Deutsche Bank verprellt Anleger
von Reinhard Hönighaus, London, Angela Maier und Fidelius Schmid, Frankfurt
In einer bisher einmaligen Aktion hat die Deutsche Bank ihren in Not geratenen Immobilienfonds vorübergehend geschlossen. Jetzt können Anleger ihre Anteile am Fonds Grundbesitz-Invest nicht mehr zurückgeben.
Seit der Auflage des ersten Immobilienfonds vor 40 Jahren ist noch nie ein Fonds geschlossen worden. Zwar hat die Krise am Markt für Büro- und Gewerbeimmobilien eine Reihe von Fonds in Schieflage gebracht. Bislang sprangen aber stets die Mutterhäuser mit Liquidität ein: vergangenes Jahr etwa die Deka-Bank, der Allianz-Konzern und die HypoVereinsbank. Dies sollte eine Vertrauenskrise dieser Anlageform verhindern.
Beim 6 Mrd. Euro schweren Fonds Grundbesitz-Invest haben Anleger Branchenkreisen zufolge allein am Montag Anteile im Volumen von 300 Mio. Euro zurückgegeben. Zuvor war durchgesickert, dass die Deutsche Bank hohen Abschreibungsbedarf bei deutschen Fondsimmobilien festgestellt hat.
Keine Stützungsaktion geplant
Der Rücknahmestopp sei beschlossen worden, "um alle Anteilseigner des Grundbesitz-Invest in ihren Handlungsmöglichkeiten gleichzustellen", teilte DB Real Estate mit. Dies deutet darauf hin, dass die Deutsche Bank keine Stützungsaktion für ihren Fonds plant. Falls die Neubewertung der Immobilien wie erwartet Abschreibungsbedarf ergibt, würde dieser somit den Wert der Fondsanteile senken.
Branchenexperten vermuten, dass die Bank den Fonds abwickeln und die Immobilienbestände über ihr Investmentbanking verkaufen will. Man werde den Wert der Bestände "nicht für etwaige Paketverkäufe oder andere Schließungsaktionen auf das Niveau von Zerschlagungswerten" senken, sagte Gernot Archner vom Bundesverband der Immobilien-Investment-Sachverständigen der FTD.
Furcht vor Branche
Nun befürchtet die Branche, dass Anleger auch bei offenen Immobilienfonds anderer Anbieter massiv Anteile zurückgeben. Konkurrenten fordern, dass die Deutsche Bank ihren Fonds stützt. Auch Jochen Sanio, Chef der Finanzaufsicht BaFin, dringe auf Hilfe durch die Bank, hieß es in Finanzkreisen.
"Die Frage ist, ob den Anlegern aus der anstehenden Neubewertung des Grundbesitz-Invest ein Wertverlust entsteht", sagte Sanio. Abzuwarten sei, "ob ein möglicherweise negatives Ergebnis auf den Wert der Anteile durchschlägt. Und vor allem, welchen Sanierungsbeitrag das Mutterhaus leistet."
Eine Stützungsaktion der Deutschen Bank würde ihr Ziel einer Eigenkapitalrendite vor Steuern von 25 Prozent gefährden. Diese Marke will Bank-Chef Josef Ackermann 2005 erstmals erreichen. Die Schließung des Fonds könnte viele deutsche Privatkunden vor den Kopf stoßen. Zudem konterkariert sie die Anstrengungen der Bank, ihr Image zu verbessern.
In den Fonds hatten 300.000 Anleger investiert. Der Deutschen Bank zufolge bleiben Fondsbesitzer auf ihren Anteilen sitzen, wenn sie diese nicht vor Montagnachmittag zurückgegeben haben.
Viel versprochen
Flexibilität Anbieter von offenen Immobilienfonds werben damit, dass Anleger Anteilsscheine ständig erwerben und jederzeit zurückgeben können - im Gegensatz zu geschlossenen Fonds.
Vorsorge Durchschnittliche Renditen von über sechs Prozent galten bei offenen Immobilienfonds lange als normal. Viele Privatleute setzten in den Jahren der Börsenflaute auf diese Anlageform, um fürs Alter zu sparen.
