Die Vorstellung der ersten kommerziellen Brennstoffzellen für Pkws zu
Beginn der Detroiter Autoshow im Januar löste bei US-Anlegern eine
Euphorie aus, die den Aktienkurs in der Zwischenzeit über 300 % ansteigen
ließ. Brennstoffzellenwerte wie Ballard, Plug Power, Global Thermo und
solche, die es noch werden wollen, zählen seit Wochen zu den New
Economy-Favoriten an der Nasdaq.
Die negativen Entwicklungen der letzten Zeit werden ganz offensichtlich
ignoriert. Vor allem am 29. Februar gab es für Ballard Power und das
federführende Systemhaus Xcellsis (51 % DaimlerChrysler, 27 % Ballard,
22 % Ford) zwei herbe Enttäuschungen, auf die der Markt aber mit einem
Kursrekord reagierte:
1) General Motors/Opel stellten auf dem Genfer Autosalon einen Zafira mit einer selbst entwickelten Brennstoffzelle vor, die mit flüssigem Wasserstoff betrieben wird.
Allerdings ist mit der kommerziellen Version dieses Fahrzeugs laut GM-Präsident frühestens in 4 bis 5 Jahren – realistischerweise noch später – zu rechnen. Nachdem der erste
Brennstoffzellen-Zafira mit einem Ballard-Stack ausgestattet war, hatte die Xcellsis-Gruppe damit gerechnet, auch künftig zumindest mit der Ballard-Brennstoffzelle bei
GM/Opel im Geschäft zu sein, die gemeinsam mit Toyota an Brennstoffzellensystemen arbeiten.
2) VW kündigte an, bei Brennstoffzellen-Pkws auf Benzinreformer zu setzen und schlug sich damit auf die Seite der Öl-Multis, die dafür ein reformiertes Benzin herstellen
wollen. Dagegen hält Xcellsis weiterhin an Methanol fest, das eine wesentlich bessere Umweltbilanz aufzuweisen hat. Mit VW als Kunden hatte die Gruppe bereits fest
gerechnet.
Die Kluft zwischen dem Daimler-Lager und der Ölindustrie wurde bereits am 16. Februar deutlich, als Xcellsis und Shell den gemeinsam entwickelten Benzinreformer
vorstellten, gleichzeitig aber die Zusammenarbeit beendeten, um "eigenständig weiter an der Kommerzialisierung der Brennstoffzellentechnik zu arbeiten". Wegen der hohen
Kosten bei der Benzinreformierung will Xcellsis an der schon weiter entwickelten Methanol-Reformierung festhalten. Anläßlich der Fusion von Daimler war die von Chrysler
betriebene Entwicklung eines Benzinreformers eingestellt worden.
Dieser Richtungsstreit über den ‚Treibstoffpfad’ (Methanol oder Benzin) dürfte den großen Durchbruch der Brennstoffzelle als alternativen Fahrzeugantrieb verzögern. Die
neuesten Fortschritte in der Speicherung könnten dazu führen, daß der Großeinsatz gleich mit Wasserstoff als Treibstoff erfolgt, was eine weitere Verzögerung zur Folge hätte.
Allgemein geht man davon aus, daß Wasserstoff – möglichst aus regenerativen Energiequellen hergestellt – langfristig der Treibstoff für den Brennstoffzellenantrieb sein wird,
da er mit Abstand der umweltfreundlichste ist.
Seit der Vorstellung des necar 2 in 1996 ist Ballard Power eine unserer Hauptempfehlungen. Der Wert hat inzwischen bis zu 2.000 % zugelegt. Der Höhenflug der letzten Zeit
ist aber vor dem Hintergrund der negativen fundamentalen Entwicklung nicht gerechtfertigt. Auch der necar 5, ein Mercedes A-Klasse mit Brennstoffzelle, läßt seit Ende 1999
auf sich warten.
Wir empfehlen daher, zumindest teilweise die spektakulären Gewinne mitzunehmen