VIVO
HAPPY END
Gestern Abend hat Vivo das Quartalsergebnis präsentiert.
Darüber hinaus wurde gemeldet, dass sich Téléfonica und
Portugal Telecom über den Verkauf der Vivo-Anteile geeinigt
haben. Die Aktie ist in Folge dieser Meldungen um 5%
angesprungen, bevor Gewinnmitnahmen den Kurs wieder drückten.
Aber eins nach dem anderen.
Quartalsergebnis: Vivo hat die Kundenzahl gegenüber dem Vorjahr
um 19,6% gesteigert. Der Marktanteil im Bereich der
hochwertigen Vertragskunden ist von 31,2% auf 34,7% angestiegen
(hochwertig, da diese im Vergleich zu den Pre-Paid-Kunden in
der Regel vermögender sind und mehr Geld ausgeben). Damit
gewinnt Vivo nicht nur mehr Neukunden als die Wettbewerber,
sondern dies auch im hochpreisigen Segment und mit einer
ansteigenden Geschwindigkeit. Börsianer würden sagen, die
Kundenentwicklung hat Momentum ;-)
Vivo nutzt seine gute Marktposition verstärkt, um insbesondere
hochwertige Handys und Smartphones zu einem günstigen Preis
anzubieten. In Kombination mit den guten 3G-Internetangeboten
hält Vivo so in Brasilien eine technologische und preisliche
Führungsposition und kann über 60% der neuen Smartphonekunden
Brasiliens für sich gewinnen.
Der Quartalsumsatz ist um 9,9% auf 2,5 Mrd. USD angestiegen,
der Gewinn um 30% auf 133 Mio. USD. Das sind Zahlen, die so
ziemlich in jedem Teilbereich überzeugen.
Übernahmeschlacht: Téléfonica hat gewonnen. Für 7,5 Mrd. Euro
(10 Mrd. USD) werden die 30% Anteile der Portugal Telecom
übernommen. Sie werden sich erinnern, dass Portugal Telecom mit
diesem Verkauf nicht glücklich war. So wurde nun der Ausweg
gefunden, dass die Hälfte der Einnahmen aus dem Verkauf in Tele
Norte Leste Participacoes gesteckt werden. Der brasilianische
Telekomkonzern betreibt Oi Telemar und ist für die Portugiesen
nun der Ausweg, trotz des verkaufs von Vivo am brasilianischen
Markt investiert zu bleiben. 23% wird Portugal Telecom für 4,75
Mrd. Euro erhalten und damit eine wichtige Rolle im
Aufsichtsrat spielen.
Für Vivo zeichnet sich jetzt der zuvor aufgezeigte Weg ab:
Verschmelzung mit dem Festnetzanbieter Telesp, der ebenfalls zu
Téléfonica gehört. Damit werden Investitionen notwendig, die
heute noch nicht vorgesehen sind. Das wird kurzfristig den
Gewinn schmälern, bevor dann langfristig die Führungsposition
auf dem gesamten Telekommarkt Brasiliens ausgebaut werden kann.
Ich denke, dass die Verschmelzung aus Sicht der Vivo-Aktionäre
dazu führen wird, dass ein niedrigeres Bewertungsmultipel für
Vivo angesetzt wird. Darüber hinaus ist nun, wie bereits in
meinem letzten Beitrag zu diesem Thema angedeutet, die Fusion
wichtiger als die Wachstumschance durch die Fussball-WM und die
Olympiade. So gut das Quartalsergebnis also auch gewesen sein
mag, ich nehme an, dass viele Anleger diese Ereignisse nun dazu
nutzen werden, sich von den Aktien zu trennen.
Auch wir werden daher unsere Position abbauen. Ich würde heute
bei Börseneröffnung einen ersten kleinen Teil unserer vollen
Position verkaufen und sodann die weitere Kursentwicklung
beobachten. Während die Aussicht auf eine Fusion in meinen
Augen negativ ist für den Vivo-Kurs, könnte jedoch die
Erleichterung über die schnelle Einigung zwischen Téléfonica
und Portugal Telecom für einen anziehenden Kurs sorgen. Zuvor
war die Aktie stark unter Druck geraten, weil die langen
Verhandlungen zu einem strategischen Stillstand bei Vivo
führten, was den Wettbewerbern in die Karten spielte. Einen
Kursanstieg aus dieser Erleichterung heraus würde ich dann für
weitere Verkäufe nutzen.
http://heibel-ticker.de An der Börse ist alles möglich, auch das Gegenteil.
André Kostolany
MfG
Palaimon