Vorsicht, wenn alle Analysten kaufen sagen

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das Zentrum d.:

Vorsicht, wenn alle Analysten kaufen sagen

 
25.06.01 08:04
Boston, 22. Juni (Bloomberg) - Kann ein Anleger noch etwas falsch machen, wenn er eine Aktie kauft, die von den Analysten an der Wall Street einstimmig zum "Kauf" empfohlen wird? Leider ja, wie die Beispiele Cisco Systems Inc., JDS Uniphase Corp. und andere zeigen. Anfang 2000 rieten 26 US-Broker bei Cisco, dem weltgrößten Hersteller von Computernetzen und Internetausrüstung, zum Kauf. Pech für die Anleger, die sich auf diese "Massenempfehlung" verließen. Im letzten Jahr fiel die Aktie um 29 Prozent und in diesem Jahr sackte sie um weitere 54 Prozent ab.

Cisco ist kein Einzelfall. Anfang letzten Jahres empfahlen alle 27 Analysten, die JDS Uniphase verfolgen, die Aktie zum Kauf. Das verhinderte aber nicht, dass der Aktienkurs des Herstellers von Kommunikationsausrüstung im Jahr 2000 um 48 Prozent einbrach und in diesem Jahr bereits um 74 Prozent gepurzelt ist. Schiffbruch erlitten die Anleger auch bei Exodus Communications Inc., obwohl 26 Analysten Anfang 2000 von dem Internet-Host überzeugt waren. Die Aktie verlor im letzten Jahr 55 Prozent und weitere 94 Prozent in diesem Jahr.

Wenn die Analysten bei einer Aktie einer Meinung sind, sollten bei den Anlegern die Alarmglocken klingeln. Denn bis die Analysten sich einig sind, haben dies auch die meisten Anleger mitbekommen, und der Zug ist abgefahren. Wer soll dann noch kaufen? Außerdem sind Analysten Herdentiere. Falsch zu liegen, ist schon unangenehm. Alleine falsch zu liegen ist dagegen der Horror schlechthin.

Der "Empfehlungskonsensus" im Bloomberg-System zeigt die durchschnittliche Meinung der Analysten zu den Aktien anhand einer Skala von fünf Punkten. Ein Wert von 5 entspricht einer starken Kaufempfehlung und ein Wert von 1 einer starken Verkaufsempfehlung. John Dorfman, Kolumnist bei Bloomberg News, pickte sich jetzt die Aktien mit einem Wert von 4,9 oder höher heraus, die von mindestens einem Dutzend Analysten verfolgt werden und einen Marktwert von mindestens einer Milliarde Dollar aufweisen. Die zehn Treffer waren Allegiance Telecom Inc. ALGX, American Tower Corp., zwei Aktienkategorien von Liberty Media Corp., die Tracking Stocks von AT&T Corp. sind, sowie Community Health Systems, Crown Castle International Corp., Gemstar-TV Guide International Inc., Heller Financial Inc. und William Cos.

Nur vier von diesen erzielten in den vier Quartalen bis März einen Gewinn. Das bedeutet, dass die Analysten bei ihren Empfehlungen mehr von ihren zukünftigen Erwartungen ausgegangen waren. Aber leider sind die Analysten keine Hellseher, sondern ihre Prognosefähigkeiten sind begrenzt. Aus diesem Grund krebst Cisco bei 17 Dollar herum und bewegt sich nicht in Höhen von 170 Dollar.

Aber was hat es nun mit den Aktien, die jeder Analyst zur Zeit als ein "Muss" ansieht, auf sich? Allegiance Telecom vermarktet Sprach-, Daten und andere Telekomdienste an Unternehmen. Es sticht in vielerlei Hinsicht hervor. So lehnte Finanzvorstand Thomas Lord die Junk Bonds, mit denen sich die Konkurrenten die Finger verbrannten, als "Hochzins-Heroin" ab. Die Bilanz erscheint in Ordnung, der Aktienkurs ist von 100 Dollar im letzten Jahr auf rund 14 Dollar gesunken und ist damit angemessen. Aber bereitet es keinem Analysten Bauchschmerzen, dass Allegiance 1999 und 2000 einen Verlust von 2 Dollar pro Aktie einfuhr und für dieses Jahr ein Minus von 3,79 Dollar pro Aktie erwartet wird?

American Tower betreibt rund 14.000 Mobilfunk- und Sendemasten in Nordamerika und will weltweit expandieren. Viele prognostizieren eine kräftige Nachfrage nach solchen Masten, da die Telefonkunden begierig nach neuen und besseren Mobilfunkdiensten sind. Das hört sich gut an. Aber gibt es unter den 21 Analysten, die American Tower verfolgen, einen, der sich den Kopf zerbricht, dass der Schuldenberg wächst und wächst und schon das Eigenkapital überragt?

Liberty Media, dass von dem Management-Genie John Malone gelenkt wird, befindet sich in den Händen von AT&T Corp. Diese will sie jedoch ausgliedern. Liberty besitzt ein Beteiligungsnetz von rund 50 Unternehmen in den Bereichen Medien und Kommunikation. So hält sie 49 Prozent an Discovery Communications, 24 Prozent an Sprint PCS, 9 Prozent an Time Warner Inc. und 8 Prozent an News Corp. Viele davon sind prächtige Investments, und niemand zweifelt an dem Talent oder an dem Elan von Malone. Allerdings ist die Erfolgbilanz der "Tracking Stocks" anderer Unternehmen nicht ermutigend, die Zuordnung der Kosten für ein Unternehmen innerhalb eines Unternehmens ist problematisch und wie die Ausgliederung von statten gehen soll, ist noch nicht bekannt.

Bei den Massenempfehlungen gibt es also durchaus ein paar Schönheitsfehler. Schliesslich ist die Wahrheit nicht davon abhängig, wieviele Leute daran glauben.


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