aktiv-Passiv-Management

PS: weißt ja, mit 39 geht fast nix mehr, nur noch müde Einzeiler statt erschöpfende Analysen

CU
das Zentrum d.:

An soetwas traue ich mich auch nur noch Sonntags

 
13.05.01 20:15
heran. Braucht halt ne Menge Zeit bis man alles zusammen hat und dann auch noch niedergeschrieben ist. Aber ich denke das ist es Wert. Manche historische Details waren auch für mich neu und sind für viele hier bestimmt interessant.
Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen
--button_text--