23.04.2003
T E C D A X
Warten auf die Feuertaufe
Der Nemax-Nachfolger hat seit seiner Einführung von der guten Marktstimmung profitiert. Aber kann sich der Technologieindex auch in der Krise gut behaupten?
Frankfurt - Der Technologieindex TecDax hat sich in den ersten vier Wochen seines Bestehens nach Einschätzung von Aktienexperten zufrieden stellend entwickelt. Allerdings verdanke der TecDax seine Zuwächse von knapp zehn Prozent seit seinem Start Ende März in erster Linie nicht seiner Struktur, sondern der allgemeinen Aufwärtsbewegung an den Börsen, schränkten Analysten ein. Einige Geschäftsmodelle müssten sich noch bewähren.
TecDax: Börsianer sind mit der Entwicklung des neuen Segments zufrieden
"Der TecDax hat bis jetzt eine ordentliche Entwicklung hingelegt", sagte Friedrich Diel, Fondsmanager bei Frankfurt Trust, am Mittwoch. Auch Christian Stocker, Aktienstratege von der HypoVereinsbank, zeigt sich mit der bisherigen Entwicklung zufrieden, will aber noch abwarten: "Um Rückschlüsse darauf zu ziehen, ob der TecDax jetzt attraktiver ist als der Nemax, ist es noch zu früh. Aber die Anzeichen dafür stehen gut."
Am 24. März hatte der TecDax seinen krisengeschüttelten Vorgänger Nemax50 als wichtigsten Technologienindex der Deutschen Börse abgelöst. Eine ganze Reihe von Skandalen, wie die Bilanzfälschungen bei Comroad und die Veröffentlichung von falschen Geschäftszahlen bei EM.TV , hatten einst den gesamten Neuen Markt in Verruf gebracht. Die Anleger verloren das Vertrauen in den Technologieindex, der spektakuläre Kursstürze verbuchte und zuletzt weitgehend unbeachtet vor sich hindümpelte.
TecDax muss sich noch bewähren
Euphorie über den Start des TecDax ist nach Einschätzung der Aktienexperten allerdings noch fehl am Platz. Erst müsse sich der Index über einen längeren Zeitraum hinweg bewähren. "Die Entwicklung des TecDax ist bisher grundsätzlich in Ordnung, aber noch nicht berauschend", sagte Uwe Streich, Marktstratege für kleinere und mittlere Werte bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
Vorteilhaft für die weitere Entwicklung des TecDax dürfte sich den Experten zufolge vor allem die Größe des Technologieindex mit nur noch 30 Werten statt der vorher 50 Werte im Auswahlindex des Neuen Marktes auswirken. "Die Fokussierung auf 30 schwergewichtigere Werte ist von Vorteil. Denn so verteilt sich das Kapital auf weniger Unternehmen", erklärte Stocker.
Auch Fondsmanager Diel wertet die Verkleinerung als Pluspunkt. Zudem sei die Konzentration auf Unternehmen mit solider Bilanz- und Ertragsstruktur - mit einigen wenigen Ausnahmen - positiv.
"Im Durchschnitt enthält der TecDax qualitativ hochwertigere Werte als der Nemax", sagte Streich. Immer noch gebe es aber etwa mit den Windkraftfirmen Nordex und Plambeck Neue Energien , dem Telekomunternehmen Mobilcom und Biotechnologieunternehmen mehrere TecDax-Werte, deren Geschäft sich erst noch bewähren müsse, ergänzte er.
TecDax profitiert von Markterholung
Seine Kursgewinne verdanke der TecDax vor allem der allgemeinen Aufwärtstendenz an den Aktienmärkten und nicht seiner Struktur, sagte LBBW-Stratege Streich. "Aber wenn man darauf setzt, dass sich die Märkte weiter nach oben bewegen, muss man den TecDax dem MDax vorziehen, weil der TecDax überdurchschnittlich stark auf diese Bewegungen reagiert", ergänzte er. Technologiewerte sind in der Regel anfällig für Schwankungen, entwickeln sich aber gerade deswegen bei steigenden Märkten auch besonders gut. Zwar hat Streich Umschichtungen vom Nebenwerteindex MDax auf den TecDax beobachtet, im Mittelpunkt des Interesses der Investoren stünde aber nach wie vor der große Dax.
Quelle: www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,245862,00.html