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Meyer-Werft-Sanierer kämpfen gegen 'Zettelwirtschaft'

PAPENBURG/ROSTOCK (dpa-AFX) - Die Sanierer des in schweres Fahrwasser gekommenen Kreuzfahrtschiffbauers Meyer Werft sehen noch viel Arbeit bei der Verbesserung der Effizienz des Traditionsunternehmens. Vor allem die Abschaffung einer im Unternehmen herrschenden "Zettelwirtschaft" sei nötig, sagten Geschäftsführer Bernd Eikens und Chefsanierer Ralf Schmitz im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

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Ein Beispiel: Bislang würden Reklamationen zu Arbeiten von Zulieferern bei der Abgabe der Schiffe mittels gelber Zettel erfasst. "Wir sind dabei, das zu digitalisieren, wie es bei vielen Bauunternehmen längst Standard ist", sagte Eikens.

Die Kosten laufen davon

Kurz vor Fertigstellung der Schiffe entstehe immer eine große Hektik, um den Zeitplan einzuhalten, sagte Schmitz. Viele Beschäftigte seien sogar nach der Ablieferung des Schiffes während der Überführungsfahrt noch an Bord geblieben, um letzte Arbeiten durchzuführen. Er habe das immer als die "Phase der gelben Zettel" bezeichnet.

"Wenn Sie unter großem Zeitdruck stehen und letztlich sagen: alles egal, Hauptsache das Schiff wird fertig, entstehen diese Probleme und es laufen einem die Kosten weg", sagte Schmitz. Daher müssten diese Prozesse digitalisiert werden. Bei den jüngsten Ablieferungen sei es schon "atemberaubend viel besser" geworden: "Man muss ja keinen Hehl daraus machen: Hier sind Riesenverluste gemacht worden."

In vielen Prozessabläufen habe es diese "Zettelwirtschaft" gegeben. Gerade im kaufmännischen Bereich hätten in der Vergangenheit nicht alle Abteilungen mit den gleichen Zahlen und Fakten gearbeitet. Bis Mitte 2027 solle SAP (SAP Aktie) unternehmensweit stabil genutzt werden, erklärten die beiden Manager. Den Stand der Sanierung sehe er derzeit zwischen 30 und 40 Prozent, sagte Eikens.

Einstieg von Bund und Land

Der Bund und das Land Niedersachsen hatten vor gut einem Jahr jeweils 40 Prozent der Anteile an der finanziell angeschlagenen Meyer Werft übernommen. Dafür flossen insgesamt 400 Millionen Euro. Zudem gewährleisteten sie einen Kreditrahmen von insgesamt 2,6 Milliarden Euro.

Mitte Dezember hatten Bund und Land sowie die Meyer Werft einen Großauftrag der Reederei MSC Cruises vorgestellt: Bis 2033 soll die Werft vier Kreuzfahrtschiffe bauen, mit einer Option auf zwei weitere bis 2035. Der Auftrag hat einen Umfang von bis zu zehn Milliarden Euro.

Offshore-Plattformen und Marinetanker "hochdefizitäre" Aufträge

Die Werft habe in der Vergangenheit auch Aufträge angenommen, die hochdefizitär seien, sagte Schmitz in dem Gespräch mit der Zeitung. So gebe es für den Bau von Offshore-Plattformen keine adäquaten Maschinen. Diese Aufträge müssten von Hand in riesigen Zelten abgearbeitet werden. Zu den Geldvernichtern gehöre auch der Bau von Marinetankschiffen, der in Rostock im Auftrag der federführenden NVL-Group aus Bremen erfolgt. "Dadurch häufen sich beachtliche Verluste an", sagte Schmitz./eks/DP/he

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