Aus der FTD vom 17.9.2001
Unsicherheit prägt Wiedereröffnung der Wall Street
Von Sebastian Sachs und Bernd Weber, Frankfurt
Verunsichert und angstvoll fiebern die Anleger weltweit der Wiedereröffnung der Leitbörse an der New Yorker Wall Street am Montag entgegen.
Nach vier Tagen Handelspause als Folge der Terroranschläge in den USA und deutlichen Minuszeichen an den Börsen Europas und Asiens ist die Richtung der US-Aktienmärkte keinesfalls gesichert. Während viele Marktteilnehmer zunächst mit fallenden Kursen am weltgrößten Aktienmarkt rechnen, hält eine Minderheit Trotzreaktionen der Investmentgemeinde und steigende Kurse für möglich.
Die US-Börsenaufsicht SEC und einige Banken versuchten unterdessen, einer nicht auszuschließenden Panik vorzubeugen. Tests über die elektronischen Verbindungen zwischen Börsen und Marktteilnehmern am Wochenende verliefen nach Angaben der Beteiligten erfolgreich. Dennoch rechnen einige Experten damit, dass die Auftragsflut einen Zusammenbruch der nur teilweise verfügbaren Computer-und Kommunikationsnetze nach sich ziehen könnte.
Sonderregeln zum Abfedern
Die SEC teilte mit, börsennotierten Unternehmen würden zeitweilig Aktienrückkäufe ohne die sonst geltenden Umsatz- und Zeitbeschränkungen gestattet. Außerdem können Fondsgesellschaften verbundenen Parteien Kredite geben und von ihnen Gelder leihen. Einige US-Investmentbanken erklärten, sie wollten Geschäfte mit Hedge Funds beschränken, sollten diese versuchen, unter Druck stehende Aktien leer zu verkaufen.
Insbesondere die Papiere von Flug- und Tourismusgesellschaften sowie Versicherungen dürften unter Abgabedruck geraten. Auf Grund drohender Verluste bei ihrer Versicherungstochter nahm General Electric seine Gewinnerwartungen zurück. Gordon Bethune, Vorstandschef von Continental Airlines, sagte am Wochenende, bei allen Airlines weltweit würden voraussichtlich 100.000 Stellen gestrichen. Continental selbst gerate ohne Hilfe der Regierung in Insolvenzgefahr. Im US-Kongress war am Samstag eine Initiative für finanzielle Soforthilfen an die US-Fluggesellschaften von rund 15 Mrd. $ zunächst gescheitert. Die Aktien der deutschen Lufthansa waren vergangene Woche auf den tiefsten Stand seit April 1997 gefallen.
Auch die Autobranche ist betroffen. Der US-Hersteller Ford senkte seine Gewinnprognosen, da wegen des lahm gelegten Flugverkehrs Bauteile fehlten.
Analysten der HSBC verweisen auf Erfahrungen in früheren Krisensituationen. Der Einmarsch Iraks in Kuwait habe zu einem Einbruch des S&P-Index um 16 Prozent geführt. Nach dem Erdbeben im japanischen Kobe seien die Aktien in Tokio um 20 Prozent gefallen, dies allerdings binnen sieben Monaten.
Doch es gibt auch Banken, die die derzeitige Situation als Einstiegsmöglichkeit auffassen. Lehman Brothers hob in seiner globalen Asset Allocation den Aktienanteil um 10 auf jetzt 70 Prozent an. Besonders gegenüber Anleihen hätten Aktien ein sehr attraktives Niveau erreicht.
Noch unsicherer scheinen die längerfristigen Aussichten für die US-Wirtschaft. Während einige große Banken ihre Wachstumserwartungen für die USA zurücknahmen, zeigten sich Politiker und Notenbanker optimistischer
Die Rating-Agentur Standard & Poor’s (S&P) erwartet für das dritte und vierte Quartal dieses Jahres einen Rückgang des amerikanischen Konjunkturwachstums um ein halbes bis ein Prozent. Allerdings geht S&P bereits für das erste Quartal des kommenden Jahres von einer einsetzenden Erholung aus
Unsicherheit prägt Wiedereröffnung der Wall Street
Von Sebastian Sachs und Bernd Weber, Frankfurt
Verunsichert und angstvoll fiebern die Anleger weltweit der Wiedereröffnung der Leitbörse an der New Yorker Wall Street am Montag entgegen.
