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WIEN (apa). Der börsenotierte steirische Leiterplattenproduzent AT&S hat am Dienstag das erste Verlustquartal seit seinem Börsegang 1999 bekanntgegeben und erklärt, sein Hauptprodukt werde in den kommenden Monaten einen Preisverfall von bis zu 20 Prozent hinnehmen müssen. Dennoch äußerte sich das Management in Wien vor Journalisten nahezu euphorisch über die erzielten Ergebnisse: Der in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahrs erzielte Rückgang des Umsatzes von nur neun Prozent sei "sehr erfreulich", das Ergebnis sei "beeindruckend und nahezu einmalig". Die Börse scheint die Wertung der AT&S-Vorstände Willi Dörflinger und Harald Sommerer (Finanzen) zu teilen: Das Papier legte bis um 13.00 Uhr um etwa 7 Prozent auf 12,00 Euro zu.
Für das Gesamtjahr (per 31.3.2002) erwartet AT&S einen um 15 Prozent niedrigeren Umsatz in der Höhe von 275 Mill. Euro. Das EBIT werde voraussichtlich "leicht positiv" sein. Eine Trendumkehr nach oben sei "kurzfristig" nicht in Sicht, sagte Dörflinger, der sich freilich "mittelfristig" von einem neuen Mobilfunk-Boom durch UMTS überzeugt zeigte.
Schließungskosten von 16 Millionen Euro für Werk in Augsburg
AT&S erzielte im dritten Quartal seines Geschäftsjahres ein positives Betriebsergebnis (EBIT) - dies allerdings ohne die Kosten von 16 Mill. Euro, die durch die Schließung des Werks im deutschen Augsburg angefallen sind. Diese einmaligen Schließungskosten eingerechnet, belief sich der EBIT-Verlust im dritten Quartal auf (minus) 10,9 Mill. Euro. Operativ sei AT&S also sowohl im Quartal als auch nach neun Monaten in den schwarzen Zahlen, argumentierte Vorstandschef Dörflinger.
Der erwartete Umsatzrückgang sei zum größten Teil auf den Umsatzausfall durch die Schließung des deutschen Werks zurück zu führen, hieß es. Allein bezogen auf die österreichische Produktion würden die Erlöse um lediglich vier Prozent sinken. Dies sei angesichts von Umsatzeinbrüchen um die 40 Prozent etwa in den USA und der Schließung eines europäischen Konkurrenten ein gutes Ergebnis und habe unter dem Strich zu "Marktanteilsgewinnen" geführt, unterstrich Dörflinger.
Für heuer Preisverfall bei Leiterplatten von 15 bis 20 Prozent erwartet
Einen Aufschwung in der Handybranche erwartet AT&S freilich nicht vor Sommer/Herbst dieses Jahres. Im heurigen Jahr sei ein Preisverfall bei den Leiterplatten von 15 bis 20 Prozent zu erwarten, der durch Sparmaßnahmen, Verbesserungen im Produktionsprozeß und Mehrabsatz kompensiert werden soll.
Zur möglicherweise bevorstehenden börserechtlichen Untersuchung wegen Insiderverdachts erläuterte Sommerer, daß es sich bei dem Stein des Anstoßes - dem Verkauf von 4.000 Aktien Anfang Jänner - um eine langfristig aufgegebene Limit-Order gehandelt habe. Diese sei durch den Höhenflug der Aktie in den ersten Jännertagen ausgelöst worden. Erst danach habe ein wichtiger Kunde das Unternehmen von einer wieder schwächer werdenden Nachfrage unterrichtet - was zu einer Umsatzwarnung geführt habe.
Die 145 Mill. Euro teure Investition in ein modernes Leiterplattenwerk in Shanghai/China befindet sich "weitgehend auf Plan", sagte Dörflinger. Zu Jahresende 2002 soll das neue Werk die ersten HDI-Microvia-Platten liefern. Für das Gesamtjahr 2002/03 rechnet AT&S mit einem Umsatzbeitrag von 5 bis 10 Mill. Euro aus dem Reich der Mitte. Im Jahr 2003/04 soll Shanghai bereits etwa 20 Prozent des Gesamtumsatzes von AT&S stellen.