Die Tragfläche eines Flugzeugs bei Sonnenuntergang (Symbolbild).
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Nicolas Fuchs Nicolas Fuchs
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Nicolas ist seit 2016 Redakteur bei ARIVA.DE. Seine Expertise in der technischen Analyse und sein Engagement für genaue Prognosen machen ihn zu einer wertvollen Ressource für die Community, die auf aussagekräftige News angewiesen ist.

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Airbus-Lieferprobleme treffen Airlines hart: HK Express kämpft mit Flugausfällen und Preisverfall

HK Express sieht sich mit sinkenden Ticketpreisen konfrontiert, da das Angebot in Hongkong nach Eröffnung einer neuen Startbahn rasant wächst. Gleichzeitig bremsen Lieferprobleme bei Airbus und geopolitische Unsicherheiten das globale Luftfahrtwachstum.
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Wachsender Wettbewerb senkt Margen bei HK Express

Mit dem Ausbau des Hongkonger Flughafens durch eine dritte Start- und Landebahn hat sich der Wettbewerb im asiatischen Luftverkehr spürbar verschärft. Insbesondere für HK Express, die Low-Cost-Tochter der Cathay Pacific Group, wirkt sich die höhere Kapazität auf regionalen Kurzstreckenflügen negativ auf die Ticketpreise und Ertragslage aus.

Wie CEO Jeanette Mao am Rande der IATA-Jahrestagung in Neu-Delhi erklärte, habe sich das Marktumfeld infolge der gestiegenen Frequenzen und der aggressiven Expansion verschiedener Billigfluggesellschaften spürbar verändert. Laut Daten des Luftfahrtdatenanbieters OAG war HK Express im Jahr 2023 die weltweit am schnellsten wachsende Airline mit einer Kapazitätssteigerung von 46 %. Für 2024 erwartet CEO Mao ein weiteres Wachstum von über 30 %. Doch dieser Expansionskurs hat seinen Preis: Die Jahresrendite – ein Maßstab für die durchschnittlichen Ticketerlöse fiel bei HK Express 2024 im Vergleich zum Vorjahr um satte 23 %.

Zum Vergleich: Bei der Muttergesellschaft Cathay Pacific, die als Full-Service-Carrier im höherpreisigen Segment tätig ist, betrug der Rückgang 12 %. Mao betonte, dass insbesondere die regionalen Strecken nach Süd- und Nordostasien unter einem harten Preiswettbewerb leiden, da dort die Kapazitäten in kürzester Zeit nahezu explosionsartig gewachsen seien. So habe sich allein die Kapazität zwischen Hongkong und Kurzstreckenzielen im vergangenen Jahr um 40 % erhöht - ein Angebotsschock, der die Ticketpreise nachhaltig unter Druck setzt.

Wettbewerbsdruck durch asiatische Konkurrenten und „Fünfte Freiheit“

Ein zusätzlicher Belastungsfaktor ist der zunehmende Wettbewerb durch ausländische Low-Cost-Anbieter, die über sogenannte „Fünfte Freiheit“-Rechte verfügen. Diese ermöglichen es Fluggesellschaften, auch Strecken außerhalb ihres Heimatmarktes zu bedienen. Ein Beispiel dafür ist Thai AirAsia, die im Juni eine Route von Bangkok über Hongkong nach Okinawa eröffnet hat und somit direkt mit HK Express konkurriert.

Derartige Streckenrechte sind in Hongkong bereits seit vielen Jahren erlaubt, wurden aber in jüngster Zeit vermehrt von preisaggressiven Wettbewerbern genutzt. Diese operieren oftmals aus Ländern mit niedrigeren Betriebskosten, was ihnen zusätzliche Wettbewerbsvorteile verschafft.

Airbus-Lieferprobleme verschärfen operative Herausforderungen

Neben dem zunehmenden Preiswettbewerb sieht sich HK Express mit einem weiteren Problem konfrontiert: dem Grounding eines Teils ihrer Airbus-Flotte. Von den zehn A320neo in der Flotte sind derzeit die Hälfte außer Betrieb – verursacht durch Probleme mit den Triebwerken von Pratt & Whitney. Diese branchenweiten Schwierigkeiten behindern nicht nur die Kapazitätsplanung, sondern erschweren auch die Umsetzung der ehrgeizigen Wachstumsziele.

Jeanette Mao äußerte sich zurückhaltend bezüglich eines konkreten Zeitplans zur Wiederinbetriebnahme der betroffenen Flugzeuge. Zwar verbessere sich die Lage allmählich, jedoch fehle es an klaren Aussagen seitens des Triebwerksherstellers, um das Vertrauen in die Zuverlässigkeit und Planbarkeit der Flottenentwicklung zurückzugewinnen.

Airbus-Auslieferungen im Mai erneut rückläufig

Die Lieferschwierigkeiten bei Airbus betreffen nicht nur HK Express, sondern die gesamte Branche. Wie aus Branchenkreisen bekannt wurde, lieferte der europäische Flugzeugbauer im Mai 2025 lediglich 51 Maschinen aus – ein Rückgang um 4 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Für die ersten fünf Monate summieren sich die Auslieferungen auf 243 Flugzeuge, was einem Minus von 5 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht.

