Die Federal Trade Commission (FTC), eine der zentralen Wettbewerbsbehörden der USA, hat eine umfangreiche Untersuchung gegen den Technologieriesen Microsoft eingeleitet. Ziel der Untersuchung ist es, potenziellen Missbrauch der Marktmacht im Cloud-Computing-Geschäft und bei Lizenzierungsmodellen aufzudecken. Nach Berichten von Reuters könnte das Unternehmen durch restriktive Vertragsklauseln Wettbewerber benachteiligt und Kunden an seine Plattform gebunden haben.
Diese Maßnahme kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die FTC unter der Leitung von Lina Khan eine strengere Kontrolle über die großen Technologieunternehmen ausübt. Khan, bekannt für ihre kritische Haltung gegenüber marktbeherrschenden Konzernen, genehmigte die Untersuchung kurz vor ihrem erwarteten Rücktritt im Januar.
Microsoft, mit Sitz in Redmond, Washington, gehört zu den einflussreichsten Unternehmen der Welt. Gegründet 1975 von Bill Gates und Paul Allen, hat das Unternehmen mit Windows, Office und dem Cloud-Service Azure eine dominante Stellung in mehreren Schlüsselbereichen der IT-Welt erlangt.
Der Konzern erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von rund 211 Milliarden US-Dollar, wovon allein etwa 60 Milliarden US-Dollar auf das Cloud-Geschäft entfielen. Azure, Microsofts Cloud-Plattform, ist dabei ein zentraler Wachstumstreiber und hält nach Schätzungen einen Marktanteil von etwa 23 %, hinter Amazon Web Services (AWS) mit 33 %.
Die Cloud-Computing-Branche ist einer der wichtigsten Märkte der digitalen Wirtschaft und wird bis 2030 auf ein geschätztes Volumen von über 1,7 Billionen US-Dollar anwachsen. Dieser boomende Markt zieht nicht nur große, sondern auch kleinere Anbieter wie Google Cloud, Oracle und IBM an, die zunehmend auf eine Regulierung marktbeherrschender Anbieter drängen.
Im Zentrum der Untersuchung stehen Lizenzbedingungen von Microsoft, die den Wechsel von Kunden zu konkurrierenden Plattformen wie AWS oder Google Cloud erschweren könnten. Kunden sollen mit hohen Strafzahlungen oder eingeschränkten Zugriffsmöglichkeiten auf ihre eigenen Daten konfrontiert worden sein, falls sie Azure verlassen wollten. Dies könnte laut Experten den Wettbewerb einschränken und anderen Anbietern den Marktzugang erschweren.
Einige Wettbewerber haben die Praktiken von Microsoft in der Vergangenheit scharf kritisiert. So hatte der europäische Cloud-Anbieter OVH bereits 2022 eine Beschwerde bei der Europäischen Kommission eingereicht, in der Microsofts Lizenzmodelle als wettbewerbsfeindlich bezeichnet wurden.
Microsoft äußerte sich bisher nicht zu den Vorwürfen. Die FTC kommentierte die Ermittlungen ebenfalls nicht, bestätigte jedoch Gespräche mit Marktteilnehmern, um weitere Informationen zu sammeln.
Die von Lina Khan geleitete FTC hat in den vergangenen Jahren einen deutlich schärferen Kurs gegenüber großen Technologiekonzernen eingeschlagen. Mit Untersuchungen gegen Amazon, Meta und Google hat die Behörde versucht, monopolistische Strukturen zu durchbrechen und Innovation im Markt zu fördern.
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Die Untersuchung gegen Microsoft dürfte eines der letzten großen Projekte unter Khans Leitung sein. Nach dem Wahlsieg von Donald Trump wird erwartet, dass die neue Regierung eine weniger interventionistische Wettbewerbspolitik verfolgt. Kritiker warnen, dass dies zu einer Lockerung der regulatorischen Kontrolle führen könnte, was insbesondere den großen Technologiekonzernen zugutekäme.
Sollte die FTC den Missbrauch der Marktmacht durch Microsoft nachweisen können, drohen dem Unternehmen nicht nur hohe Geldstrafen, sondern auch regulatorische Auflagen. Insbesondere der Cloud-Markt könnte dadurch nachhaltig verändert werden, indem Anbieter gezwungen werden, ihre Lizenzmodelle transparenter und flexibler zu gestalten.
Der Ausgang der Untersuchung hat auch internationale Bedeutung. Wettbewerbsbehörden in Europa und Asien beobachten die Entwicklungen in den USA genau, um mögliche Verstöße von Technologiekonzernen in ihren Märkten zu adressieren.
An der Börse reagierten Investoren bislang gelassen. Die Aktie von Microsoft blieb stabil, da die konkreten Konsequenzen der Untersuchung derzeit nicht absehbar sind. Dennoch wird die wachsende regulatorische Kontrolle als Risiko für die langfristige Wachstumsstrategie von Big-Tech-Unternehmen wahrgenommen.
Quelle: reuters
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