- Goldminenaktien steigen trotz stagnierender Goldpreise.
- Goldpreis stieg um 30 %, Kosten nur um 11 %.
- Analysten sehen weiteres Kurspotenzial für Minenwerte.
- Turnaround-Chancen - 5 brandheiße Kandidaten für 2026! (hier klicken)
Nicolas Fuchs
Nicolas Fuchs
In den vergangenen Monaten hat sich ein bemerkenswerter Trend an den Rohstoffmärkten abgezeichnet: Während sich der Preis für Gold (Goldkurs) nahezu seitwärts bewegt, ziehen die Aktien von Goldminenbetreibern kräftig an. Ein Kursbarometer für große internationale Goldförderer ist der „Nyse Arca Gold Bugs Index“. Dieser verzeichnete im letzten Monat ein Plus von 9 %, der „Global Gold Miners Index“ sogar 12 %. Damit übertreffen die Aktien die Performance des Edelmetalls deutlich und das, obwohl sich der Goldpreis im gleichen Zeitraum kaum veränderte.
Diese Entwicklung bildet einen Kontrast zur einer historischen Korrelation zwischen dem Goldpreis und Minenaktien. Denn eigentlich verliefen beide bislang zumeist parallel zueinander. Dieses Verhältnis hat sich verändert und das mit systematischem Hintergrund.
Zentraler Erklärungsansatz für die überdurchschnittliche Kursentwicklung von Minenwerten ist die sogenannte Hebelwirkung: Goldminen profitieren überproportional, wenn der Goldpreis steigt, die Kosten jedoch stabil bleiben. Dies ist in den vergangenen zwölf Monaten der Fall gewesen. Laut dem World Gold Council (WGC) legte der Goldpreis in diesem Zeitraum um rund 30 % zu, während die durchschnittlichen All-in Sustaining Costs (AISC) der Branche lediglich um 11 % stiegen.
Die AISC umfassen sämtliche laufenden Kosten für den Abbau und den Erhalt der Produktionskapazität. Somit werden neben den Produktionskosten auch Erschließung, Kapitalkosten, Steuern und Lizenzgebühren berücksichtigt. Auf dieser Basis errechnet sich die Gewinnspanne. Diese ist im Vergleich zum Vorjahr im Branchendurchschnitt um 69 % gestiegen, was eine signifikante Margenausweitung darstellt.
Ein wesentlicher Treiber für die anhaltende Nachfrage nach Minenaktien sind die günstigen Bewertungskennzahlen. Analysten der UBS und andere Marktbeobachter verweisen insbesondere auf das Verhältnis von Unternehmenswert zu EBITDA (EV/EBITDA) sowie auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV).
Der durchschnittliche EV/EBITDA-Wert für Goldminen liegt laut UBS aktuell bei 7 – das sind 15 % unter dem Niveau von 2019. Damit erscheinen Minenwerte auch im historischen Vergleich günstig. Fondsmanager Martin Siegel von Stabilitas sieht beim KGV, welches aktuell bei vielen Produzenten zwischen 10 und 13 liegt ebenfalls ein deutliches Bewertungsargument. Zum Vergleich: 2019 lag der Branchendurchschnitt rund ein Drittel höher.
Die Analysten betonen jedoch auch, dass diese Kennzahlen immer im Kontext der Branche sowie geopolitischer und betrieblicher Rahmenbedingungen zu bewerten sind.
Trotz attraktiver Bewertungen und hoher Margen bleiben geopolitische Risiken ein strukturelles Problem der Branche. Viele der großen Goldreserven befinden sich in politisch instabilen Regionen. Bedeutende Reserven liegen etwa in Westafrika, etwa in Mali, Burkina Faso oder der Elfenbeinküste. Produktionsstopps, Enteignungen oder Lizenzprobleme können in diesen Regionen schnell auftreten und die Geschäftsentwicklung stark beeinträchtigen.
Ein prominentes Beispiel ist Barrick Mining, das jüngst eine Milliardenabschreibung auf sein Mali-Projekt tätigen musste. Dennoch bleibt die Aktie aus Sicht vieler Analysten vor allem durch andere Projekte wie Nevada Gold Mines, das gemeinsam mit Newmont betrieben wird. interessant.
Barrick Mining Corporation (ISIN: CA0679011084)
KGV (2025e): ca. 12
AISC Q2/2025: 1.684 USD/Unze
Herausforderung: Abschreibung in Mali, hohe Produktionskosten
Chancen: Produktionssteigerung in Tansania und Nevada
Analystenmeinung (LSEG): 10 Kauf, 3 Halten
Durchschnittliches Kurspotenzial: +8 %
Trotz regionaler Rückschläge sehen viele Experten mittelfristiges Aufwärtspotenzial. Vor allem die strategischen Beteiligungen und die Aussicht auf sinkende Produktionskosten in Nordamerika sind hier überzeugend.
