Novo Nordisk: Positive Studiendaten zu Amycretin treiben Aktienkurs in die Höhe

Novo Nordisk überzeugt mit neuen Studiendaten zu Amycretin

Düsseldorf. Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk hat am Freitag ermutigende Ergebnisse zu einem neuen Wirkstoff gegen Übergewicht präsentiert. Amycretin, ein Medikament, das sich derzeit in einer frühen klinischen Studienphase befindet, führte in Tests zu einem durchschnittlichen Gewichtsverlust von 22 % bei den behandelten Patienten. Diese Ergebnisse brachten nicht nur den Aktienkurs des Unternehmens um über 11 % nach oben, sondern sorgten auch für neue Hoffnungen, dass Novo Nordisk seine Führungsposition im lukrativen Markt für Adipositas-Medikamente behaupten kann.

Erfolg nach Herausforderungen mit Cagrisema

Die positiven Daten kommen zu einem strategisch wichtigen Zeitpunkt für Novo Nordisk. Der Konzern, der mit der Abnehmspritze Wegovy und dem Diabetesmedikament Ozempic erhebliche Umsätze generiert, stand zuletzt unter Druck, nachdem frühere Studiendaten zu einem anderen Kombinationspräparat, Cagrisema, die Markterwartungen enttäuscht hatten. Obwohl Cagrisema in Phase-3-Studien einen Gewichtsverlust von 20,2 % bewirken konnte, blieb das Mittel hinter den Hoffnungen zurück, die mindestens 25 % erwartet hatten. Auch im Vergleich zum Konkurrenzprodukt Zepbound des US-Unternehmens Eli Lilly erwies sich Cagrisema als weniger überzeugend.

Potenzial von Amycretin weckt Begeisterung

Mit Amycretin könnte Novo Nordisk jedoch eine Kehrtwende gelingen. Der Wirkstoff, der sich noch in der Phase-1 der klinischen Entwicklung befindet, zeigt laut den neuen Studiendaten ein höheres Potenzial als bisherige Produkte. Sollte sich diese Wirksamkeit in weiteren Studien bestätigen, könnte Amycretin sogar das aktuell führende Konkurrenzprodukt Zepbound übertreffen.

Allerdings weist Markus Manns, Fondsmanager bei der Union Investment, auf eine methodische Schwäche der präsentierten Daten hin: Die Ergebnisse basieren ausschließlich auf Patienten, die die Behandlung vollständig abgeschlossen haben. Personen, die die Therapie vorzeitig abbrachen, wurden nicht in die Analyse einbezogen. Dies führe laut Manns regelmäßig zu optimistischeren Resultaten, die in der Regel zwei bis drei Prozentpunkte über den tatsächlichen Ergebnissen liegen.

„Novo Nordisk hat sich entschieden, nur die günstigeren Daten zu veröffentlichen, die jedoch weniger Aussagekraft haben“, kritisiert Manns. Trotzdem sieht auch er großes Potenzial in Amycretin: „Das Medikament könnte das wirkungsstärkste Abnehmpräparat auf dem Markt werden.“

Bedeutung für den Markt

Der globale Markt für Adipositas-Medikamente hat in den letzten Jahren enorm an Dynamik gewonnen. Immer mehr Pharmaunternehmen drängen mit innovativen Therapien auf einen Markt, der Schätzungen zufolge bis 2030 ein Volumen von über 50 Milliarden US-Dollar erreichen könnte. Novo Nordisk hat sich mit Wegovy und Ozempic bereits als Marktführer etabliert, doch die Konkurrenz – allen voran Eli Lilly – investiert ebenfalls massiv in die Entwicklung neuer Produkte.

Eli Lillys Zepbound, das nach seiner Markteinführung starke Erfolge verzeichnete, setzt Novo Nordisk unter Druck. Amycretin könnte nun die Antwort der Dänen auf dieses Konkurrenzprodukt sein. Experten zufolge könnte Novo Nordisk möglicherweise direkt die dritte und letzte Studienphase starten, was den Marktzugang erheblich beschleunigen würde.

Aktienkurs profitiert von positiven Aussichten

Die Reaktion der Anleger auf die neuen Daten war eindeutig: Die Aktie von Novo Nordisk stieg am Freitag an der Börse in Kopenhagen um mehr als 11 % und erzielte damit den besten Handelstag seit August 2023. Nach einem Rückgang im Zusammenhang mit den enttäuschenden Cagrisema-Ergebnissen im vergangenen Jahr scheint das Vertrauen der Investoren wiederhergestellt zu sein.

Fazit

Die ersten Ergebnisse zu Amycretin lassen aufhorchen: Novo Nordisk könnte damit erneut einen Durchbruch in der Adipositas-Behandlung erzielen. Trotz einiger methodischer Kritikpunkte an der Präsentation der Daten bleibt die Aussicht auf ein hochwirksames Medikament bestehen, das die Position des Unternehmens als Marktführer weiter stärken könnte. Mit Blick auf die hohe Nachfrage und den intensiven Wettbewerb wird Novo Nordisk weiterhin im Fokus von Anlegern stehen.

Quelle: handelsblatt.com