Das neue Nvidia Headquarter
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Nicolas Fuchs Nicolas Fuchs
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Nicolas ist seit 2016 Redakteur bei ARIVA.DE. Seine Expertise in der technischen Analyse und sein Engagement für genaue Prognosen machen ihn zu einer wertvollen Ressource für die Community, die auf aussagekräftige News angewiesen ist.

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Trotz Nvidia-Rekord: Warum die Euphorie einiger Analysten gebremst ist.

Trotz glänzender Quartalszahlen und einem starken Ausblick bleiben einige Analysten bei Nvidia skeptisch. Hauptgrund sind geopolitische Risiken und drohende Absatzprobleme in China.
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Nvidia glänzt operativ - doch geopolitische Schatten bleiben

Der amerikanische Halbleiterhersteller Nvidia (Nvidia Aktie) hat erneut die Erwartungen der Wall Street übertroffen und überzeugte mit einem Quartalsumsatz von 44,06 Milliarden US-Dollar sowie einem bereinigten Gewinn von 0,96 US-Dollar je Aktie. Damit lagen die Ergebnisse klar über den Prognosen der Analysten, die laut LSEG mit 43,31 Milliarden US-Dollar Umsatz und 0,93 US-Dollar Gewinn je Aktie gerechnet hatten. Die Aktie legte daraufhin im frühen Donnerstagshandel um über 5 % zu.

Trotz dieser positiven Zahlen bleiben einige Analysten zurückhaltend. Die Investmenthäuser D.A. Davidson und HSBC bestätigten ihre neutralen Empfehlungen („Hold“), obwohl sie ihre Kursziele für die Nvidia-Aktie anhoben. Davidson sieht nun ein Ziel von 135 US-Dollar (zuvor 120 USD), HSBC von 125 US-Dollar (zuvor 120 USD) – letzteres liegt dabei sogar unter dem aktuellen Kursniveau. Die Skepsis der Analysten wurzelt in geopolitischen Unsicherheiten und strukturellen Herausforderungen in der Lieferkette, die besonders im Zusammenhang mit China relevant sind.

China bleibt Risikofaktor für Nvidia

Ein zentrales Thema für die Analysten ist der wachsende Einfluss geopolitischer Beschränkungen auf das operative Geschäft Nvidias. So schätzte CEO Jensen Huang, dass der Ausblick des Unternehmens um rund acht Milliarden US-Dollar höher ausgefallen wäre, wenn es keine Exportbeschränkungen für den H20-Chip nach China gegeben hätte. Analyst Gil Luria von D.A. Davidson betont in einer Mitteilung, dass der Beitrag des chinesischen Marktes zu den Nvidia-Einnahmen vom Kapitalmarkt unterschätzt werde. Der Druck werde anhalten, solange keine Klarheit über die Politik der Trump-Administration hinsichtlich der Exportregularien herrsche.

Der chinesische Markt stellt laut Nvidia ein potenzielles Volumen von rund 50 Milliarden US-Dollar dar. Die aktuellen Einschränkungen führen dazu, dass Nvidia gezwungen ist, Marktanteile an chinesische Wettbewerber wie Huawei abzutreten. Da aktuell kein Produkt zur Verfügung steht, das den Exportauflagen entspricht und zugleich die Anforderungen der chinesischen Kunden erfüllt, droht Nvidia der dauerhafte Verlust eines wichtigen Absatzmarkts.

Lieferkettenprobleme dämpfen Euphorie

Frank Lee von HSBC sieht zusätzlich operative Risiken in der Lieferkette, selbst wenn sich die Produktion der neuen Blackwell-Chips verbessert. Der Analyst verweist auf eine wachsende Diskrepanz zwischen der Lieferung von KI-GPUs und der nachgelagerten Integration in ODM-NVL-Server-Racks, insbesondere für das zweite Halbjahr des Fiskaljahres 2026 (2HFY26e). Auch hier bleibt das Risiko bestehen, dass Verzögerungen oder Engpässe im OEM- oder ODM-Bereich (Original Equipment/Design Manufacturers) zu einer nachlassenden Dynamik bei den GPU-Bestellungen führen könnten.

Diese differenzierte Einschätzung steht im Kontrast zur Mehrheit der Marktbeobachter: 57 von 64 Analysten bewerten die Nvidia-Aktie derzeit mit „Kaufen“. Doch wie Lee und Luria zeigen, reichen auch starke Quartalszahlen nicht aus, um strategische und politische Risiken vollständig auszublenden.