Flaute Zuletzt ist die Branche in die Krise geraten. Hauptgrund dafür: sinkende Büromieten und viele leer stehende Gebäude.
von Reinhard Hönighaus, London, Angela Maier und Fidelius Schmid, Frankfurt
In einer bisher einmaligen Aktion hat die Deutsche Bank ihren in Not geratenen Immobilienfonds vorübergehend geschlossen. Jetzt können Anleger ihre Anteile am Fonds Grundbesitz-Invest nicht mehr zurückgeben.
Seit der Auflage des ersten Immobilienfonds vor 40 Jahren ist noch nie ein Fonds geschlossen worden. Zwar hat die Krise am Markt für Büro- und Gewerbeimmobilien eine Reihe von Fonds in Schieflage gebracht. Bislang sprangen aber stets die Mutterhäuser mit Liquidität ein: vergangenes Jahr etwa die Deka-Bank, der Allianz-Konzern und die HypoVereinsbank. Dies sollte eine Vertrauenskrise dieser Anlageform verhindern.
Beim 6 Mrd. Euro schweren Fonds Grundbesitz-Invest haben Anleger Branchenkreisen zufolge allein am Montag Anteile im Volumen von 300 Mio. Euro zurückgegeben. Zuvor war durchgesickert, dass die Deutsche Bank hohen Abschreibungsbedarf bei deutschen Fondsimmobilien festgestellt hat.
Keine Stützungsaktion geplant
Der Rücknahmestopp sei beschlossen worden, "um alle Anteilseigner des Grundbesitz-Invest in ihren Handlungsmöglichkeiten gleichzustellen", teilte DB Real Estate mit. Dies deutet darauf hin, dass die Deutsche Bank keine Stützungsaktion für ihren Fonds plant. Falls die Neubewertung der Immobilien wie erwartet Abschreibungsbedarf ergibt, würde dieser somit den Wert der Fondsanteile senken.
Branchenexperten vermuten, dass die Bank den Fonds abwickeln und die Immobilienbestände über ihr Investmentbanking verkaufen will. Man werde den Wert der Bestände "nicht für etwaige Paketverkäufe oder andere Schließungsaktionen auf das Niveau von Zerschlagungswerten" senken, sagte Gernot Archner vom Bundesverband der Immobilien-Investment-Sachverständigen der FTD.
Furcht vor Branche
Nun befürchtet die Branche, dass Anleger auch bei offenen Immobilienfonds anderer Anbieter massiv Anteile zurückgeben. Konkurrenten fordern, dass die Deutsche Bank ihren Fonds stützt. Auch Jochen Sanio, Chef der Finanzaufsicht BaFin, dringe auf Hilfe durch die Bank, hieß es in Finanzkreisen.
"Die Frage ist, ob den Anlegern aus der anstehenden Neubewertung des Grundbesitz-Invest ein Wertverlust entsteht", sagte Sanio. Abzuwarten sei, "ob ein möglicherweise negatives Ergebnis auf den Wert der Anteile durchschlägt. Und vor allem, welchen Sanierungsbeitrag das Mutterhaus leistet."
Eine Stützungsaktion der Deutschen Bank würde ihr Ziel einer Eigenkapitalrendite vor Steuern von 25 Prozent gefährden. Diese Marke will Bank-Chef Josef Ackermann 2005 erstmals erreichen. Die Schließung des Fonds könnte viele deutsche Privatkunden vor den Kopf stoßen. Zudem konterkariert sie die Anstrengungen der Bank, ihr Image zu verbessern.
In den Fonds hatten 300.000 Anleger investiert. Der Deutschen Bank zufolge bleiben Fondsbesitzer auf ihren Anteilen sitzen, wenn sie diese nicht vor Montagnachmittag zurückgegeben haben.
Viel versprochen
Flexibilität Anbieter von offenen Immobilienfonds werben damit, dass Anleger Anteilsscheine ständig erwerben und jederzeit zurückgeben können - im Gegensatz zu geschlossenen Fonds.
Vorsorge Durchschnittliche Renditen von über sechs Prozent galten bei offenen Immobilienfonds lange als normal. Viele Privatleute setzten in den Jahren der Börsenflaute auf diese Anlageform, um fürs Alter zu sparen.
Flaute Zuletzt ist die Branche in die Krise geraten. Hauptgrund dafür: sinkende Büromieten und viele leer stehende Gebäude.