
Obwohl man es nicht tun sollte: Diese Aktien sind zum Verlieben!
In Aktien soll man sich nicht verlieben, heißt es in einer häufig zitierten Börsenweisheit. Wer sein Herz an eine Aktie hängt, der – so die Begründung – wird blind für Veränderungen, insbesondere solche, die einen Verkauf nahelegen könnten. Etwa weil sich das Umfeld und die Geschäftsentwicklung nachhaltig negativ entwickelt haben.
Trotzdem gibt es einige Aktien, die vor allem langfristig so gut sind, dass es schwerfällt, diesem Vorsatz treu zu bleiben. Besonders Dividendenwerte bergen aufgrund der zuverlässigen Cashflows, die sie liefern, die Gefahr, dass man über den Zeitpunkt hinaus investiert bleibt, an dem die Vorteile überwiegen.
Prominente Beispiele für solche Dividendenfallen sind die US-Industrieikone 3M und der Health-Care-REIT Medical Properties Trust. Doch es gibt auch Unternehmen, die so zuverlässig sind, dass sie kaum eine Gefahr darstellen, selbst wenn man sich in ihre Aktien verlieben sollte. Drei davon sollen im Folgenden vorgestellt werden.

Mit Dividendenerhöhungen 61 Jahre in Folge gehört Illinois Tool Works (ITW) zu den sogenannten Dividendenkönigen. Als solche gelten Unternehmen, wenn sie ihre Ausschüttungen mindestens 50 Jahre hintereinander ununterbrochen erhöht haben. Nur 13 US-Konzerne haben aktuell eine noch kontinuierlichere Entwicklung vorzuweisen als der Werkzeughersteller aus dem gleichnamigen Bundesstaat.
Mit einer Dividendenrendite von aktuell 2,4 Prozent scheint die Aktie ausschüttungsorientierten Anlegerinnen und Anlegern auf den ersten Blick nicht viel bieten zu können. Das Geheimnis des Unternehmens ist es jedoch ein konsequenter Wachstumskurs bei striktem Finanzmanagement. Das sorgt für finanziell nachhaltiges Wachstum und die Spielräume, die Dividende immer wieder anzuheben.
In den vergangenen 10 Jahren bringt es ITW auf eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) von 11,95 Prozent, die von einem Gewinnwachstum in ähnlicher Größenordnung unterstützt wird. Wer bereits vor 10 Jahren investiert hat, bringt es so auf eine Einstiegsrendite von bereits 7,6 Prozent. Aktuell liegt die Ausschüttungsquote (Payout Ratio) bei 59,1 Prozent. Das ist ein für Dividendenwerte üblicher Wert.
Die Bewertung liegt mit einem KGV von 25,6 etwas über dem historischen Mittel. Das gilt auch für einige weitere Kennziffern, was darauf hindeutet, dass ITW am oberen Ende seines Bewertungsmaßstabs handelt und für eine höhere Sicherheitsmarge eine Korrektur abgewartet werden sollte.
Aufgrund seiner breiten Diversifizierung, keines der Segmente ist für mehr als ein Fünftel des Gesamtumsatzes zuständig, seiner hohen Konstanz und der beeindruckenden Menge an Patenten (20.900) dürfte das Unternehmen auch in Zukunft ein zuverlässiger Dividendengarant aus der Industriebranche bleiben.

Auch der Pharma- und Biotechnologiekonzern AbbVie gehört zu den Dividendenkönigen – zugegeben aber nur, wenn die Historie von Abbott Laboratories mitberücksichtigt wird, voraus AbbVie (Abbvie Aktie) abgespalten wurde. Ohne diesen Kniff bringt es AbbVie immerhin auf 11 Jahre fortgesetztes Dividendenwachstum mit einer CAGR von 13,1 Prozent. Gegenwärtig bietet AbbVie eine Rendite von knapp 3,0 Prozent.
Was das Unternehmen zu einem Anlegerliebling macht, ist neben dem zuverlässigen Dividendenwachstum die in den vergangenen Jahren starken Geschäftsentwicklung. Und das, obwohl der Konzern mit einer gewaltigen Herausforderung zu kämpfen hatte, nämlich dem Verfall der Patente auf das Blockbuster-Medikament Humira.
Zeitweise machte der vielseitige Entzündungshemmer ein Drittel der gesamten Konzernerlöse aus. Inzwischen liegt der Anteil im einstelligen Prozentbereich. Dafür haben Skyrizi und Rinvoq übernommen, die es im abgelaufenen Quartal auf einen kombinierten Erlös von 6,6 Milliarden US-Dollar gebracht haben. Das zeigt die Stärke von AbbVie, nicht nur hochwirksame Medikamente entwickeln, sondern diese auf äußerst erfolgreich vermarkten zu können.
Dank eines Forschungsbudgets im hohen einstelligen Milliardenbereich verfügt das Unternehmen derzeit über mehr als 90 Therapien in seiner Pipeline. Damit dürften auch künftige Patentklippen effektiv umschifft werden können.
Nach einer Reihe von Übernahmen, darunter vor allem Allergan, ist das Unternehmen zwar mit über 60 Milliarden US-Dollar verschuldet, was fortgesetztem Dividendenwachstum auf den ersten Blick im Wege steht. Allerdings ist AbbVie ein absolutes Cashflow-Monster: In den vergangenen fünf Jahren erzielte das Unternehmen einen Free Cash Flow von mehr als 100 Milliarden US-Dollar. Davon konnte nicht nur die Verschuldung reduziert und die Dividende erhöht werden, selbst Aktien wurden zurückgekauft. Das hat auch zu einem kontinuierlichen Kurswachstum beigetragen.

