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wundersame gewinnvermehrung-interessanter artikel

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29.08.00 21:39

Tue, 29 Aug 2000, 8:35pm MEZ

US-Unternehmen plustern Gewinne mit Pensionsfondserträgen auf

Irving, Texas, 24. August (Bloomberg) - Verizon Communications, Amerikas grösste lokale Telefongesellschaft zeichnet sich nicht nur durch seine Grösse aus. Bei Verizon, hervorgegangen aus dem Zusammenschluss von GTE Corp. und Bell Atlantic, sticht ein noch ganz anderer Aspekt ins Auge. Denn wie kaum ein anderes Unternehmen treibt Verizon seine Gewinne auf eine recht unspektakuläre Weise in die Höhe: Die Telefongesellschaft vereinnahmt die Erträge aus den betrieblichen Pensionsfonds, um damit den Unternehmensgewinn aufzubessern. Keines der Vorgängerunternehmen von Verizon hat diese Gewinne jemals öffentlich bekannt gemacht. Das ,Gewinnpolster" kam vielmehr durch intensives Studieren der jährlichen Geschäftsberichte zu Tage. Im März wies Bell Atlantic aus, dass sein Pensionsfonds einen Anteil von 846 Millionen Dollar oder rund 13 Prozent an seinem Gewinn vor Steuer im Jahr 1999 ausmachte. Bei GTE fiel der Anteil sogar noch höher aus: Mit einem Volumen von 1,08 Milliarden Dollar machte der betrieblichen Pensionsfonds beinahe 17 Prozent seines Vorsteuergewinns aus.

In den letzten Jahren sind die Pensionsfonds dank steigender Aktienkurse auf ein beachtliches Volumen angewachsen. Mittlerweile sind sie zu einer wesentlichen gleichzeitig aber auch einer irreführenden Quelle für die ausgewiesenen Unternehmensgewinne geworden. ,Das ist Zaubergeld," sagt Robert Monks, Direktor von Lens Investment Management aus Washington D.C. Der ehemalige Bundesbeamte war mit der Umsetzung des Employee Retirement Income Security Act von 1974 betraut, dem wichtigsten Gesetz zur Regelung von Pensionsgeldern. ,Diese Gewinnfiktion wird in die Erwartungen bei etlichen Unternehmen eingebaut. Wenn der Aktienmarkt einmal dramatisch einbrechen sollte und diese Gewinnpolster wegfallen, hätte dies dramatische Auswirkungen auf die ausgewiesenen Gewinne der Unternehmen."

In der Praxis können die Unternehmen dieses Geld gar nicht nutzen, da es ja für die in Rente gehenden Angestellten vorbestimmt ist. Lediglich wenn sie zu der ungewöhnlichen Massnahme greifen und den Pensionsfonds schliessen würden, könnten sie sich die Gewinne zunutze machen. Dennoch behandeln Unternehmen Kapitalerträge aus Pensionsfonds genauso wie Erträge aus dem Geschäftsbetrieb.

Unter den Unternehmen mit den höchsten vereinnahmten Pensionsfondsgewinnen befanden sich 1999 General Electric Co. (1,38 Milliarden Dollar), SBC Communications Inc. (844 Millionen Dollar) und Lucent Technologies Inc. (614 Millionen Dollar). Beinahe ein Viertel der im Aktienindex Standard & Poor 500 gelisteten Unternehmen wiesen im letzten Jahr Erträge aus Pensionsfonds aus, so eine von Bloomberg durchgeführte Untersuchung der jährlichen Geschäftsberichte, die bei der US- amerikanischen Börsenaufsicht eingereicht wurden. 42 der Unternehmen berichteten, dass die Pensionseinkommen ihre Gewinne um über 5 Prozent erhöhen konnten.

,Ausgaben werden in Beiträge zum Endergebnis umgewandelt," beschreibt Wayne Shaw, ein Professor für Controlling an der Cox School of Business der Southern Methodist University in Dallas. ,Es wurden hier einige der Kosten ausgelöscht, da sich der Aktienmarkt in einem Aufwärtstrend befand." Eine Verringerung der Ausgaben macht aber ein höheres Einkommen verfügbar, das in anderen Bereichen, wie etwa neuen Technologien, investiert werden kann, hält Verizon-Sprecher David Frail dagegen.

Pensionserträge können nicht nur den Gewinn eines Unternehmens höher erscheinen lassen. Vielmehr können sie auch dazu beitragen, den Verlust eines Unternehmens abzuschwächen. So wies das in San Francisco ansässige Versorgungsunternehmen PG&E Corp. im letzten Jahr einen Pensionsertrag von 252 Millionen Dollar aus, und konnte damit seinen Vorsteuerverlust auf 440 Millionen Dollar begrenzen. Nach Ansicht von Rechnungslegungsexperten sollten die Unternehmen vor diesem Hintergrund ihre Pensionserträge gesondert aufführen, um sicherzustellen, dass die Aktionäre diese von den operativen Gewinnen unterscheiden können. ,Es ist ziemlich irreführend, davon auszugehen, dass ein Unternehmen im Wesentlichen gesund ist, bei dem ein Grossteil seines Gewinns aus der Pensionskasse kommt," so Neil Stein, Professor für Rechtswissenschaft an der University of Alabama, der sich auf Pensionsfragen spezialisiert hat.

Die Unternehmen rechtfertigen sich derweil mit der Begründung, dass sie sich lediglich an die Gesetze des Financial Accounting Standards Board halten, einer unabhängigen Gruppe, die die Berichtsnormen für US-Unternehmen festlegt. Nach dem derzeitigen Gesetz, dass 1985 verabschiedet wurde, können Unternehmen, deren Pensionserträge zuvor festgelegten Ertragsziel übertreffen, diese Differenz als Gewinn verbuchen. Denn während die überschüssigen Pensionserträge theoretisch dem Unternehmen und seinen Aktionären zuzurechnen sind - nachdem die Ansprüche der Angestellten abgedeckt wurden - besteht kaum eine Möglichkeit, die Erträge zur Erhöhung des Cashflows ,anzuzapfen".

Mittlerweile haben einige pfiffige Unternehmen eine andere Methode gefunden, ihren Gewinn durch Pensionsfondserträge aufzustocken, die es ihnen sogar ermöglicht, die Erträge im laufenden Geschäftsbetrieb einzusetzen: Anstelle den Angestellten wie bisher üblich einen Grossteil ihres Pensionsgeldes in den letzten fünf Jahren vor ihrer Pensionierung auszuzahlen, gehen viele Unternehmen nun auf sogenannte ,Cash Balance Plans" über. Unter diesen werden die Pensionseinkommen auf einen längeren Zeitraum verteilt, was allgemein eine Reduzierung der Rentenzahlungen zur Folge hat.

Der weltweit grösste Computerhersteller IBM hat im Juli 1999 seine Rentenzahlungen schon auf dieses neue System umgestellt und sich damit den Zorn vieler Angestellten zugezogen. Durch den Cash Balance Pension Plan sollen bei den Pensionsausgaben jährliche Einsparungen in Höhe von 200 Millionen Dollar realisiert werden. Das Computerunternehmen steht jedoch nicht allein da: Von den 10 grössten Pensionserträgen, die Unternehmen des S&P 500 im letzten Jahr auswiesen, kam bereits die Hälfte durch die Umstellung der Rentensysteme auf den Cash Balance Plan zustande.

-- Loren Steffy in Dallas / LK ((U.S. Companies Pad Profits With Market Gains From Pension Funds))

-0- (DBN) Aug/24/2000 14:52 GMT 
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