Nach Einschätzung des Edelmetall-Analysten Florian Grummes hätten die internationalen Edelmetallmärkte seit dem Notenbanktreffen in Jackson Hole Ende August eine außergewöhnliche Aufwärtsdynamik gezeigt. Wie er erklärte, habe sich insbesondere Gold nach einer mehrmonatigen Konsolidierungsphase deutlich erholt und innerhalb weniger Wochen ein neues Rekordhoch erreicht. Auch Silber habe mit dem überschreiten der Markte von 45 US-Dollar je Feinunze das höchste Niveau seit über 14 Jahren erzielt.
Der Analyst führte weiter aus, dass neben Gold und Silber vor allem der Platinpreis als klarer Spitzenreiter hervorgetreten sei. Seit Anfang April habe sich der Preis um mehr als 80 Prozent erhöht und damit ein bemerkenswertes Comeback vollzogen. Nach Ansicht von Grummes sei der entscheidende Moment im Juni erfolgt, als Platin den fast 17-jährigen Abwärtstrend durchbrochen habe. Nach einem kurzen Rücksetzer im Juli habe sich der Kurs schnell stabilisiert und zuletzt ein neues 12,5-Jahreshoch markiert. Grummes betonte, Platin habe damit sein jahrelanges Schattendasein beendet und sich erneut als attraktives Investmentvehikel im Edelmetallsektor etabliert.
Der Analyst wies darauf hin, dass Platin durch außergewöhnliche physikalische und chemische Eigenschaften charakterisiert sei. Es sei dicht, formbar, widerstandsfähig und zugleich äußerst korrosionsbeständig. Zudem besitze das Metall eine sehr hohe Schmelztemperatur und hervorragende katalytische Eigenschaften, was es in der Industrie nahezu unersetzlich mache.
Wie Grummes erläuterte, komme Platin in der Erdkruste nur in sehr geringen Mengen vor. Typischerweise trete es in Verbindung mit Nickel- oder Kupfererzen auf oder werde durch Erosion aus dem Muttergestein gelöst und in sogenannten Seifenlagerstätten abgelagert. Etwa 70 bis 80 Prozent der weltweiten Förderung stammten laut seiner Analyse aus Südafrika, während kleinere Mengen aus Regionen wie dem Ural-Gebirge, Kanada oder Kolumbien kämen. Insgesamt liege die jährliche Produktion bei lediglich rund 200 Tonnen, was die Knappheit und den hohen Wert des Metalls verdeutliche. Grummes hob hervor, dass Platin in zahlreichen Industrien eine zentrale Rolle spiele - insbesondere in der Automobilindustrie für Katalysatoren, aber auch in der Elektrotechnik, Medizintechnik und Schmuckproduktion. Aufgrund des hohen Goldpreises griffen viele Konsumenten, vor allem in China, zunehmend auf Platin als elegantere und zugleich erschwinglichere Alternative zurück.
Laut Grummes sei der diesjährige Preisanstieg nicht allein auf den Goldboom zurückzuführen. Vielmehr sehe er strukturelle Ursachen: ein anhaltendes Angebotsdefizit, bedingt durch Förderprobleme in Südafrika sowie wetterbedingte und logistische Einschränkungen. Trotz vereinzelter Erholungen liege die Produktion noch immer auf einem der niedrigsten Niveaus der letzten fünf Jahre. Zwar könne das Recycling von Altplatin einen gewissen Beitrag leisten, doch reiche es nicht aus, um die Angebotslücke zu schließen. Neue Projekte wie die Platreef-Mine in Südafrika befänden sich laut Grummes noch im Aufbau und könnten erst mittelfristig Entlastung bringen.
Auf der Nachfrageseite verwies der Analyst auf eine stabile Nachfrage aus China und eine wachsende Schmuckindustrie. Hinzu kämen ETF-Zuflüsse, ein schwächerer US-Dollar und das zunehmende Interesse institutioneller Investoren. All diese Faktoren hätten laut seiner Einschätzung den Platinpreis zusätzlich beflügelt. Auch geopolitische Spannungen, insbesondere Sanktionen gegen Russland und globale Handelsbarrieren, hätten das Edelmetall als „sicheren Hafen" wieder stärker in den Fokus gerückt.
Grummes erinnerte daran, dass Platin im Jahr 2008 bei 2.308 US-Dollar je Feinunze sein bisheriges Allzeithoch erreicht habe. Der damalige Preisanstieg sei durch die schwache US-Währung, hohe Staatsverschuldungen und Förderengpässe in Südafrika verursacht worden. Während der Finanzkrise 2008 sei der Preis jedoch um rund 67 Prozent eingebrochen, bevor er sich im Zuge der Goldhausse bis 2011 auf etwa 1.915 US-Dollar erholte. In den folgenden Jahren habe Platin eine lange Seitwärtsbewegung zwischen 750 und 900 US-Dollar gezeigt. Erst im Mai 2025 sei laut Grummes der entscheidende Durchbruch über den langjährigen Abwärtstrend gelungen. Dieser Ausbruch habe die Marktstruktur grundlegend verändert und eine neue Haussephase eingeleitet.
Das nächste Kursziel liege laut seiner technischen Analyse bei mindestens 1.600 US-Dollar. Zum Allzeithoch fehle dem Metall damit noch ein Anstieg von knapp 50 Prozent. Grummes erklärte weiter, aufgrund der stark positiven Dynamik im gesamten Edelmetallsektor könne Platin im kommenden Jahr Kurse über 2.000 US-Dollar erreichen. Gleichzeitig warnte der Analyst, kurzfristig könne der Markt etwas überhitzt sein. Dennoch sehe er langfristig ein sehr günstiges Chancen-Risiko-Verhältnis, weshalb Korrekturen als Einstiegschancen betrachtet werden könnten.
Zum Abschluss betonte Grummes, dass Platin jahrzehntelang im Schatten von Gold und Silber gestanden habe. Mit dem jüngsten Ausbruch habe das Metall jedoch begonnen, seinen Rückstand deutlich aufzuholen. Historisch sei Platin zeitweise doppelt so teuer wie Gold gewesen, aktuell liege das Verhältnis bei lediglich 0,415, was nach seiner Einschätzung ein erhebliches Aufholpotenzial signalisiere.
Er erklärte, dass der aktuelle Bullenmarkt weniger durch Spekulation als vielmehr durch fundamentale Veränderungen getragen werde: ein anhaltendes Angebotsdefizit, eine robuste Nachfrage sowie eine wachsende Bedeutung als strategischer Rohstoff. All dies deute darauf hin, dass Platin langfristig als unterbewertetes und zukunftsträchtiges Investment angesehen werden könne. Laut Florian Grummes sei der Ausbruch über den 17-jährigen Abwärtstrend ein entscheidender Wendepunkt gewesen. Selbst wenn es zu kurzfristigen Rücksetzern komme, böten diese nach seiner Einschätzung eine Gelegenheit, von der beginnenden Haussephase zu profitieren.
Dieser Artikel basiert auf der Marktanalyse und den Daten von Florian Grummes, Edelmetall-Experte und technischer Analyst (www.goldnewsletter.de). Quelle: GOLD.DE
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