Unsere abgeleitete Frage:
Haben die Drogen, die der Patient abermals von der FED in Form des Zinsgeschenks erhalten hat,
vielleicht nicht die erwartete Wirkung und beinhaltet der ausgestellte Bernanke Put vielleicht sogar
einen Knock-Out? Nach Sex, Drugs und Northern Rock (Titel der Vorwochenanalyse) droht dann die
Ernüchterung, denn das, auf was sich der Kapitalmarkt im letzten Jahrzehnt verlassen konnte, hat mit
der Krise einen gehörigen Reputationsverlust erlitten: Vertrauen zu den Notenbanken!
Das wording der Notenbanken
Wir begleiteten in den letzten Analysen mehrfach die Stellungsnahmen der „Offiziellen“, mit einer
gewissen Vorahnung, dass dies noch auf die Probe gestellt werden sollte. Was diese Statements so
Wert sind, haben wir in den letzten 5 Handelstagen erfahren dürfen. Nicht nur der Persil-Schein der
BOE für die Northern Rock Gläubiger, sondern auch die Kehrtwende der FED hinterlässt beim Investor
ein Gefühl, dass er in den letzten Jahren nicht kannte!
Ob das FED-Statement zur vorletzten Offenmarkt-Sitzung, die Äußerung von Mervin King (siehe unten
und Folgeseite) vor und nach dem Bank-run, ob die heroische Rede zum Risikomanagement der
Banken von Dt. Bank Chef Ackermann vor 3 Wochen und sein Zurückrudern in dieser Woche
(Folgeseite) oder auch das Verhalten der IKB und Sachsen-LB Chefs vor und nach Bekanntwerden der
Probleme tragen alle eine Botschaft: „Was stört mich mein Geschwätz von gestern!?“
Der Empfänger der Nachricht muss heute mehr als zuvor seine Antennen umstellen und selbst
überlegen, ob die erhaltene Information „geschönt“ ist. Glauben die Anleger den Lehmans und
Goldmans dieser Welt?
Bloomberg 17.09.2007
23.09.2007 7/19
FT, 20.09.2007
FAZ, 04.09.2007 NZZ, 21.09.2007
8/19
Bislang macht die EZB noch den besten Job. Wir sind gespannt, wie sie sich weiter verhält. Die
Statements und Beteuerungen haben wir vorsichtshalber schon jetzt gesammelt.
Die Quittung der Märkte
Die Anleger unterscheiden mittlerweile zwischen Worten und Taten. Dies lässt sich an 3
Marktreaktionen ablesen:
a) US-Dollar in der Vertrauenskrise (siehe Währungskommentar)
23.09.2007 9/19
b) Inflationsangst: Trotz Zinssenkung der FED steigen die Zinsen am langen Ende! Die Angst vor
Inflation zeigt sich bei den Langläufern.
Unsere Bond-Headline vom 02.09.2007:
Opfern Notenbanken den Bondmarkt?
„Kritisch dürfte es aber für die Bonds werden, wenn es sich die Notenbanken vornehmen würden, die
aktuelle Krise durch übermäßige Liquidität „wegzuspülen“. Angesichts der Dimension, um die es geht
(von 1000-3000 Milliarden US-Dollar kann man es sich aussuchen), könnten dies die Anleger als
Beweis auffassen, dass zu viel Papiergeld auf dieser Welt vorhanden ist. Ohnehin befinden wir uns auf
dem Pfad steigender Inflationserwartungen.“
Veränderung der Zinsstrukturkurve US-Staatsanleihen
5
4.5
4
3.5
3
2.5
2
1.5
3-Monatsgeld 2 Jahre 5 Jahre 10 Jahre 30 Jahre
14.09.2007 21.09.2007
c) US-Banken: Sehen so Krisengewinner aus? Außer einem Strohfeuer sind die Marktreaktionen
absolut (schwarz) wie relativ (grün) als enttäuschend zu beurteilen (siehe zusätzlich sentix-
Branchensentiment Banken).
23.09.2007 10/19
Fazit: Die Hoffnung der Börsen auf noch mehr „Drogen“ wurde erfüllt. Die Marktreaktion war
impulsiv, die Entwicklungen im Sentiment passen jedoch nicht dazu. Im „Beipackzettel der
Schmerztablette“ stand „Die Notenbanken sind bereit ALLES in Kauf zu nehmen, um die Krise
abzuwenden, AUCH INFLATION!“ Auch wenn sich ein Teil der Anleger an den neuen Strohhalm
festhalten will, so sehen wir insbesondere durch die Signale aus dieser Woche – keinen neuen
Bullmarkt. Der Markt hat sein Problem noch nicht gelöst und bedarf der Akzeptanz des Problems.
a) Irritationen um FED-
Zinskurs
b) Vola an den
r Währungsmärkten
c) Angst um
weltweite Konjunktur
Veröffentlicht 07. Jan 2007
d
Aussichten für
2008 werden
positiv
gesehen
Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Jan.
07 07 07 07 07 08
Zudem entfalten die Investmentthemen, die wir im sentix Jahresausblick 2007 für die jetzige Phase
erwarteten, ihre Wirkung. Diese sind unseres Erachtens bisher nur sehr eingeschränkt in ihrer
Konsequenz am Markt diskutiert worden. Zusammen mit dem nun abgehandelten großen
Verfallstermin an den Terminbörsen halten wir an dem zur letzten Woche formulierten strategischen
Aussagen fest. Das Exit-Szenario der Vorwoche hat zwar gegriffen, die verhaltensorientierten Daten
sprechen jedoch dafür, die Marktaktion der Anleger-Motivation unterzuordnen. Der Bernanke Put
könnte sich somit sehr schnell als Derivat mit „Knock-out“ –Modalität erweisen.
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"Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit.
Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher."
Albert Einstein
:-))
Ommea