„Die meisten Crashwarnungen kommen von jenen, die den aktuellen Anstieg gar nicht vorausgesehen haben", sagt der US-Analyst Jesse Colombo, Gründer des Börsen-Newsletters The Bubble Bubble Report. Colombo, der durch seine frühen Warnungen vor der Finanzkrise 2008 bekannt wurde, hält einen neuerlichen Absturz für unwahrscheinlich. Sein Argument: Der Silberpreis mag nominal an das 50-Dollar-Niveau heranreichen, inflationsbereinigt liegt er jedoch deutlich darunter. Im Jahr 1980 entsprach der damalige Höchststand inflationsbereinigt rund 199 US-Dollar, 2011 etwa 72 US-Dollar. Heute läge der reale Preis bei rund 48 US-Dollar. In diesem Licht erscheint Silber keineswegs überteuert, sondern „nach wie vor günstig bewertet", so Colombo.
Ein weiteres Argument liefert die Relation des Silberpreises zur US-Geldmenge M2. Dieses Verhältnis, das die Kaufkraftentwicklung der Währung besser widerspiegelt als der offizielle Verbraucherpreisindex, verdeutlicht den langfristigen Entwertungsprozess des Dollar. In den Jahren der früheren Silberhochs lag das Verhältnis bei 1.038 (1980) und 176 (2011), heute beträgt es nur 66. Nach Ansicht Colmbos zeigt dieser Wert, dass Silber trotz seines Anstiegs in realwirtschaftlichen Maßstäben unterbewertet ist. Der Ökonom Milton Friedman formulierte einst: „Inflation ist immer und überall ein monetäres Phänomen." Übertragen auf Silber bedeutet das: Solange die Geldmenge wächst, steigt langfristig auch der innere Wert des Metalls.
Ein entscheidender Unterschied zwischen Gold und Silber liegt in der Marktstruktur - und diese rückt zunehmend auch bei anderen Analysten in den Fokus. Experten verschiedener Rohstoffhäuser, darunter Metals Focus, Oxford Economics und das Silver Institute, betonen seit Monaten, dass Silber sowohl als Nebenprodukt anderer Metalle als auch als knappes Gut mit wachsendem strukturellem Defizit betrachtet werden muss.
Da rund 70 Prozent der weltweiten Silberförderung im Rahmen von Zink-, Blei-, Kupfer- oder Goldminen anfällt, reagiert das Angebot kaum auf steigende Preise. Neue Silberminenprojekte sind rar, und der Aufbau zusätzlicher Kapazitäten dauert Jahre. Das macht den Markt extrem unelastisch. Gleichzeitig wächst die industrielle Nachfrage durch Photovoltaik, Elektrofahrzeuge und Elektronikfertigung stetig weiter. Das Silver Institute schätzt, dass der Markt 2024 ein Angebotsdefizit von über 200 Millionen Unzen verzeichnete, das größte seit Beginn der Aufzeichnungen. Diese Diskrepanz zwischen stagnierender Produktion und steigendem Verbrauch wird von Analysten zunehmend als zentraler Preistreiber gesehen.
Hinzu kommt die geringe Marktgröße: Der weltweite Silbermarkt ist nur rund ein Zehntel so groß wie der Goldmarkt. Das bedeutet: Schon kleine Kapitalströme - etwa aus Investmentfonds oder ETFs - können zu massiven Preissprüngen führen. Genau diese Kombination aus engen Marktverhältnissen, industrieller Knappheit und wachsenden Finanzzuflüssen lässt viele Beobachter erwarten, dass Silber in den kommenden Jahren weit dynamischer reagieren könnte als Gold. „Silber ist ein Markt, der lange unterschätzt wurde - aber sein enger Angebotsrahmen und die industrielle Relevanz machen ihn zu einem der spannendsten Rohstoffe der Dekade", fasst ein Analyst von Metals Focus zusammen.
Wer mehr über die aktuellen Entwicklungen an den Edelmetall- und Rohstoffmärkten erfahren möchte, findet auf dem KapitalKongress 2025 ein spannendes Interview mit Jan Willhöft. Darin spricht er über Markttrends, Chancen im Silbersektor und die strategische Bedeutung von Sachwerten im aktuellen Umfeld.
Von steigenden Silberpreisen profitieren traditionell auch die Aktien der Minengesellschaften - meist mit deutlich stärkerer Hebelwirkung als das Metall selbst. Diese Entwicklung zeigt sich inzwischen zunehmend am Markt: Viele Silberwerte, insbesondere im Junior- und Mid-Tier-Segment, konnten ihre Kurse in den vergangenen Monaten spürbar steigern. Der Global X Silver Miners ETF (SIL) etwa liegt rund 40 Prozent über dem Vorjahresniveau, obwohl Silber sein Allzeithoch von 2011 noch nicht erreicht hat. Analysten sehen darin ein Zeichen wachsender Zuversicht, dass ein nachhaltiger Preisdurchbruch bevorstehen könnte. In einem echten Bullenmarkt reagieren Minenaktien erfahrungsgemäß mit einem Mehrfachen der Metallbewegung - ein Umstand, der sich nun erneut andeutet.
