a.i.s AG (WKN:
649290)
Strasse: Alexanderstr. 50 Segment: Geregelter Markt
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HVBerichte: HV-Bericht a.i.s AG
Zu ihrer diesjährigen Hauptversammlung lud die a.i.s AG ihre Aktionäre erstmals in den Kammermusiksaal der Stadthalle in Mühlheim an der Ruhr ein, dem neuen Sitz des Unternehmens. Der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Martin Buhlmann begrüßte die rund 40 Aktionäre, Gäste und Vertreter der Presse, darunter Alexander Langhorst von GSC Research, und berichtete nach Erledigung der üblichen Formalien über eine inhaltliche Änderung in dem zur Beschlussfassung vorliegenden Vergleich mit dem ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden. Im Anschluss daran erteilte er dem Vorstandsvorsitzenden Mark Martin das Wort.
Bericht des Vorstands
Herr Martin begrüßte die Erschienenen ebenfalls sehr herzlich und betonte zu Beginn seiner Ausführungen die Wichtigkeit von Transparenz gegenüber den Aktionären und dem Kapitalmarkt. Insbesondere vor dem Hintergrund der wenig rühmlichen Vergangenheit der Gesellschaft in diesen Punkten fühlen sich Vorstand und Aufsichtsrat hier in einer besonderen Verantwortung. Die im Auftrag der Bundesregierung erarbeiteten Empfehlungen der so genannten "Cromme-Komission" für den Corporate Gouvernance-Kodex werden von der Verwaltung begrüßt und umgesetzt. Die gesellschaftsbedingten Abweichungen von diesen Vorschlägen sind im vorliegenden Geschäftsbericht aufgelistet und erläutert, so der Vorstandsvorsitzende weiter (Anm.: der Geschäftsbericht steht auf der Homepage der Gesellschaft zum Download bereit).
Rückblickend bezeichnete Herr Martin das abgelaufene Geschäftsjahr 2001/2002 trotz des völlig unbefriedigenden Kursverlaufs der a.i.s-Aktie, als ein Jahr, in dem wichtige und sichtbare Fortschritte auf dem Weg zur neuen a.i.s erzielt werden konnten. Wenngleich die Kostenstrukturen verbessert wurden, die Kapazitäten effizienter genutzt werden und man mit moderner, innovativer Technik am Markt präsent ist, konnten die ursprünglichen Ziele auf der Umsatz- und Ertragsseite nicht eingehalten werden.
Die Umsatzerlöse im a.i.s- Konzern verringerten sich im Vorjahresvergleich um 3,2 auf 15,11 Mio. EUR. Wenngleich auch die a.i.s unter einem branchenweit zu verzeichnenden Umsatzrückgang zu leiden hatte, nannte der Vorstandsvorsitzende als wesentlichen Grund für den Rückgang den zum Ende des vorherigen Geschäftsjahresende veräußerten Hausmüllvertrag, der in der Vergangenheit mit etwa 2,5 Mio. EUR zum Gesamtumsatz beitrug. Im Zuge der Veräußerung konnte ein Erlös in Höhe von knapp 1 Mio. EUR erzielt werden.
Als erläuterungsbedürftig bezeichnete Herr Martin auch den ausgewiesenen Jahresfehlbetrag von 4,79 (Vj.: 2,02) Mio. EUR. Zu berücksichtigen ist in diesem Zusammenhang, dass das Vorjahresergebnis durch eine Reihe von einmaligen Sondereffekten entlastet worden ist. Hierzu zählen nach Vorstandsangabe neben den Erlösen aus dem Verkauf des Hausmüllvertrags auch die Forderungsverzichte seitens des ehemaligen Großaktionärs TEMANA sowie die Auflösung von Rückstellungen. Das um derartige Sondereffekte bereinigte Ergebnis hat sich somit gegenüber dem Vorjahr um ca. 1,9 Mio. EUR verbessert.
Daneben war das abgelaufene Geschäftsjahr geprägt von einem rezessiven Marktumfeld, von dem auch die Entsorgungsbranche und mit ihr die a.i.s AG nicht verschont geblieben ist. Infolge der konjunkturellen Eintrübung entwickelten sich die zu entsorgenden Müllmengen rückläufig, so dass ein Mengenrückgang zu verzeichnen war. Gleichzeitig führte dieser Rückgang im Zusammenwirken mit den dadurch entstandenen zusätzlichen Überkapazitäten im Markt zu einer Verschärfung des Wettbewerbs und zu sinkenden Entsorgungspreisen und damit zu rückläufigen Roherträgen.
