Kreise - Druck auf Freenet-Chef Spoerr wächst
Montag, 1. Dezember 2008, 15:40 Uhr Diesen Artikel drucken[-] Text [+]
Köln, 01. Dez (Reuters) - Freenet(FNTG.DE: Kurs)-ChefEckhard Spoerr gerät Kreisen zufolge zunehmend unter Druck. Mangels einer erkennbaren Strategie für die Zukunft des Unternehmens gehe die Geduld der Gesellschafter langsam zu Ende, hieß es am Montag im Umfeld des Unternehmens. Die Stimmen für einen Führungswechsel mehrten sich, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen. "Das Fass wird immer voller", sagte eine Person. Auch der Finanzinvestor Permira[PERM.UL] sehe die Arbeit von Spoerr zunehmend kritischer.
Noch auf der Hauptversammlung im August hatte sich die Mehrheit der Eigner hinter das Team von Spoerr und Aufsichtsratschef Helmut Thoma gestellt. Dabei profitierte das Management insbesondere von der Unterstützung Permiras. Mit Freenets Übernahme von Debitel wurde der frühere Debitel-Eigner neuer Großaktionär von Freenet. Zudem schlug sich der britische Fonds Hermes, der fünf Prozent hält, auf dem Aktionärstreffen auf die Seite der Unternehmensführung. Die Gesellschafter Drillisch(DRIG.DE: Kurs) und United Internet(UTDI.DE: Kurs) scheiterten damals mit dem Versuch, die Konzernspitze zu stürzen. Spoerr hatte gegen ihren Willen die Übernahme von Debitel durchgesetzt.
Nun nehme die Kritik an Spoerr zu, weil weder Wachstum noch der Verkauf des DSL-Geschäfts in Sicht seien, hieß es in den Kreisen. Der Aktienkurs bleibe niedrig und die Integration von Debitel treibe Spoerr mit der Schließung von Standorten statt mit einem erkennbaren Konzept für das Mobilfunkgeschäft voran. Die Unzufriedenheit aller Gesellschafter sei groß. "Der Druck nimmt von Tag zu Tag zu", sagte eine Person. "Es ist nur die Frage, wer jetzt nach vorne prescht", sagte eine andere. Die Mehrheit sei da, um auf einer außerordentlichen Hauptversammlung einen Wechsel des Managements herbeizuführen.
Freenet wollte sich nicht äußern, ebenso wenig Permira, United Internet und Drillisch. Hermes war zunächst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Unterschiedliche Vorstellungen über die Ausrichtung des Unternehmens hatten den früheren Debitel-Chef Oliver Steil vertrieben. Permira hatte sich enttäuscht gezeigt, dass Steil nicht wie geplant in den Freenet-Vorstand rückte. Auch ein Verkauf des DSL-Geschäfts, mit dem Freenet zumindest teilweise die Übernahme von Debitel finanzieren will, lässt auf sich warten, weil Spoerr keinen Käufer findet. Branchenkreisen zufolge haben alle ehemaligen Interessenten mittlerweile abgewunken. Spoerr hatte zuletzt dennoch an einem Verkauf festgehalten.
(Reporter: Nikola Rotscheroth, redigiert von Kathrin Schich)
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