D.Logistics: Der Traum zerplatzt
Bei D.Logistics (WKN 510 150) heulen die Alarmsirenen. Zwar
wird die Financial Community immer wieder mit Akquisitions-Ad
Hocs bombardiert, damit stellt sich aber auch verstärkt die
Frage, wie lange das „Ich kauf mir was“-Spielchen von Vor-standschef
Detlef Hübner noch gut geht. Im vergangenen Jahr
wurden immerhin 280 Mio. Euro Umsatz dazu gekauft und das
Geld aus der letzten Kapitalerhöhung dürfte zur Neige gehen,
frisches Geld muss offenbar her.
Wie der Mainvestor aus Finanzkreisen erfährt, tourte Hübner
deshalb in den vergangenen Wochen durch Frankfurt, um eine
weitere Kapitalerhöhung bei institutionellen Investoren zu plat-zieren
– vergeblich! Die Skepsis in den Bankhäusern war zu
groß, auch wenn die meisten Institute noch mit positiven Stu-dien
am Markt unterwegs sind. Das Logistiker-Papier mochte
offenbar kein Banker anfassen.
Heftige Bauchschmerzen bereitet unter anderem die eigenwilli-ge
Behandlung von Goodwill bei D.Logistics. Immerhin tür-men
sich in der Bilanz derzeit fast 200 Mio. Euro an Firmen-w
e rt e n , die abgeschrieben werden müssen. Die Logistiker
haben mit 15 Jahren einen reichlich langen Zeitraum dafür
gewählt, damit das Ergebnis nicht zerschossen wird. Andere
Unternehmen machen gerade in den schnelllebigen Bereichen
eCommerce und IT schon in der Hälfte der Zeit reinen Tisch.
Auch nutzt D.Logistics eine Wahlmöglichkeit bei US-GAAP,
um sich zusätzlich Luft zu ver-schaffen.
Die Umsätze von zuge-kauften
Companies wurden in
2000 voll konsolidiert, die Fir-menwertabschreibungen
werden
aber jeweils erst im folgenden
J a h r begonnen. Dies ist zwar
möglich, aber unüblich. Auch bei den Prognosen wird kreativ
mit dem Goodwill gearbeitet. So wird fest auf eine angedachte
Ä n d e rung bei den Bilanzierungsrichtlinien nach US-GAAP
gebaut und für 2001 z.B. nur mit Goodwill-Abschreibungen von
6 Mio. Euro geplant. Nach geltender Regelung ist dies rund 7
Mio. Euro zu niedrig. Ein Batzen Geld, der am Jahresende bei
der EBIT-Prognose von 46.9 Mio. Euro fehlen könnte.
Zur Verdeutlichung des Problems eine kleine Beispielrechung:
Wenn D. Logistics sich auf einen konservativeren Abschrei-bungszeitraum
von 10 Jahren einlassen würde, dürfte das EBIT
nach geltenden Bilanzierungsregeln 2001 lediglich bei rd. 34
Mio. Euro liegen, also rd. 27% unter dem aktuellen Planwert.
Neben der Finanzakrobatik bei D. Logistics scheint bei einigen
Tochtergesellschaften aber auch operativer Sand im Getriebe
zu sein. Jüngstes Sorgenkind ist die zum Jahresbeginn übernom-mene
Mondeal Net aus Wien. Die ursprüngliche Planung für
den Umsatz 2001 wurde von D.Logistics mit 78 Mio. Euro und
einem EBIT von 5 Mio. Euro angegeben. Inzwischen wurden die
Prognosen auf Erlöse von 40 Mio. Euro gesenkt. Aber auch die-ser
Wert ist zweifelhaft. Nach unseren Infos laufen die Geschäf-te
nämlich noch schlechter als erwartet. Inzwischen schließt
D.Logistics auch einen Verkauf nicht mehr aus. Auch bei eini-gen
anderen Töchtern aus dem IT-Geschäftsfeld bei D.Logistics
soll es Probleme geben, wollen Branchenkreise wissen.
Wir sehen bei D.Logistics in Anbetracht der vorhandenen ope-rativen
und bilanziellen Unsicherheiten trotz des Kursverlustes
in den vergangenen Tagen noch merkliches Abwärtspotenzial.
Mit einem Kursziel von 15 Euro raten wir, das Papier zu redu-zieren.
Wie sieht die Situation aus, wenn Hübners Kaufrausch
zwangsweise zum Halten gebracht wird, fragen wir uns
Mainvestor