In den vergangenen zwei Geschäftsjahren erfolgte nach Vorstandsangabe ein vollständiger Umbau der Konzern- und Führungsstruktur. Im Zuge der Neupositionierung und der Veräußerung von Geschäftsbereichen reduzierte sich die Zahl der Mitarbeiter von 225 auf 188. Durch die im laufenden Jahr veräußerte Sparte "medizinische Abfälle" verringerte sich die Mitarbeiterzahl weiter auf aktuell 175.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr entfiel auf den Bereich der ölverschmutzten Betriebsmittel mit 2,6 (Vj. 2,1) Mio. EUR ein Anteil von 16 (10,3) Prozent des Gesamtumsatzes. Für das laufende Jahr ist durch die am Geschäftsjahresbeginn erfolgte Übernahme zweier mobiler Anlagen für die Vor-Ort-Behandlung von Öl- und Benzinabscheidern ein weiterer Anstieg zu erwarten.
Kleinstes Geschäftsfeld mit 5 Prozent Umsatzanteil ist die Aufbereitung von Lackschlämmen. Die Erlöse gingen hier aufgrund der kundenseitigen Umstellung von lösemittelhaltigen auf wasserlösliche Lacke gegenüber dem Vorjahr von 0,956 auf 0,743 Mio. EUR zurück. Im laufenden Jahr sollen sich aus dem Verkauf der von a.i.s hergestellten Recyclinglacke sowie der Anpassung der vorhandenen Anlagentechnik an die Anforderungen zur Behandlung wasserlöslicher Lacke deutliche Umsatzpotenziale ergeben.
Mit über 40 Prozent Umsatzanteil größter Bereich im Konzern ist das Segment Sonderabfälle; hier stieg der Umsatz leicht von 6,433 auf 6,551 Mio. EUR. Trotz rückläufiger Entwicklung beim Rohertrag konnte das EBIT in diesem Segment von minus 3 auf minus 2,1 Mio. EUR im abgelaufenen Geschäftsjahr verbessert werden. Aus der Entsorgung fester Sonderabfälle hat man sich inzwischen zurückgezogen und legt künftig den Schwerpunkt auf flüssige Sonderabfälle, bei denen die Möglichkeit einer Wiederverwertung und Gewinnung von Ersatzbrennstoffen aus flüssigen Abfällen besteht.
Die weiteren Geschäftsfelder "medizinische Abfälle", "kommunale Abfälle", "Systementsorgung" sowie "Bauabfälle/Deponie" gehören nicht mehr zu den Kerngeschäftsfeldern der a.i.s AG und stehen zum Verkauf oder sind bereits veräußert. Als wesentliche Gründe für den Rückzug aus diesen Bereichen und für die Veräußerung oder Einstellung des Geschäfts führte der Vorstandsvorsitzende verschlechterte gesetzliche Rahmenbedingungen sowie die zu hohe Abhängigkeit von Finalanlagen an, die zur Entsorgung bestimmter Abfallfraktionen zwingend erforderlich sind.
Auf Konzernebene reduzierte sich die Bilanzsumme gegenüber dem Vorjahr um rund 5 Mio. EUR auf 19,7 Mio. EUR, und das Eigenkapital reduzierte sich infolge der anhaltenden Verlustsituation in der Unternehmensgruppe von 6,69 Mio. EUR auf 2,597 Mio. EUR. Die Eigenkapitalquote in der a.i.s AG lag zum Bilanzstichtag bei 35,4 Prozent, im Konzern betrug diese 13,1 Prozent. Durch den Zufluss der noch offenen Kaufpreisforderung gegenüber der NORDAG aus dem Verkauf der Rumpold-Anteile in Höhe von 1,7 Mio. EUR wird sich die Eigenkapitalsituation der Gesellschaft weiter verbessern.
Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen erläuterte Vorstandschef Martin den Aktionären den zur Zustimmung vorliegenden Vergleich mit dem ehemaligen Aufsichtsratsmitglied Prof. Dr. Brun-Hagen Hennerkes. Hintergrund ist eine Transaktion aus dem Jahre 1996, aufgrund der die Gesellschaft eine Zahlung an die Sparkasse Rhein-Nahe leisten musste und im Gegenzug dafür ein Grundstück erhielt.