Nach vier Tagen Handelspause als Folge der Terroranschläge in den USA und deutlichen Minuszeichen an den Börsen Europas und Asiens ist die Richtung der US-Aktienmärkte keinesfalls gesichert. Während viele Marktteilnehmer zunächst mit fallenden Kursen am weltgrößten Aktienmarkt rechnen, hält eine Minderheit Trotzreaktionen der Investmentgemeinde und steigende Kurse für möglich.
Die US-Börsenaufsicht SEC und einige Banken versuchten unterdessen, einer nicht auszuschließenden Panik vorzubeugen. Tests über die elektronischen Verbindungen zwischen Börsen und Marktteilnehmern am Wochenende verliefen nach Angaben der Beteiligten erfolgreich. Dennoch rechnen einige Experten damit, dass die Auftragsflut einen Zusammenbruch der nur teilweise verfügbaren Computer-und Kommunikationsnetze nach sich ziehen könnte.
Sonderregeln zum Abfedern
Die SEC teilte mit, börsennotierten Unternehmen würden zeitweilig Aktienrückkäufe ohne die sonst geltenden Umsatz- und Zeitbeschränkungen gestattet. Außerdem können Fondsgesellschaften verbundenen Parteien Kredite geben und von ihnen Gelder leihen. Einige US-Investmentbanken erklärten, sie wollten Geschäfte mit Hedge Funds beschränken, sollten diese versuchen, unter Druck stehende Aktien leer zu verkaufen.
Insbesondere die Papiere von Flug- und Tourismusgesellschaften sowie Versicherungen dürften unter Abgabedruck geraten. Auf Grund drohender Verluste bei ihrer Versicherungstochter nahm General Electric seine Gewinnerwartungen zurück. Gordon Bethune, Vorstandschef von Continental Airlines, sagte am Wochenende, bei allen Airlines weltweit würden voraussichtlich 100.000 Stellen gestrichen. Continental selbst gerate ohne Hilfe der Regierung in Insolvenzgefahr. Im US-Kongress war am Samstag eine Initiative für finanzielle Soforthilfen an die US-Fluggesellschaften von rund 15 Mrd. $ zunächst gescheitert. Die Aktien der deutschen Lufthansa waren vergangene Woche auf den tiefsten Stand seit April 1997 gefallen.
Auch die Autobranche ist betroffen. Der US-Hersteller Ford senkte seine Gewinnprognosen, da wegen des lahm gelegten Flugverkehrs Bauteile fehlten.
Analysten der HSBC verweisen auf Erfahrungen in früheren Krisensituationen. Der Einmarsch Iraks in Kuwait habe zu einem Einbruch des S&P-Index um 16 Prozent geführt. Nach dem Erdbeben im japanischen Kobe seien die Aktien in Tokio um 20 Prozent gefallen, dies allerdings binnen sieben Monaten.
Doch es gibt auch Banken, die die derzeitige Situation als Einstiegsmöglichkeit auffassen. Lehman Brothers hob in seiner globalen Asset Allocation den Aktienanteil um 10 auf jetzt 70 Prozent an. Besonders gegenüber Anleihen hätten Aktien ein sehr attraktives Niveau erreicht.
Noch unsicherer scheinen die längerfristigen Aussichten für die US-Wirtschaft. Während einige große Banken ihre Wachstumserwartungen für die USA zurücknahmen, zeigten sich Politiker und Notenbanker optimistischer
Die Rating-Agentur Standard & Poor’s (S&P) erwartet für das dritte und vierte Quartal dieses Jahres einen Rückgang des amerikanischen Konjunkturwachstums um ein halbes bis ein Prozent. Allerdings geht S&P bereits für das erste Quartal des kommenden Jahres von einer einsetzenden Erholung aus