Auftragseingänge enttäuschen Volkswirte
Weltbank: Es droht ein neuer Konjunktur-Rückschlag
Die deutsche Konjunktur droht in den nächsten Monaten von zwei Seiten unter Druck zu geraten: Zum einen mehren sich die Anzeichen, dass die schwache Binnennachfrage noch immer nicht in Fahrt kommt – so sind die Inlandsaufträge für die heimische Industrie im Februar abermals gesunken.
HB/ost DÜSSELDORF. Zum anderen erhöht sich die Zahl der Stimmen, die eine Abschwächung der Weltkonjunktur prognostizieren. „Das weltweite Wirtschaftswachstum hat seinen Höhepunkt überschritten“, betonte die Weltbank in ihrem am Mittwoch vorgelegten Report „Global Development Finance 2005“. Die weltweite Konjunktur befinde sich an einem neuen Wendepunkt.
Die deutsche Wirtschaft könnte bereits im zweiten Quartal einen neuen Rückschlag erleben, fürchten Volkswirte: „Es gibt ein nicht zu vernachlässigendes Risiko, dass die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal stagniert oder sogar fällt“, sagt Holger Fahrinkrug, Ökonom bei der Schweizer Großbank UBS. „Die Binnenwirtschaft bleibt wahrscheinlich schwach, und die hohen Ölpreise sind eine ernsthafte Gefahr für die deutsche Konjunktur“, betont auch Holger Schmieding von der Bank of America. Timo Klein, Deutschland-Experte der privaten Denkfabrik Global Insight, denkt bereits über eine erneute Abwärtskorrektur seiner Wachstumsprognose nach: „Wahrscheinlich werden wir unsere Prognose von 0,9 Prozent im Gesamtjahr um ein bis zwei Zehntel nach unten revidieren müssen.“
Für die Euro-Zone insgesamt erwartet die Weltbank nur ein Wachstum von 1,2 Prozent in diesem Jahr. Die EU-Kommission hatte am Montag für die Euro-Zone noch ein Plus von 1,6 Prozent prognostiziert.
In Deutschland haben unerwartet schlechte Zahlen zur Auftragsentwicklung in der Industrie der Konjunkturskepsis am Mittwoch neue Nahrung gegeben. Die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes bekamen im Februar saisonbereinigt 2,6 Prozent weniger neue Aufträge als im Vormonat. Die Auslandsaufträge gaben um 2,3 Prozent nach, die Inlandsaufträge um 2,8 Prozent. Nach dem massiven Anstieg der Auftragseingänge im Dezember, als die Orders auf Grund von Großaufträgen um 7,6 Prozent nach oben geschossen waren, hatten Volkswirte zwar mit einer Gegenbewegung gerechnet. Nachdem es im Januar ein Minus von 3,5 Prozent gab, hatten Ökonomen für Februar nur noch einen Rückgang um 0,2 Prozent erwartet.
Auf das Wachstum auswirken dürfte sich diese schwache Auftragslage aber erst im zweiten Quartal. In den ersten drei Monaten hätten die Unternehmen noch die vielen Orders vom Jahresende abgearbeitet, meint Klein von Global Insight. „Für das zweite Quartal fehlen aber die Anschlussaufträge.“
Trotz des Rückgangs der Exportaufträge im Februar bleibt die Auslandsnachfrage die wichtigste Stütze der deutschen Industrie. In den ersten zwei Monaten waren die Auslandsaufträge 2,1 Prozent höher als im vierten Quartal 2004. „Die Exportnachfrage bleibt robust“, betont Holger Schmieding von der Bank of America.
Nach der Prognose der Weltbank wird sich die globale Exportnachfrage im Zuge der Wachstumsverlangsamung aber 2005 abschwächen. Die weltweite Wirtschaftsleistung werde um 3,1 Prozent steigen, nach 3,8 Prozent 2004. Hauptgrund für die Abschwächung seien die Anstiege der US-Zinsen und des Euro-Kurses sowie zunehmende Einsparungen in den Staatshaushalten. Zudem könne das hohe Defizit in der US-Leistungsbilanz zu abrupten Zinsänderungen und außergewöhnlich kräftigen Kursbewegungen an den Devisenmärkten führen. Beim Öl rechnet die Weltbank in der ersten Hälfte 2005 weiter mit hohen Preisen, die in der zweiten Jahreshälfte sinken sollten.
