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T-Online: Neue Strategie soll aus der Krise führen
Thomas Holtrop, der neue Vorstandschef von T-Online International, wird am Dienstag die neue Konzernstrategie des größten europäischen Onlinedienstes präsentieren.
Holtrop will die angeschlagene Telekom-Tochter in die Gewinnzone führen und zu einem Internet-Anbieter von internationalem Format machen. Ein erstes Zeichen hatte Holtrop schon vor wenigen Wochen gesetzt: Mit der Abschaffung der Flatrate von 79 DM pro Monat für das Surfen im Internet über das schmalbandige Telefonnetz stopfte er die größte Verlustquelle von T-Online. Das Unternehmen war im Jahr 2000 tief in die roten Zahlen gerutscht.
Dazu hatte nach eigenen Angaben vor allem der Pauschaltarif beigetragen. "Wir haben herausgefunden, dass er der großen Mehrheit unserer Kunden nichts bringt", begründete Holtrop den Schritt. Erhalten bleibt die Flatrate allerdings bei den schnellen DSL-Anschlüssen.
Analysten bemängeln fehlende Inhalte
Telekom-Analyst Theo Kitz vom Privatbankhaus Merck Finck & Co. macht unterdessen fehlende Inhalte für die Schwierigkeiten von T-Online verantwortlich. Schon seit Wochen kursieren Gerüchte, dass T-Online eine Allianz mit der Münchner Mediengruppe Kirch schmiedet. Die Telekom dementierte solche Berichte zwar, von Kirch wurden sie aber bestätigt.
Für die Telekom-Tochter sei es wichtig, ihre Abhängigkeit vom Zugangsgeschäft zu verringern und das Portalgeschäft auszubauen, sagt Kitz. Die Verbesserung der Inhalte hält auch Michelle Lang vom Bankhaus Sal. Oppenheim für die wichtigste Aufgabe des Vorstands. So entfielen im vergangenen Jahr noch mehr als zwei Drittel des Umsatzes von 797 Mio. Euro auf den Internetzugang und nur der kleinere Teil auf den elektronischen Handel (E-Commerce). Nur mit Inhalten kann die Telekom-Tochter künftig Gewinne einfahren, glauben Branchenexperten.
Aktie im Tiefflug
Damit wären auch die Voraussetzungen für einen Aufschwung der T-Online-Aktie geschaffen. Seit Wochen bewegt sich das Papier nur im Tiefflug. Von ihrem bisherigen Höchststand von 47 Euro ist die T-Online-Aktie weit entfernt. Mit rund zwölf Euro hat sie etwa drei Viertel ihres Wertes eingebüßt. Wer zum Börsengang im April 2000 T-Online-Aktien zum Kurs von 28 Euro erwarb, hat heute mehr als die Hälfte seines Kapitals verloren.
Nach dem Börsengang im April ging bei T-Online beinahe so gut wie alles schief; so misslang Ex-Vorstand Wolfgang Keuntje die Übernahme des britischen Konkurrenten Freeserve. Die attraktiven Unternehmen seien heute alle vergeben, sagt Telekom-Analystin Lang. International nehme T-Online heute keine Top-Position ein.
Außerdem lähmten Personalquerelen das Unternehmen: Der damalige Vorstandschef Keuntje überwarf sich mit dem obersten Konzernherrn Ron Sommer. Keuntje warf den Hut und mit ihm verließ fast die komplette Führungsmannschaft das Unternehmen. Mehrere Monate blieb T-Online ohne Vorstandsvorsitzenden.