Die ausgehandelte Vergleichsvereinbarung ist nach Vorstandsangabe im Hinblick auf die mit der prozessualen Durchsetzung von Ansprüchen regelmäßig verbundenen Unwägbarkeiten für die Gesellschaft und deren Aktionäre vorteilhaft. Ohne Aufgabe der eigenen Rechtsansprüche werde ein angemessener Schadensersatz an die Gesellschaft gezahlt. Im Zuge des Vergleichs erfolgt bis zum 30.9.2003 eine gestaffelte Zahlung von 127.822,97 EUR an die a.i.s AG.
Abschließend gab Herr Martin einen kurzen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr sowie die künftige Strategie der Unternehmensgruppe. Durch eine konsequente Ausrichtung auf die Erstellung von Produkten aus der Behandlung spezieller Sonderabfälle und die Trennung von nicht profitablen Randbereichen soll im laufenden Geschäftsjahr die Gewinnzone erreicht werden. Der mit Wirkung zum 1. Februar 2003 erfolgte Verkauf der Sparte "medizinische Abfälle" ist Teil der Strategie, den a.i.s-Konzern auf die Aufbereitung und Verwertung industrieller und gewerblicher Sonderabfälle auszurichten. Die aus dem Verkauf zufließenden Mittel sollen neben der Stärkung der Innenfinanzierungskraft auch für ausgesuchte kleinere strategische Akquisitionen eingesetzt werden.
Mit der Umsetzung dieser Strategie soll sich die a.i.s AG vom Entsorger zum Verwerter entwickeln, um auf diese Weise in doppelter Hinsicht von den sich bietenden Chancen am Markt profitieren zu können. So verfügt die Gesellschaft nach Vorstandsangabe mit der vorhandenen Anlagentechnik bereits heute über die Möglichkeit, aus gewerblichen und industriellen Sonderabfällen verkaufsfähige Produkte zu gewinnen. Wenngleich diese Idee aus den Bereichen Altglas, Altpapier usw. wohl bekannt ist, ist deren Umsetzung im Bereich der Sonderabfälle bedeutend schwieriger.
Das Produktspektrum aus der Aufbereitung von Sonderabfällen reicht bereits jetzt schon von Ersatzbrennstoffen, Altölen, metallischen und mineralischen Zuschlagstoffen bis hin zu Sekundärlacken. In dieser strategischen Aufstellung kann die Gesellschaft an zwei Stellen ihr Geld verdienen - zum einen bei der Abnahme der Stoffe beim Abfallerzeuger und zum anderen beim Verkauf der Produkte. Hier gilt es, die Technologie zu verfeinern und auszubauen und neue Abfallstoffe zu identifizieren, die diesem Gedanken gerecht werden, so der Vorstandsvorsitzende zum Schluss seiner Ausführungen.
Allgemeine Aussprache
Als erster Redner meldete sich Herr Axel Zühlke, Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), zu Wort und begrüßte die zeitige Terminierung der Hauptversammlung als eine positive und Vertrauen bildende Maßnahme gegenüber den Aktionären. Mit Blick zurück führte der SdK-Vertreter aus, dass die Geduld und das Vertrauen der Anteilseigner in den vergangenen Monaten und Jahren auf eine harte Geduldsprobe gestellt wurden und dass der Aktienkurs auch noch nach der Umbenennung und der Ankündigung der Neuausrichtung vor gut eineinhalb Jahren weiter massiv gesunken ist. Wenig erfreut zeigte sich Herr Zühlke über das Verfehlen der Umsatzprognosen und vor allem über den nahezu verdoppelten Fehlbetrag.
Auf die Frage, ob die bei der a.i.s zu verzeichnenden Effekte eine branchenweite Verbreitung besitzen, erklärte der Vorstandsvorsitzende, dass die Entsorgungsbranche insgesamt die Abkühlung der Konjunktur zu spüren bekommt. Problematisch wirken sich nach den Worten von Herrn Martin neben dem reinen Mengenrückgang die daraus entstehenden Überkapazitäten im Markt aus, die neben einem Sinken der zu entsorgenden Abfallmengen auch einen Rückgang der am Markt zu erzielenden Preise erzeugen. Entgegen diesem Trend haben sich die Entsorgungspreise bei den Finalanlagen in den vergangenen Monaten nicht rückläufig, sondern teilweise ansteigend entwickelt, so dass man neben den Mengenrückgängen zusätzlich mit höheren Gebühren bei den Finalanlagen zu kämpfen hatte.