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 07. April 2005, 09:12 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Weltbank: Es droht ein neuer Konjunktur-Rückschlag
Die deutsche Konjunktur droht in den nächsten Monaten von zwei Seiten unter Druck zu geraten: Zum einen mehren sich die Anzeichen, dass die schwache Binnennachfrage noch immer nicht in Fahrt kommt – so sind die Inlandsaufträge für die heimische Industrie im Februar abermals gesunken.
HB/ost DÜSSELDORF. Zum anderen erhöht sich die Zahl der Stimmen, die eine Abschwächung der Weltkonjunktur prognostizieren. „Das weltweite Wirtschaftswachstum hat seinen Höhepunkt überschritten“, betonte die Weltbank in ihrem am Mittwoch vorgelegten Report „Global Development Finance 2005“. Die weltweite Konjunktur befinde sich an einem neuen Wendepunkt.
Die deutsche Wirtschaft könnte bereits im zweiten Quartal einen neuen Rückschlag erleben, fürchten Volkswirte: „Es gibt ein nicht zu vernachlässigendes Risiko, dass die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal stagniert oder sogar fällt“, sagt Holger Fahrinkrug, Ökonom bei der Schweizer Großbank UBS. „Die Binnenwirtschaft bleibt wahrscheinlich schwach, und die hohen Ölpreise sind eine ernsthafte Gefahr für die deutsche Konjunktur“, betont auch Holger Schmieding von der Bank of America. Timo Klein, Deutschland-Experte der privaten Denkfabrik Global Insight, denkt bereits über eine erneute Abwärtskorrektur seiner Wachstumsprognose nach: „Wahrscheinlich werden wir unsere Prognose von 0,9 Prozent im Gesamtjahr um ein bis zwei Zehntel nach unten revidieren müssen.“
Für die Euro-Zone insgesamt erwartet die Weltbank nur ein Wachstum von 1,2 Prozent in diesem Jahr. Die EU-Kommission hatte am Montag für die Euro-Zone noch ein Plus von 1,6 Prozent prognostiziert.
In Deutschland haben unerwartet schlechte Zahlen zur Auftragsentwicklung in der Industrie der Konjunkturskepsis am Mittwoch neue Nahrung gegeben. Die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes bekamen im Februar saisonbereinigt 2,6 Prozent weniger neue Aufträge als im Vormonat. Die Auslandsaufträge gaben um 2,3 Prozent nach, die Inlandsaufträge um 2,8 Prozent. Nach dem massiven Anstieg der Auftragseingänge im Dezember, als die Orders auf Grund von Großaufträgen um 7,6 Prozent nach oben geschossen waren, hatten Volkswirte zwar mit einer Gegenbewegung gerechnet. Nachdem es im Januar ein Minus von 3,5 Prozent gab, hatten Ökonomen für Februar nur noch einen Rückgang um 0,2 Prozent erwartet.
Auf das Wachstum auswirken dürfte sich diese schwache Auftragslage aber erst im zweiten Quartal. In den ersten drei Monaten hätten die Unternehmen noch die vielen Orders vom Jahresende abgearbeitet, meint Klein von Global Insight. „Für das zweite Quartal fehlen aber die Anschlussaufträge.“
Trotz des Rückgangs der Exportaufträge im Februar bleibt die Auslandsnachfrage die wichtigste Stütze der deutschen Industrie. In den ersten zwei Monaten waren die Auslandsaufträge 2,1 Prozent höher als im vierten Quartal 2004. „Die Exportnachfrage bleibt robust“, betont Holger Schmieding von der Bank of America.
Nach der Prognose der Weltbank wird sich die globale Exportnachfrage im Zuge der Wachstumsverlangsamung aber 2005 abschwächen. Die weltweite Wirtschaftsleistung werde um 3,1 Prozent steigen, nach 3,8 Prozent 2004. Hauptgrund für die Abschwächung seien die Anstiege der US-Zinsen und des Euro-Kurses sowie zunehmende Einsparungen in den Staatshaushalten. Zudem könne das hohe Defizit in der US-Leistungsbilanz zu abrupten Zinsänderungen und außergewöhnlich kräftigen Kursbewegungen an den Devisenmärkten führen. Beim Öl rechnet die Weltbank in der ersten Hälfte 2005 weiter mit hohen Preisen, die in der zweiten Jahreshälfte sinken sollten.
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 07. April 2005, 09:12 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