Besonders groß ist die Gefahr sich zu verlieben für ausschüttungsorientiere Anlegerinnen und Anleger beim US-Immobilieninvestitionsfonds Realty Income. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als "The monthly dividend company" und verrät damit direkt eines seiner Erfolgsgeheimnisse: Es ist ein sogenannter Monatszahler, der seine Dividenden nicht quartals- oder jahresweise, sondern monatlich auszahlt. Das sorgt für besonders konstante Cashflows im Depot.
Nach eigenen Angaben hat Realty Income (Realty Income Aktie) bereits 663 monatliche Auszahlungen vorgenommen und diese 112 Quartal in Folge gesteigert. Damit bringt es der Konzern wie ITW auf eine inzwischen seit Jahrzehnten anhaltende Dividendenwachstumsgeschichte. Die CAGR lag in den vergangenen 10 Jahren bei 3,9 Prozent – genug, um die Inflation zu schlagen.
Auch hier ist der Schlüssel zum Erfolg eine Kombination aus Fokussierung auf ein starkes Geschäftsmodell einerseits und eine breite Diversifikation andererseits. Bei Realty Income handelt es sich um ein Triple-Net-Lease-Vermieter: Gewerbeimmobilien werden so vermietet, dass der Mieter für alle betrieblichen Kosten inklusive der Instandhaltung aufkommt. Dadurch sind die Mieten zwar niedriger als bei anderen Unternehmen, Realty Income ist aber frei von Einmal- und Sonderbelastungen.
Gleichzeitig bemüht sich der Konzern, sowohl seine Mieterstruktur als auch die Geschäftszweige der Mieterinnen und Mieter möglichst breit zu streuen. Der größte Einzelmieter ist mit einem Anteil von 3,5 Prozent der Mieteinkünfte der Convenience-Store-Betreiber 7-Eleven. Die beiden größten Sparten sind mit einem Anteil von 10,2 beziehungsweise 10,1 Prozent am Mietaufkommen Convenience und der Nahrungsmitteleinzelhandel. Das sorgt für Sicherheit auch gegenüber Krisen. Selbst nach dem Platzen der Dotcom-Blase und während der Finanzkrise 2007/08, hat Realty Income stabile Einkünfte erzielt und konnte seine Dividende so kontinuierlich anheben.
Aktuell ist die Aktie mit einem Kurs-FFO-Verhältnis von 14,1 bewertet und bietet eine Dividendenrendite von 5,4 Prozent. Sollte die US-Notenbank mit Zinssenkungen ernst machen, würde das Rückenwind bedeuten. Der Kurs könnte dann schnell ansteigen und die zum Einstieg gebotene Ausschüttung sinken.

Fazit: Hohe Qualität, klarer Fokus, moderate Bewertungen
Wer Dividendenaktien (fast) zum Verlieben sucht, der sollte sich die Papiere von Illinois Tool Works (Illinois Tool Works Aktie), AbbVie und Realty Income genauer ansehen. Bei den drei Werten handelt es sich um hochklassige Langfristinvestments mit krisenerprobten Geschäftsmodellen und hoher Konstanz sowohl beim Unternehmens- als auch beim Dividendenwachstum.
In allen drei Fällen sind die aktuellen Bewertungsniveaus vertretbar, insbesondere bei Realty Income. Auch das habt die Anteile positiv vom sonst teuer bewerteten US-Gesamtmarkt ab. Während ITW vor allem von einer Wiederbelebung der globalen Industriekonjunktur profitieren dürfte, zeigt AbbVie dank neuer Blockbuster-Medikamente ein starkes Wachstum. Realty Income wiederum ist als Immobilienunternehmen ein klarer Profiteur von sinkenden Zinsen.
Damit verfügen die drei Unternehmen auch über zeitnahe Kurs- und Wachstumskatalysatoren, sodass hier jederzeit ein Einstieg erwogen werden kann.
Autor: ARIVA.DE Redaktion/Max Gross