Im Hinblick auf die künftige Strategie erkundigte sich Herr Zühlke, inwieweit die jetzt eingeschlagene Richtung langfristig Erfolg versprechend ist. Nach Aussage des Vorstands ist eine Antwort auf diese Frage nicht einfach, im derzeitigen Umfeld stelle der nun eingeschlagene Weg die einzig aussichtsreiche Variante dar. Die Konzentration auf Erfolg versprechende Nischen lohnt sich nach Angabe der Verwaltung auch in Segmenten mit unter 1 Mio. EUR Umsatzvolumen, da dort zum Teil sehr attraktive Umsatzrenditen erwirtschaftet werden können.
Im Zusammenhang mit der Abhängigkeit von Finalanlagen bei der Entsorgung bestimmter Abfallarten wollte Herr Zühlke wissen, inwieweit man sich durch Kontrakte mit einzelnen Anlagenbetreibern gegen allzu stark steigende Gebühren absichern kann und ob es nicht sinnvoll wäre, mit den Betreibern derartiger Anlagen Kooperationen einzugehen. Dr. Strauß antwortete hierauf, dass man auch bei Umsetzung der neuen Strategie nicht völlig unabhängig von Finalanlagen zur Entsorgung bestimmter Abfallfraktionen werden wird.
Grundsätzlich kann bei den Betreibern von so genannten Finalanlagen zwischen drei großen Gruppen unterschieden werden. Die erste Gruppe befindet sich in öffentlicher Hand, die zweite gehört zu den großen Entsorgungsunternehmen wie z.B. RWE oder anderen, und die dritte besteht aus unabhängigen Betreibern. Mit verschiedenen Partnern aus der letztgenannten Gruppe bestehen nach Vorstandsangabe Mengenkontrakte, die bei bestimmten Anlieferungsvolumina auch Rabatte gewähren. Eine vom SdK-Vertreter in den Raum gestellte mögliche Beteiligung an einem solchen Betreiber kommt nach Einschätzung des Vorstands gegenwärtig nicht in Frage.
Ein weiterer wichtiger Themenkomplex in der allgemeinen Aussprache, der sowohl vom SdK-Sprecher wie auch dem Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) angesprochen wurde, sind die Schadensersatzansprüche gegenüber früheren Organen und Wirtschaftsprüfern. Auf Nachfrage hierzu führte Vorstand Martin aus, dass man bei der Verfolgung der Schadensersatzansprüche gegenüber dem früheren Wirtschaftsprüfer relativ weit vorangeschritten ist und dass ein Prozess bereits läuft. Angesichts der noch ausstehenden Entscheidung im Hauptsacheverfahren, dem Prozess gegen die Gebrüder Löbbert, ruht der Prozess gegen den früheren Wirtschaftsprüfer derzeit.
Laut zuständiger Staatsanwaltschaft wird ein Urteil im Verfahren gegen die Gebrüder Löbbert möglicherweise erst in einigen Jahren gefällt werden. Vor dem Hintergrund der geltend gemachten eigenen Ansprüche wird sich die a.i.s AG bemühen, eine Beschleunigung dieses Verfahrens zu erreichen. Im Zusammenhang mit der Inanspruchnahme ehemaliger Vorstandsmitglieder rechnet die zuständige Staatsanwaltschaft mit einer Verfahrenseröffnung im laufenden Kalenderjahr.
In Anlehnung an die Corporate Gouvernance-Grundsätze, denen sich die a.i.s AG ebenfalls verpflichtet fühlt, regte Herr Zühlke an, künftig die Bezüge der Vorstandsmitglieder einzeln aufzugliedern. Der Vorstandsvorsitzende führte hierzu aus, dass die Vorstandsmitglieder angesichts der Ergebnissituation der Gesellschaft auf die Tantieme für das abgelaufene Geschäftsjahr verzichtet haben und dass der im Geschäftsbericht ausgewiesene Betrag die fixen Bezüge widerspiegelt. Eine genaue Aufschlüsselung nach Personen sowie fixen und variablen Vergütungsbestandteilen wolle man für die Zukunft prüfen, so der Vorstandsvorsitzende weiter.
