Nicolas Fuchs
Nicolas Fuchs Siemens Energy: 104 Millionen Dollar (Dollarkurs) Strafe wegen illegaler Geschäftspraktiken in den USA
Siemens Energy sieht sich erneut mit den Konsequenzen strenger US-Gesetze konfrontiert. Nachdem das Unternehmen wegen eines Verstoßes gegen den „Defend Trade Secrets Act“ (Gesetz zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen) zur Verantwortung gezogen wurde, zahlt es nun 104 Millionen Dollar, um ein Strafverfahren in den USA zu beenden. Der Fall geht auf das Jahr 2019 zurück, als Siemens Energy vertrauliche Geschäftsinformationen des Konkurrenten General Electric beschaffte, um sich einen Wettbewerbsvorteil bei einem Windkraftprojekt in Virginia zu verschaffen.
Der Fall im Detail: Verstoß gegen den "Defend Trade Secrets Act"
Die US-Staatsanwaltschaft wertete den Vorfall als „schwerwiegenden Verstoß“ gegen den „Defend Trade Secrets Act“. Das Gesetz schützt Unternehmen vor Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen und ist Teil der strengen US-Rechtsordnung, die besonders scharfe Strafen für Firmenvergehen vorsieht. Siemens Energy bemühte sich um den Auftrag für die Lieferung von Windkraftturbinen, wobei interne Informationen von General Electric unrechtmäßig genutzt wurden, um ein günstigeres Angebot abzugeben.
Bereits kurz nach Bekanntwerden des Vorfalls im Jahr 2019 einigte sich Siemens Energy auf einen zivilrechtlichen Vergleich mit General Electric. Wie viel Geld dabei geflossen ist, bleibt unklar, doch das Strafverfahren der US-Justiz lief weiter. Nach drei Jahren ist nun eine endgültige Einigung erzielt worden, wobei Siemens Energy die Strafe von 104 Millionen Dollar in drei Raten begleichen muss.
Strafen als Risiko für deutsche Unternehmen in den USA
Dieser Fall zeigt erneut, wie ernst deutsche Unternehmen die Risiken von Rechtsstreitigkeiten in den USA nehmen sollten. Große Konzerne wie Bayer (Bayer Aktie) und Volkswagen (VW Aktie) haben bereits ähnliche Erfahrungen gemacht und Milliardenbeträge zahlen müssen. Im Fall von Bayer sorgte der Blutdrucksenker Lipobay für rechtliche Schwierigkeiten, und nach der Übernahme von Monsanto häuften sich die Klagen wegen des Unkrautvernichters Glyphosat. Volkswagen sah sich wegen des Dieselskandals sowohl zivilrechtlichen als auch strafrechtlichen Verfahren ausgesetzt und musste bis heute über 20 Milliarden Euro zahlen.
Besonders problematisch sind die sogenannten „Punitive Damages“ (Strafschadensersatz), die von US-Gerichten zusätzlich zu den eigentlichen Schadensersatzansprüchen verhängt werden. Diese Strafen sind oft höher als die Schäden selbst und sollen Unternehmen von weiteren Verstößen abschrecken.
Einmalige Strafe oder Warnsignal für Investoren?
Obwohl die Strafe von 104 Millionen Dollar für Siemens Energy beachtlich ist, hat die Nachricht die Anleger kaum bewegt. Ende September, als die Entscheidung bekannt wurde, reagierte die Siemens-Energy-Aktie kaum. Viele Experten werten derartige Strafen als „Einmalereignis“, das langfristig keine signifikanten Auswirkungen auf das Geschäft eines Unternehmens hat. Doch diese Sichtweise vernachlässigt möglicherweise das größere Bild. Fälle wie dieser werfen Fragen zur Unternehmenskultur auf und sollten daher gründlich geprüft werden.
Siemens Energy selbst befindet sich aktuell in einer Phase der Umstrukturierung, um profitabler zu werden. Strafen dieser Art sind dabei nicht förderlich, auch wenn sie kurzfristig keine dramatischen Auswirkungen auf die Aktienkurse zu haben scheinen. Dennoch bleibt es entscheidend, dass Unternehmen wie Siemens Energy ihre ethischen und rechtlichen Standards global einhalten, um langfristige Reputationsschäden und finanzielle Risiken zu minimieren.
Quelle: capital.de
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