Endeavour Mining PLC (ISIN: GB00BL6K5J42)
KGV (2025e): ca. 11
AISC H1/2025: 1.281 USD/Unze
Quartalsschwankung: AISC Q2 bei 1.458 USD
Projektentwicklung: Assafou-Projekt in der Elfenbeinküste (AISC < 950 USD)
Analystenmeinung (LSEG): 8 Kauf, 2 Halten
Durchschnittliches Kurspotenzial: +20 %
Endeavour überzeugt durch geringe Förderkosten und aktives Projektmanagement. Das Assafou-Projekt gilt nicht nur wegen niedriger Kosten, sondern auch wegen der geografischen Diversifikation als besonders zukunftsträchtig.
Kinross Gold Corporation (ISIN: CA4969024047)
KGV (2025e): ca. 13
AISC Q2/2025: 1.493 USD/Unze
Free Cashflow Q2/2025: 647 Mio. USD
Finanzlage: Übergang zur Nettocash-Position erwartet
Dividendenpolitik: Progressive (Progressive Aktie) Ausschüttung geplant
Analystenmeinung (LSEG): 7 Kauf, 1 Halten
Durchschnittliches Kurspotenzial: +7 %
Kinross punktet mit solidem Cashflow und finanzieller Stabilität. Die strategische Zurückhaltung bei Investitionen lässt Raum für Ausschüttungen. Ein wichtiges Argument für einkommensorientierte Investoren.
Anglogold Ashanti PLC (ISIN: GB00BRXH2664)
KGV (2025e): ca. 10
AISC Q2/2025: 1.666 USD/Unze
Q2/2025 EBITDA-Anstieg: +111 %
Risiken: Geplante Übernahme von Centamin (Ägypten)
Analystenmeinung (LSEG): 4 Kauf, 2 Halten, 1 Verkauf
Durchschnittliches Kurspotenzial: +2 %
Die Aktie hat in letzter Zeit bereits stark zugelegt, was das aktuelle Kurspotenzial begrenzt. Die Übernahmepläne bergen zusätzliche politische und operative Risiken jedoch auch mögliche Potenziale
Der World Gold Council verweist in seinem jüngsten Quartalsbericht auf einen klaren Zusammenhang zwischen sinkenden Realzinsen und steigender Goldnachfrage. Dieser Zusammenhang hat sich seit Beginn des Jahres erneut verstärkt. Der Rückgang der US-Staatsanleiherenditen bei gleichzeitig nachlassendem Inflationsdruck erhöht die Attraktivität von Gold als zinsloses Anlagegut.
Darüber hinaus registriert der WGC kräftige ETF-Zuflüsse im zweiten Quartal 2025 – ein Signal, dass institutionelle Investoren den Goldmarkt wieder verstärkt ins Portfolio nehmen. Die Nachfragebasis wird zusätzlich durch anhaltende geopolitische Spannungen und Zentralbankkäufe stabilisiert.
JP Morgan: 3.675 USD/Unze (Q4/2025), über 4.000 USD bis Q2/2026
ANZ: 3.600 USD bis Jahresende 2025
UBS: Aufwärtsrevision der 2026er-Ziele
Diese Prognosen stützen das Argument, dass Goldminen in einem stabilen bis steigenden Goldpreisumfeld noch über längere Zeit von positiven Gewinnentwicklungen profitieren können vorausgesetzt, dass geopolitische Risiken beherrschbar bleiben.
Goldminenaktien bieten derzeit eine interessante Kombination aus günstigen Bewertungskennzahlen, robusten Margen und Rückenwind durch makroökonomische Faktoren wie sinkende Realzinsen und stabile Goldnachfrage. Besonders Titel wie Endeavour, Kinross oder Barrick zeigen weiteres Kurspotenzial, während bei Anglogold Ashanti das Risiko-Rendite-Verhältnis zunehmend ausgereizt scheint.
Allerdings bleiben geopolitische Unsicherheiten ein strukturelles Risiko, das Investoren im Blick behalten sollten. Insbesondere bei Engagements in Westafrika sollte man sich der Risiken bewusst sein. Insgesamt jedoch gilt: Die operative Hebelwirkung auf den Goldpreis macht Minenwerte zu einer weiterhin spannenden Anlageklasse für das Jahr 2025.
Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.