Ob Silber tatsächlich vor einem historischen Ausbruch steht oder ob sich die Geschichte wiederholt, bleibt abzuwarten. Doch anders als in den Jahren 1980 oder 2011 zeigt sich der Markt heute strukturell deutlich robuster - getragen von realer industrieller Nachfrage, dem anhaltenden Geldmengenwachstum und einer breiteren Investorenbasis.
Diese neue Marktstärke spiegelt sich bereits in der Unternehmenslandschaft wider. Produzenten, Developer und Explorer beginnen, von den höheren Preisen zu profitieren und neue Dynamik zu entfalten. Während etablierte Förderer ihre Margen ausweiten und Projekte beschleunigen, sichern sich Entwickler frisches Kapital und treiben Genehmigungen voran. Auch Explorationsgesellschaften erleben verstärktes Investoreninteresse, da der Markt nach neuen Ressourcenquellen sucht.
Der Produzent GoGold Resources steht in Mexiko kurz vor dem Produktionsstart seines Los Ricos South Projekts, das laut Management jährlich rund 8 Millionen Unzen Silberäquivalent bei Kosten unter 12,32 US Dollar (AISC) liefern soll. Bereits das Parral Projekt generiert stabile Einnahmen: 2024 wurden dort 1,4 Millionen Unzen Silberäquivalent verkauft und über 36 Millionen US Dollar Umsatz erzielt.
Mit 72 Millionen US Dollar Cash, keinen Schulden und einem Finanzierungsdeal über 75 Millionen CAD ist GoGold laut dem Management solide aufgestellt, um das Projekt voranzutreiben. Nach dem Regierungswechsel in Mexiko Ende 2024 gelten potenzielle Beschränkungen für Tagebauprojekte nicht mehr als Risiko. Das Management zeigt sich zuversichtlich, die Minenlizenz für Los Ricos zu erhalten und damit den nächsten Wachstumsschritt einzuleiten.
Silver Mines Limited steht mit seinem Bowdens Projekt vor einer möglichen Wiedergeburt. Das Vorkommen im australischen Bundesstaat New South Wales zählt laut Unternehmensangaben zu den größten unentwickelten Silberprojekten weltweit mit rund 72 Millionen Unzen Reserven und insgesamt 180 Millionen Unzen an Silberressourcen. Nach Angaben des Managements ist eine Minenlaufzeit von bis zu 17 Jahren vorgesehen, bei einer jährlichen Förderung von rund 4 Millionen Unzen Silber und geschätzten Produktionskosten unter 15 US Dollar (AISC) in den ersten zehn Jahren. Nach dem vorübergehenden Lizenzentzug 2024, der auf einen Formfehler zurückging, arbeitet Silver Mines mit Unterstützung der Regionalregierung an der Wiedererteilung der Genehmigung.
Frisches Kapital und das zunehmende Interesse institutioneller Investoren deuten laut Jonathan Battershill darauf hin, dass das Vertrauen in das Projekt wieder wächst. Laut Management könnte Bowdens künftig einen wichtigen Beitrag leisten, um das anhaltende Defizit am weltweiten Silbermarkt abzufedern.
Defiance Silver fokussiert sich als Explorer auf den traditionsreichen Zacatecas-Distrikt in Mexiko, eine Region mit über 1 Milliarde Unzen historischer Silberförderung. Direkt neben der größten primären Silbermine der Welt kontrolliert das Unternehmen mehrere aussichtsreiche Projekte. Das Kernprojekt San Acacio verfügt laut Management über eine historische Ressource von 18 Millionen Unzen Silber, die durch laufende Bohrprogramme aktualisiert und erweitert werden soll. Erste Ergebnisse aus weiteren Liegenschaften bestätigen laut der Geschäftsführung ein hohes geologisches Potenzial.
Das Management von Defiance Silver weist in seinen Präsentationen darauf hin, dass die Aktie in der Vergangenheit besonders stark auf steigende Silberpreise reagiert habe. In früheren Haussephasen seien demnach deutlich höhere Kursbewegungen verzeichnet worden als beim Metall selbst. Für das Jahr 2024 verweist das Unternehmen auf eine Kursentwicklung, die den damaligen Preisanstieg von Silber deutlich übertroffen habe.
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