Herr Hechtfischer, Geschäftsführer der DSW, beschäftigte sich in seinem Redebeitrag schwerpunktmäßig mit dem zu schließenden Vergleich mit dem ehemaligen Aufsichtsratsmitglied Prof. Dr. Brun-Hagen Hennerkes sowie dessen Anwaltskanzlei. Im Zusammenhang mit der seinerzeit abgegebenen Patronatserklärung der Gesellschaft gegenüber ihrer damaligen Tochtergesellschaft erkundigte sich Herr Hechtfischer nach dem der a.i.s AG tatsächlich entstandenen Schaden.
Vorstandschef Martin erklärte hierzu, dass sich der Schaden aus der Differenz des an die Sparkasse gezahlten Betrags zur Erfüllung der Verpflichtung aus der Patronatserklärung abzüglich des Wertes des sicherungsübereigneten Grundstückes errechne und sich demnach auf etwa 3 Mio. DM belaufe.
Bezüglich der bereits vorgenommenen Veräußerungen sowie der noch geplanten Beteiligungsverkäufe erkundigte sich der DSW-Vertreter nach näheren Einzelheiten hinsichtlich der Erwerber sowie der erzielten Verkaufserlöse. Der Vorstand antwortete in diesem Zusammenhang, dass der Verkauf der Sparte medizinische Abfälle im Rahmen eines Asset Deals erfolgte. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart; aus dem Verkauf resultiere für die a.i.s AG ein Zufluss in Höhe von mehr als der Hälfte ihrer derzeitigen Marktkapitalisierung.
Bestätigen konnte der Vorstand derzeit laufende Bemühungen zum Verkauf der Bereiche Speise- und Inkontinenzabfälle. Befragt nach dem aktuellen Stand bei der Recyclinganlage für Windeln erklärte der Vorstandschef, dass sich diese momentan wirtschaftlich nicht sinnvoll betreiben lässt und daher zum Verkauf steht. Im gegenwärtig schlechten Umfeld ist allerdings in einem überschaubaren Zeitraum wohl kaum mit einem Käufer zu rechnen.
Im Zusammenhang mit dem Verkauf der Rumpold-Anteile an die NORDAG AG und dem ausstehenden Teilbetrag von 1,7 Mio. EUR erkundigte sich Herr Hechtfischer nach dem vereinbarten Rückzahlungstermin. Diesbezüglich erklärte Herr Martin, dass man mit der NORDAG eine Ratenzahlung zuzüglich Verzinsung vereinbart hat und dass diese auch erfolgt.
Ferner erkundigte sich der DSW-Vertreter nach den Auswirkungen der behördlich verfügten Stilllegung der von der a.i.s bewirtschafteten Bauschuttdeponie. Nach Vorstandsangabe erfolgte die behördliche Stillegung nach der Insolvenz des Deponiebesitzers, für den die a.i.s AG die Bewirtschaftung übernommen hat. In der Bilanz wurden bereits in der Vergangenheit die erforderlichen Rückstellungen gebildet.
Gegenwärtig geht die Verwaltung davon aus, dass die Deponie endgültig stillgelegt wird. In Gesprächen mit den zuständigen Behörden bemühe man sich, ein Konzept zu entwickeln, um eine Inanspruchnahme aus der Bürgschaft zu minimieren oder im günstigsten Fall ganz zu vermeiden. Den Verlauf der Gespräche bezeichnete Herr Martin als langwierig, aber zielführend.
Im Hinblick auf die aktuelle Marktkapitalisierung der a.i.s-Aktie von rund 2 Mio. EUR stellte Herr Hechtfischer die Frage, wo der Vorstand die faire Bewertung der Gesellschaft sieht und wann die Aktionäre wieder mit einer Dividende rechnen können. In seiner Antwort führte Herr Martin hierzu aus, dass bereits mehr als die Hälfte der gegenwärtigen Marktbewertung durch den Zufluss aus dem Verkauf der Sparte medizinische Abfälle unterlegt ist. Sehr belastend für den Kurs habe sich im vergangenen Jahr die Falschmeldung eines Börsenmagazins ausgewirkt, in der fälschlicherweise von einer Insolvenz der Gesellschaft die Rede gewesen ist. Hinsichtlich der Dividende antwortete der Vorstand, dass in den kommenden zwei Jahren nicht mit einer Dividendenzahlung zu rechnen ist.