Neue US-Sanktionen bremsen Chinas Chip-Ambitionen – Siemens (Siemens Aktie) betroffen

Parallel zu den Ergebnissen von Nvidia verschärft sich die US-Technologiepolitik gegenüber China. Am 23. Mai informierte die US-Regierung Anbieter von sogenannter Electronic-Design-Automation-Software (EDA) über neue Exportkontrollen. Ziel ist es, Chinas Fähigkeit zur Entwicklung eigener Halbleiter zu begrenzen. Betroffen sind unter anderem die US-Konzerne Synopsys und Cadence sowie Siemens EDA, eine Tochter von Siemens Digital Industries.

Diese Software ist essenziell für das Design moderner Chips und in China weit verbreitet. Experten wie Jost Wübbeke vom Beratungsunternehmen Sinolytics sprechen von einem potenziellen Rückschlag um mehrere Jahre für Chinas Halbleiterindustrie. Zwar existieren chinesische Alternativen, diese gelten aber derzeit als technologisch unterlegen. In der Zwischenzeit könnten Unternehmen versuchen, durch Nutzung veralteter oder nicht autorisierter Software Lösungen zu finden, ein riskantes Unterfangen angesichts der hohen Komplexität im Chipdesign.

Laut Industriekreisen kontrollieren Cadence, Synopsys und Siemens rund 80 Prozent des chinesischen EDA-Markts. Die US-Firmen erzielen dort erhebliche Umsätze: Synopsys kam zuletzt auf fast eine Milliarde US-Dollar, Cadence auf rund 550 Millionen. Siemens weist für den Bereich keine spezifischen Zahlen aus, erzielt aber rund elf Prozent des Konzernumsatzes in China.

Eine fragile Waffenruhe im Tech-Handelskrieg

Die jüngsten Exportbeschränkungen erfolgen nur wenige Wochen nach einem vereinbarten „Waffenstillstand“ zwischen den USA und China in Genf. Damals hatten sich beide Seiten auf eine 90-tägige Pause im Handelskonflikt geeinigt. Die neuen Maßnahmen untergraben jedoch das Vertrauen in eine langfristige Entspannung. Der Zeitpunkt ist zudem brisant, da ein US-Gericht gerade erst einen Großteil der Strafzölle aus der Trump-Ära für unzulässig erklärt hatte, was ursprünglich als Signal der Deeskalation gewertet wurde.

Der nächste diplomatische Rückschlag kam prompt: Mitte Mai warnte die US-Regierung weltweit Unternehmen vor der Nutzung chinesischer KI-Chips von Huawei. Wer diese dennoch einsetzt, muss mit Sanktionen im Rahmen der Exportkontrollen rechnen. Die chinesische Regierung reagierte empört und sprach von einem schweren Verstoß gegen die Genfer Vereinbarungen.

Strategischer Fokus auf Autarkie: China investiert Milliarden

China kontert die westlichen Sanktionen mit massiven Investitionen in eine eigenständige Chipindustrie. Neben staatlicher Unterstützung für Branchenführer wie Huawei wird der Aufbau einer vollständigen Halbleiter-Wertschöpfungskette gefördert – von der Rohstoffverarbeitung über das Design bis zur Endfertigung. Aufgrund mangelnder Transparenz lässt sich der tatsächliche technologische Fortschritt schwer beurteilen. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass trotz Rückschlägen Fortschritte erzielt werden, vor allem durch talentierte Start-ups wie Deepseek.

Fazit: Nvidia in Bestform - aber nicht ohne Risiken

Nvidia bleibt operativ auf Erfolgskurs, doch geopolitische Spannungen, Exportbeschränkungen und potenzielle Lieferengpässe könnten das Wachstum ausbremsen. Während die Mehrheit der Analysten auf weiteres Kurspotenzial setzt, mahnen Stimmen wie die von D.A. Davidson und HSBC zur Vorsicht. Der technologische Kalte Krieg zwischen den USA und China hat das Potenzial, sich weiter zu verschärfen – mit direkten Folgen für Unternehmen wie Nvidia und Siemens.

Für Investoren und Marktbeobachter bleibt entscheidend, wie sich die politischen Rahmenbedingungen entwickeln. Auch wenn kurzfristig keine fundamentale Bedrohung für Nvidias Marktstellung erkennbar ist, zeigen die aktuellen Entwicklungen, wie stark Technologieunternehmen von globalpolitischen Entscheidungen insbesondere der Hauptakteure China und USA abhängen.


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