Airbus plant für das Gesamtjahr dennoch eine Erhöhung der Auslieferungen auf 820 Flugzeuge – ein Plus von 7 %. Das Ziel scheint ambitioniert, insbesondere angesichts der Engpässe bei Triebwerkslieferanten und Zulieferketten, die sich seit der Pandemie nicht vollständig erholt haben. Eine Stellungnahme vor Veröffentlichung des offiziellen Performance Bulletins am 5. Juni lehnte das Unternehmen ab.

IATA senkt Prognose – Handelskonflikte und Nachfrageunsicherheit belasten Branche

Die schwierige Lage einzelner Fluggesellschaften spiegelt sich auch in der aktuellen Prognose des internationalen Airline-Verbands IATA wider. Auf dem Jahrestreffen in Neu-Delhi wurde die Prognose für das globale Passagieraufkommen 2025 deutlich gesenkt. Statt der ursprünglich erwarteten 5,22 Milliarden Passagiere geht der Verband nun nur noch von 4,99 Milliarden aus – ein zwar immer noch neues Rekordhoch, jedoch unter den Erwartungen.

Infolgedessen musste auch die Umsatzprognose nach unten korrigiert werden. IATA erwartet für die Branche nun einen Gesamtumsatz von 979 Milliarden US-Dollar – ein Zuwachs von lediglich 1,3 % gegenüber dem Vorjahr. Ursprünglich hatte man mit einem Durchbrechen der symbolträchtigen 1-Billion-Dollar-Marke gerechnet.

Trotz der Rücknahme bleibt der Branchenertrag mit einem prognostizierten Gewinn von 36 Milliarden US-Dollar stabil. Das entspricht einem durchschnittlichen Gewinn von nur 7,20 US-Dollar pro Passagier und Segment – ein dünner finanzieller Spielraum, der zukünftige Nachfrageschocks oder regulatorische Eingriffe kaum abfedern kann.

IATA-Generaldirektor Willie Walsh betonte in seiner Rede die zunehmende Belastung durch geopolitische Spannungen, insbesondere Handelskonflikte. Die wirtschaftliche Unsicherheit – unter anderem verursacht durch Zollpolitik und neue Handelsbarrieren – dämpft die Investitionsfreude und Verbrauchernachfrage. Gleichzeitig führen die Verzögerungen bei der Auslieferung neuer, effizienterer Flugzeuge zu höheren Betriebskosten, da ältere Maschinen mit höherem Treibstoffverbrauch länger im Einsatz bleiben.

Frachtgeschäft rückläufig – Ölpreise bringen nur bedingt Entlastung

Ein weiterer Belastungsfaktor ist das rückläufige Luftfrachtgeschäft. IATA rechnet mit einem Rückgang der Umsätze in diesem Segment um 4,7 % auf 142 Milliarden US-Dollar. Gründe sind unter anderem steigende Importzölle und die geopolitische Unsicherheit, die den grenzüberschreitenden Handel erschweren.

Geringfügige Entlastung bringen die gesunkenen Ölpreise, die sich positiv auf die Treibstoffkosten der Airlines auswirken. Dennoch erwartet die IATA für 2025 Gesamtbetriebsausgaben in Höhe von 913 Milliarden US-Dollar. Dies entspricht einem Prozent mehr als im Vorjahr, liegt jedoch unter der ursprünglichen Prognose von 940 Milliarden US-Dollar.

Fazit: HK Express und Airbus – Symptome eines gestressten Luftfahrt-Ökosystems

Die Situation von HK Express steht exemplarisch für die aktuellen Herausforderungen der globalen Luftfahrtbranche. Aggressiver Wettbewerb im asiatischen Markt, rapide Kapazitätserweiterungen und strukturelle Probleme setzen vor allem Billigfluggesellschaften unter Druck. Gleichzeitig zeigen die Lieferverzögerungen bei Airbus, wie fragil die industrielle Basis der Branche nach der Pandemie geblieben ist. Die Engpässe bei Triebwerksherstellern und Zulieferketten betreffen nicht nur einzelne Airlines, sondern gefährden die gesamte Planbarkeit und Kapazitätssteuerung auf dem Markt.

Für Airbus, den weltweit größten Flugzeugbauer, bedeuten die anhaltenden Probleme nicht nur Image- und Vertrauensverlust, sondern auch einen zunehmenden Druck von Seiten der Kunden, denen aufgrund fehlender Neuauslieferungen erhebliche Betriebskosten entstehen. Der geplante Auslieferungsanstieg auf 820 Maschinen im laufenden Jahr steht angesichts der aktuellen Entwicklung auf wackeligen Beinen.

Die Lage verdeutlicht, dass Erholung in der Luftfahrt nicht allein am Passagieraufkommen gemessen werden kann. Solange Produktions- und Lieferketten nicht stabil funktionieren, bleibt auch die wirtschaftliche Erholung vieler Airlines – insbesondere im Billigsegment – gefährdet. HK Express und Airbus zeigen zwei Seiten derselben Medaille: Ein fragiles System, das dringend verlässliche Strukturen braucht, um zukünftige Schocks überstehen zu können.

 


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