Die von Herrn Zühlke im weiteren Verlauf der Debatte erfragten Investitionen in die neue Recyclinganlage für Schleifschlämme bezifferte Vorstand Dr. Strauß anlagenseitig auf etwa 2 Mio. EUR. Hinzu kommen die Kosten für den Standort, die jedoch durch Nutzung vorhandener Bausubstanz sowie durch die Inanspruchnahme von Fördermitteln so niedrig wie irgend möglich gehalten werden sollen. Dr. Strauß zeigte sich hinsichtlich des wirtschaftlichen Erfolgs dieser Investition sehr zuversichtlich, da erhebliche Nachfrage im Markt nach Kapazitäten besteht, die von der vorhandenen Anlage nicht mehr bereit gestellt werden können, da diese vollständig ausgelastet ist.
Als dritter und letzter Redner meldete sich Herr Zukunft zu Wort und erkundigte sich nach den bislang entstandenen Kosten für Rechtsberatung im Zusammenhang mit der Geltendmachung von Forderungen gegenüber ehemaligen Organen und Wirtschaftsprüfern. Der Vorstand bezifferte diese auf rund 125 TEUR, die ebenfalls erfragten Kosten für die Jahresabschlussprüfung wurden für die AG mit 20 TEUR und mit 60 TEUR für den Teilkonzern angegeben.
Abstimmungen
Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache gegen 12:15 Uhr wurde die Präsenz mit 6.081.458 Aktien oder 76,027 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Die Hauptversammlung stimmte sämtlichen Beschlussvorschlägen mit sehr großer Mehrheit bei vereinzelten Gegenstimmen und Enthaltungen zu.
Im Einzelnen beschlossen wurde die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 4), Satzungsänderungen im Zusammenhang mit dem Transparenz- und Publizitätsgesetz (TransPuG) (TOP 5), die Zustimmung zum Abschluss einer Vergleichsvereinbarung zwischen der Gesellschaft und einem ehemaligen Aufsichtsratsmitglied (TOP 6) sowie die Wahl der BPG Beratungs- und Prüfungsgesellschaft mbH, Krefeld, zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2002/2003 (TOP 7).
Fazit
Die Aufräumarbeiten bei der a.i.s AG im Nachgang zur Herauslösung aus dem früheren EWS- und später NORDAG-Konzern sind im abgelaufenen Geschäftsjahr nahezu abgeschlossen worden. Für das laufende Jahr steht nach dem bereits erfolgten Verkauf der Sparte medizinische Abfälle noch die Bereinigung des Beteiligungsportfolios von so genannten Randaktivitäten. Alles in allem ist jedoch davon auszugehen, dass im jetzt laufenden Geschäftsjahr 2002/2003 sämtliche belastende Faktoren und Bereiche aus der Vergangenheit beseitigt werden können.
Interessantes Potenzial für die Zukunft des Unternehmens ergibt sich insbesondere aus der konsequenten Ausrichtung des Unternehmens von der Entsorgung hin zur Verwertung. Hierdurch eröffnet sich für die Gesellschaft die Möglichkeit, gleich an zwei Punkten Geld zu verdienen: zum einen bei der Abnahme der Abfallstoffe beim Kunden und zum anderen bei der Vermarktung der im Recyclingprozess hergestellten Produkte. Bei einer konsequenten Umsetzung dieser Strategie sowie der angekündigten Rückkehr in die Gewinnzone dürfte sich auch für die aktuell bei lediglich noch 0,25 EUR notierende Aktie wieder Kurspotenzial ergeben.
Nicht vergessen werden sollte in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass allein der Mittelzufluss aus dem Verkauf des Bereichs medizinische Abfälle bereits die derzeitige Marktkapitalisierung zu mehr als der Hälfte unterlegt. Bei möglichen Dispositionen sollten in jedem Fall die geringen Umsätze an der Börse berücksichtigt werden, und es sollte mit Limitierungen gearbeitet werden.
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