Abbildung 1: Aixtron LiDAR Technologie wird für die Apple FaceID verwendet
Zu Aixtron könnte ich unendlich viel schreiben, so spannend ist die Story dieses Unternehmens: Es handelt sich um eine Universitätsausgründung aus dem Fachbereich Maschinenbau in Aachen, die heute über 1.000 Mitarbeiter beschäftigt. In den vergangenen Jahren wuchs der Umsatz um durchschnittlich 15% p.a., für 2023 ist ein Wachstum von 30% avisiert. Durch einen gleichzeitigen Anstieg der Gewinnmarge (EBITDA) von 20% auf 29% springt der Gewinn um über 50% an. Das EV/EBITDA von 16 ist vor dem Hintergrund dieser Entwicklung ziemlich günstig, zumal Aixtron kaum Schulden hat und sogar eine Dividende (derzeit 1,5%) bietet.
Ich hatte die Gelegenheit, IR-Chef Christian Rottler zunächst im Vortrag zu hören und anschließend persönlich zu sprechen. Er gab sich alle Mühe, die technischen Prozesse mit den verschiedenen Materialien eingehend zu erklären. Auf den Maschinen von Aixtron werden Wafer beschichtet, die anschließend für Netzteile eingesetzt werden, Powerbanks, Micro-LEDs für Bildschirme, Laser-Dioden (Marktanteil weltweit: 100%), die in die LiDAR-Technologie eingehen, wie sie für Apples Face-ID verwendet werden, bis hin zu Quantum-Technologien und Weltraum-Anwendungen.
Ich habe aus dem Gespräch mitgenommen, dass Aixtron von einer perfektionistischen Forschungseinrichtung zu einem Unternehmen herangewachsen ist. Das äußert sich ganz einfach darin, dass vor fünf Jahren die Grundsatzentscheidung getroffen wurde, bei der Verlässlichkeit nicht mehr die 99,999% anzustreben, sondern mit bspw. 95% zufrieden zu sein, wenn das für fast alle Kunden ausreicht. Die letzten Prozent an Verlässlichkeit verursachen überproportional hohe Kosten, die von den meisten Kunden nicht bezahlt werden.
Die Wirtschaftlichkeitsrechnung ist ganz einfach: Lohnen sich die Zusatzkosten für eine Aixtron-Maschine mit hoher Zuverlässigkeit, wenn das Ausschussmaterial diese Zusatzkosten gar nicht übersteigt? Auf der Suche nach dem vernünftigen Verhältnis zwischen Zuverlässigkeit und Ausschusskosten hat Aixtron nun also Wirtschaftlichkeitsberechnungen angestellt, die dazu führen, dass die Maschinen heute für Kunden attraktiv sind, denen sie vor wenigen Jahren noch zu teuer waren.
Übrigens, für eine Aixtron-Maschine müssen Sie mit einem Preisschild von rund 3,5 Mio. EUR rechnen. Doch die Maschinen selbst sind gar nicht so einmalig, sagt Rottler. 80% der Bestandteile von Aixtron-Maschinen seien identisch. Das Know-how von Aixtron steckt in der Konfiguration der Maschinen, die für jede Anwendung unterschiedlich ist.
Durch den Schritt zu 95% hat sich Aixtron also neue Kunden erschlossen und die Kosten deutlich gesenkt. Zusätzlich hat das Unternehmen bereits auf das neue Wafer-Format 200 mm statt bislang 150 mm investiert, die aktuellen Maschinen werden zwar mit den 150 mm Modulen ausgeliefert, lassen sich jedoch jederzeit auf 200mm umrüsten. Damit ist Aixtron der Konkurrenz einen Schritt voraus und erfährt nach Aussage von Rottler heute schon großes Interesse nach diesen neuen Maschinen.
Dies zeigt sich auch in der Auftragsentwicklung, die gerade im Q2 sehr gut aussieht. Die Aktie spiegelt diese Entwicklung ebenfalls wider, ein Plus von 4% in den vergangenen 12 Monaten nehmen den absehbaren Erfolg bereits zum Teil vorweg. Dennoch steht das EV/EBITDA erst bei 16, die PEG steht bei 0,3. Sollte es sich um den typischen Maschinenbauzyklus handeln, so kann ich diese niedrigen Bewertungskennziffern nachvollziehen. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass die neuen Maschinen zu einem nachhaltigen Umsatzsprung führen. In diesem Fall ist die Aktie noch immer günstig.
Gruß


baggo-mh
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