Seit etwas mehr als einem Jahr steht Bill Anderson an der Spitze des Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer (Bayer Aktie). Trotz eines herausfordernden Umfelds und rückläufigen Gewinnen konnte der Konzernchef bereits einige wichtige Fortschritte erzielen. Das zweite Quartal 2024 zeigt Licht und Schatten: Während der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) um 16,5 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro sank, stieg der Umsatz währungs- und portfoliobereinigt um 3,1 Prozent auf 11,15 Milliarden Euro.
Der Gewinnrückgang wird laut Unternehmen auf einen nachteiligen Produktmix zurückgeführt. Markus Manns von der Fondsgesellschaft Union Investment betont, dass Bayer sich in einer schwierigen Situation befindet, jedoch auch Lichtblicke zu erkennen sind. Die Analysten der Deutschen Bank zeigen sich skeptischer und betonen, dass die zugrunde liegenden Ergebnisse trübe aussehen.
Eine der zentralen Aufgaben von Anderson ist die Stärkung der Pharmasparte, die mit auslaufenden Patenten, wie dem des Gerinnungshemmers Xarelto, zu kämpfen hat. Der Umsatz mit Xarelto ging im zweiten Quartal um knapp elf Prozent auf 904 Millionen Euro zurück. Neue Medikamente wie Nubeqa und Kerendia sollen den Rückgang ausgleichen. Im zweiten Quartal steigerten sich die Umsätze mit Nubeqa um 90 Prozent auf 380 Millionen Euro und mit Kerendia um 73 Prozent auf 115 Millionen Euro.
Am Montag verkündete Bayer positive Ergebnisse einer klinischen Studie zu Kerendia, die auch eine Wirkung gegen Herzinsuffizienz nachweist. Dies könnte die Patientengruppe erweitern, die von diesem Medikament profitiert. Zudem hat Bayer im März das Herzmedikament Acoramidis lizenziert, das 2025 auf den Markt kommen soll. Analystenschätzungen zufolge könnte Acoramidis bis 2030 einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro erreichen.
Ein großer Teil von Andersons Arbeit umfasst das Management der Rechtsstreitigkeiten um das Herbizid Glyphosat, das Bayer durch die Übernahme von Monsanto übernommen hat. Bis Mitte Mai stieg die Zahl der Klagen um 2.000 auf 172.000. Bayer konnte jedoch auch zwei positive Gerichtsurteile verbuchen, die Klagen in Philadelphia und Australien abwiesen.
Trotz dieser Erfolge bleibt der Abbau der Nettofinanzverschuldung eine Herausforderung. Die Nettoverschuldung lag Ende Juni bei 36,76 Milliarden Euro, was seit dem ersten Quartal einen Rückgang um sieben Prozent darstellt. Bayer plant, bis Ende des Jahres einen Free Cashflow von zwei bis drei Milliarden Euro zu erwirtschaften.
Andersons Einführung des neuen Organisationsmodells „Dynamic Shared Ownership“ (DSO) zielt darauf ab, das Unternehmen zu straffen und Bürokratie abzubauen. Bisher hat Bayer 900 Teams gebildet, die an den wichtigsten Aufgaben arbeiten. Das DSO-Programm zeigt erste Erfolge, insbesondere im Bereich des Krebsmittels Nubeqa.
Die Quartalszahlen wurden von Analysten nur bedingt positiv aufgenommen. Der Aktienkurs von Bayer fiel am Nachmittag um 2,7 Prozent auf 26,23 Euro. Analyst Falko Friedrichs von der Deutschen Bank sieht trotz besserer Zahlen auf den ersten Blick auch Schattenseiten, wie das magere Umsatzwachstum und die gesunkene operative Gewinnmarge.
Für das Gesamtjahr bestätigt Anderson die Zielsetzung eines bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 10,2 bis 10,8 Milliarden Euro. Trotz der Herausforderungen zeigt sich, dass Bayer unter Anderson auf dem Weg ist, die gesetzten Ziele zu erreichen.
Quellen: handelsblatt.com, dpa AFX
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