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Nicolas Fuchs Nicolas Fuchs
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Nicolas ist seit 2016 Redakteur bei ARIVA.DE. Seine Expertise in der technischen Analyse und sein Engagement für genaue Prognosen machen ihn zu einer wertvollen Ressource für die Community, die auf aussagekräftige News angewiesen ist.

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160 Mrd. reichen nicht: VW plant weitere Einschnitte

Volkswagen verabschiedet einen neuen Investitionsplan über 160 Milliarden Euro – doch das Geld reicht nicht. Der Konzern plant weitere Einschnitte bei Kosten, Personal und Projekten.
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Volkswagen verabschiedet neuen Investitionsplan über 160 Milliarden Euro – Kürzungen, Kapazitätsabbau und Ergebnisdruck im Konzern

Der Aufsichtsrat des Volkswagen-Konzerns will am heutigen Donnerstag den lange verzögerten Fünfjahresplan beschließen. Nach mehrfacher Verschiebung soll nun ein Investitionsvolumen von 160 Milliarden Euro für den Zeitraum 2025 bis 2029 festgeschrieben werden. Damit setzt der größte europäische Autobauer seine Strategie unter CEO Oliver Blume mit abermals reduzierten Ausgaben fort.  Bereits im Vorjahr war das Investitionsbudget auf 165 Milliarden Euro gesenkt worden. Im ersten Planungszyklus unter Blume lag es noch bei 180 Milliarden Euro.

Die erneute Kürzung spiegelt die zunehmenden finanziellen Restriktionen wider, unter denen der Konzern operiert. Ein anhaltend hoher Investitionsbedarf, gepaart mit schwächerer Performance einzelner Konzernmarken, insbesondere Audi und Porsche, stellt den Free Cashflow des Konzerns vor Herausforderungen. Interne Schätzungen gehen von einer potenziellen Deckungslücke in Höhe von rund elf Milliarden Euro für das kommende Jahr aus. Diese Zahl ist insbesondere für Aktionäre von Bedeutung, da aus dem Free Cashflow auch die Dividendenzahlungen finanziert werden.

Strategische Neuausrichtung unter Kostendruck

Kernpunkte des neuen Investitionsplans betreffen sowohl die Strukturierung der Produktionsstandorte als auch zukünftige Produktstrategien. Wie aus Konzernkreisen zu hören ist, müssen insbesondere die Tochtergesellschaft PowerCo – zuständig für Batteriezellfertigung – sowie die Premiummarken Audi und Porsche mit knapperen Mitteln auskommen. Für PowerCo wird es trotz der strategischen Bedeutung für Elektromobilität eine reduzierte Kapitalausstattung geben.

In den USA prüft Audi weiterhin die Möglichkeit eines eigenen Produktionsstandorts. Derzeit ist vorgesehen, dass ein neues SUV-Modell für den nordamerikanischen Markt im Werk von Scouts Motors in Blythewood, South Carolina, gefertigt wird – einer Marke, die ebenfalls zum Volkswagen-Konzern gehört. Ein vollständig eigenes Werk würde jedoch erhebliche staatliche Subventionen voraussetzen, die bislang ausblieben. Audi-CEO Gernot Döllner hatte zuletzt betont, dass ohne diese Unterstützung keine eigene Fertigung realistisch sei.

Beschlossene Sache ist dagegen die Neustrukturierung des Werkverbunds in Südwesteuropa. Spanische und portugiesische Standorte werden künftig zentral gesteuert, um markenübergreifende Synergien zu nutzen. Markenchef Thomas Schäfer kündigte an, durch diese Maßnahme Effizienzvorteile heben zu wollen, die sich mittelfristig positiv auf die Margen auswirken könnten.

Interner Dissens und finanzielle Belastungen

Nicht einig war sich der Vorstand offenbar über die Höhe der geplanten Investitionen. Aus informierten Kreisen heißt es, dass Finanzvorstand Arno Antlitz als Reaktion auf die schwache Finanzlage einzelner Einheiten eine Zielgröße von 140 bis 150 Milliarden Euro favorisiert hätte. Letztlich setzten sich jedoch diejenigen Kräfte durch, die dem Transformationsbedarf des Konzerns weiterhin Priorität einräumen.

Die Analyse zeigt jedoch: Auch mit der abgesenkten Summe bleiben die Investitionen auf einem historisch hohen Niveau. Gleichzeitig steigt der interne Druck zur Effizienzsteigerung, insbesondere bei den margenschwachen Volumenmarken sowie im Premiumsegment.

Audi und Porsche sind aktuell zentrale Sorgenkinder. Während die operative Marge bei Porsche unter dem Markenziel liegt, kämpft Audi mit stagnierenden Absatzzahlen und erhöhtem Kostendruck. Infolgedessen wurden konzernintern bereits zusätzliche Sparmaßnahmen eingeleitet. Porsche plant eine Erweiterung des bestehenden Effizienzprogramms bis 2026, während Audi aktuell ein Ergebnisverbesserungsprogramm implementiert.

Kapazitätsabbau und Einsparprogramme in Deutschland

Ein bedeutender Teil der neuen Strategie betrifft auch die deutschen Standorte. Infolge intensiver Verhandlungen mit der IG Metall wurden im Dezember 2024 weitreichende Maßnahmen zur Reduzierung von Personalkosten und Produktionskapazitäten beschlossen. So sollen bis zum Jahr 2030 rund 35.000 Stellen sozialverträglich abgebaut werden. Parallel dazu ist eine Reduktion der Produktionskapazität um jährlich über 700.000 Fahrzeuge geplant.

Diese Einschnitte sind Teil eines umfassenden Kostenprogramms, das konzernweit eine jährliche Entlastung von 15 Milliarden Euro bringen soll. Damit reagiert Volkswagen (VW Aktie) auf strukturelle Überkapazitäten, vor allem im Bereich der Verbrennerfertigung, sowie auf rückläufige Gewinnmargen in wichtigen Absatzmärkten wie Europa und China.

Bewertung und Ausblick

Volkswagens neuer Fünfjahresplan zielt darauf ab, den Spagat zwischen notwendiger Transformation, insbesondere im Bereich Elektromobilität und Digitalisierung und finanzieller Disziplin zu meistern. Die Kürzung des Investitionsvolumens auf 160 Milliarden Euro ist ein klares Signal, dass der Konzern sich der finanziellen Belastung seiner bisherigen Strategie bewusst ist und gegensteuern will.

Gleichzeitig bleibt der Handlungsdruck hoch. Schwache Cashflows, Investitionsunsicherheit bei Audi in Nordamerika und die schleppende Entwicklung bei Porsche erhöhen die Anforderungen an das interne Controlling und die operative Umsetzung der Sparprogramme. Ob die geplanten Maßnahmen – insbesondere der massive Stellenabbau und die Umstrukturierung der Werke – kurzfristig die gewünschte Entlastung bringen wird sich zeigen. Analysten dürften zur Frühjahrspressekonferenz 2026 genaue Antworten auf die Umsetzung und den Erfolg der Strategie erwarten.


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