- Der DAX fiel kurzzeitig auf rund 23.000 Punkte.
- Das Wachstum der Geldmenge hat an Dynamik verloren.
- Zentralbanken haben bereits Gegenmaßnahmen ergriffen.
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Die Aktienmärkte haben sich in den vergangenen Wochen äußerst nervös gezeigt. Der Deutsche Aktienindex lag Mitte November noch über der Marke von 24.000 Punkten. Kurz darauf rutschte er abrupt auf rund 23.000 Punkte ab. Inzwischen notiert er wieder deutlich oberhalb von 24.000 Zählern. Eine ähnliche Entwicklung zeigte der Euro Stoxx 50. Auch die großen Aktienindizes in den Vereinigten Staaten gerieten zunächst unter Druck, konnten sich zuletzt aber wieder erholen.
Nach Einschätzung von Birgit Henseler, Analystin der DZ Bank, lassen sich die abrupten Richtungswechsel vor allem mit Sorgen um die Liquiditätsversorgung erklären. Mehrere Markt- und Geldmarktindikatoren deuteten zuletzt darauf hin, dass die Versorgung der Finanzmärkte mit Zentralbankliquidität unter Druck geraten sei. In dieses Bild passe auch die zeitweise Schwäche von Bitcoin, die von einigen Marktbeobachtern als Hinweis auf ein nachlassendes Wachstum des globalen Geldangebots gewertet werde.
Empirisch bestehe eine enge Verbindung zwischen der Entwicklung der Aktienmärkte und der globalen Liquidität. Zwischen 2004 und Anfang 2024 verliefen die globale Geldmenge M2 zwei sowie Indizes wie der Deutsche Aktienindex und der Standard and Poor’s 500 weitgehend parallel. Seitdem habe sich dieses Muster jedoch verändert. Das Wachstum der Geldmenge habe deutlich an Dynamik verloren, während die Aktienmärkte weiter kräftig gestiegen seien. Die Kurse seien dem Liquiditätspfad damit spürbar vorausgeeilt. Das erhöhe die Anfälligkeit für Rückschläge, falls sich das schwächere Liquiditätsmomentum verfestige.
Ein knapper werdendes Geldangebot verschiebe zudem das Chancen-Risiko-Verhältnis zwischen Anleihen und Aktien. Steigende Renditen sicherer Staats- und Unternehmensanleihen erhöhten deren Attraktivität gegenüber Aktien. In der Folge nähmen Investoren Gewinne mit und schichteten Kapital in festverzinsliche Anlagen um. Die Nachfrage nach Aktien lasse nach, Bewertungsmultiplikatoren gerieten unter Druck und die Leitindizes reagierten empfindlicher auf negative Nachrichten.
Gleichzeitig steigen bei sinkender Liquidität in der Regel die Finanzierungskosten. Die Risikobereitschaft gehe zurück, risikoreichere Anlagen verlören an Attraktivität und verzeichneten Kursabschläge. Historische Phasen straffer werdender globaler Liquidität zeigten laut DZ Bank häufig ein Zusammenspiel aus Spannungen an den Geldmärkten, steigenden Risikoaufschlägen und erhöhter Volatilität an den Aktienmärkten.
Eine solche Umkehr der Liquiditätsdynamik zeichne sich seit rund zweieinhalb Jahren ab. Der Bilanzabbau der großen Zentralbanken sowie hohe staatliche Emissionsvolumina hätten Liquidität gebunden und die verfügbaren Reserven im Finanzsystem spürbar reduziert. In einem solchen Umfeld könnten Kursrückgänge an den Aktienmärkten heftiger ausfallen, während Erholungen anfälliger blieben.
Trotzdem sieht Henseler derzeit keine akute systemische Gefahr. Banken und andere Finanzintermediäre verfügten weiterhin über hohe Reserven und umfangreiche Bestände liquider Aktiva. Ein abrupter Liquiditätsschock gehöre daher nicht zum Basisszenario.
Entscheidend sei zudem das Eingreifen der Zentralbanken. Die jüngsten Spannungen hätten bereits Gegenmaßnahmen ausgelöst. Die US-Notenbank habe ihre Bilanzreduzierung zurückgefahren und kaufe wieder kurzlaufende Staatsanleihen, um Reserven und Geldmärkte zu stabilisieren. Das Risiko von Refinanzierungsengpässen und erzwungenen Verkäufen sinke dadurch spürbar. Die globalen Aktienmärkte hätten auf diese Signale bereits mit deutlichen Kursgewinnen reagiert.
Auch in der Eurozone gehe die Europäische Zentralbank vorsichtig vor. Sie betone, ausreichend Reserven im Bankensystem sicherstellen und Störungen an den Geldmärkten vermeiden zu wollen. Für europäische Aktienmärkte wirke dies wie ein Sicherheitsnetz, auch wenn Bewertungskorrekturen weiterhin möglich blieben.
Insgesamt nimmt die DZ Bank an, dass die Phase dauerhaft überschüssiger Liquidität vorbei ist. Die weiterhin solide Liquiditätsbasis und die Bereitschaft der Zentralbanken, bei Spannungen einzugreifen, sprächen jedoch gegen eine liquiditätsgetriebene Abwärtsspirale. Wahrscheinlicher sei ein Umfeld mit moderat höheren Finanzierungskosten und erhöhter Volatilität, ohne dass daraus zwangsläufig nachhaltige Kurseinbrüche resultierten.
Autor: sbh-Redaktion/neb
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