SAP schlägt alle anderen Konzerne
Der Softwarekonzern SAP hat seine Position in der Spitzengruppe der ertragsstärksten Konzerne Deutschlands erfolgreich verteidigt. Schärfste Verfolger der Walldorfer im „Handelsblatt-Firmencheck 2006“ sind jetzt die TecDax-Werte Pfeiffer Vacuum (Spezialmaschinenbau) und Solarworld (Solartechnik). Große Dax-Konzerne spielen n
DÜSSELDORF. Nur der Chemiekonzern BASF steht kurz vor dem Aufstieg in das Prädikatssegment „außergewöhnlich ertragsstark“. Erleichtert wird dies durch das Ausscheiden zweier Spitzenverdiener: Schering verschwindet nach Übernahme durch Bayer vom Börsentableau, und Altana wird nach der geplanten Aufspaltung in Chemie und Pharma nicht mehr in der Dax-Liga spielen. Immerhin könnte Schering dem Bayer-Konzern dazu verhelfen, aus dem grauen Mittelfeld der Rangliste nach oben vorzustoßen.
Der Firmencheck entsteht in Zusammenarbeit mit dem Institut für Wirtschaftsprüfung (IWP) und der Unternehmensberatung Mercer Management Consulting. Unter Leitung des Saarbrücker Wirtschaftsprofessors Karlheinz Küting analysiert das IWP die Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage von 130 Gesellschaften aus Dax, MDax, SDax und TecDax.
Das Gesamtranking setzt sich aus mehreren Kennziffern zusammen, die nach dem so genannten Saarbrücker Modell berechnet sind. Die Konzernabschlüsse werden vergleichbar, da bilanzpolitisches Jonglieren mit Kennziffern weitgehend ausgeschlossen ist. Denn bei ihren eigenen Berechnungen nutzen die Finanzvorstände gern alle Spielräume aus. Auch die Umstellung auf die internationale Bilanznorm IFRS, sagt Küting, „bringt weniger Transparenz, als viele glauben“. Inzwischen machen 115 Konzerne ihre Abschlüsse nach IFRS.
Die Spitzengruppe um SAP wird nur überflügelt von dem Internetdienstleister Combots, der aber wegen eines Sondereffekts praktisch außer Konkurrenz läuft. Diese Mini-Firma verkaufte im vergangenen Geschäftsjahr das Internetportal web.de. Seitdem macht Combots zwar keinen Umsatz mehr, hat aber 440 Mill. Euro in der Firmenkasse. Vor einer feindlichen Übernahmeattacke ist diese leere Firmenhülle wohl nur durch die satte Aktienmehrheit der Gründer gesichert.
Knapp ein Drittel der bewerteten Unternehmen ist als „überdurchschnittlich“ oder sogar „außergewöhnlich“ ertragsstark eingestuft. Es sind vor allem Werte aus MDax, SDax und TecDax. „Kleinere Firmen bewegen sich meist in Marktnischen mit hohen Gewinn- und Wachstumschancen“, begründet IWP-Direktor Küting. Glänzen können nur sechs Dax-Konzerne, darunter auch die von Analysten und Anlegern zuletzt heftig gescholtene Deutsche Telekom (Rang 31). „Im Dax“, sagt Küting, „zählt das Unternehmen damit zu den Spitzenreitern. Zu der guten Positionierung der Bonner trägt bei, dass die Telekom in ihrem Kerngeschäft einen ungewöhnlich hohen Cash-Flow einfährt.
Bescheidenheit ist dagegen bei den Energieversorgern Eon und RWE angesagt. Trotz sprudelnder Gewinne durch explodierende Strom- und Gaspreise schaffen beide Konzerne nicht mehr als ein „durchschnittlich“. Hier rächt sich die Einkaufspolitik der vergangenen Jahre. Bei RWE kommen eine äußerst schwache Eigenkapitalquote und geringe Kapitalrendite hinzu.
Nicht besonders schneiden auch die Autohersteller ab. Volkswagen und Daimler-Chrysler landen in der Rubrik „unterdurchschnittlich“. Als einziger Vertreter der Autobranche schafft es BMW beim Ertrags-Ranking erneut ins Mittelfeld. Auffällig im Vergleich zum Vorjahres-Firmencheck ist die moderate Steigerung der meisten Kennziffern. „Die Unterschiede sind überraschend gering“, sagt Mercer-Berater Thomas Kautzsch. Deshalb müsse die öffentliche Vorstellung von Konzernen, „die in Geld schwimmen“, korrigiert werden. Der Cash-Flow aller 130 Konzerne sei zwischen 2004 und 2005 gerade mal um rund gut zehn Mrd. Euro gestiegen, rechnet Kautzsch vor. „Volkswirtschaftlich ist das irrelevant.“ Die Erwartung, dass die prallen Kassen nun auch verstärkt Investitionen auslösen müssten, sei deshalb falsch, sagt Kautzsch.
Rendite im Check
Kleine Könner: Als riskant geltende kleinere Technologiefirmen aus dem TecDax machen sich oft bezahlt: Sechs zeichnen sich durch außergewöhnliche Ertragsstärke aus.
Träge Großfirmen: Nur sechs Dax-Firmen schaffen im Ertragsranking mehr als die Kategorie „Durchschnitt“. Unterdurchschnittlich schneiden sogar acht von ihnen ab.
Schöner Schein: Die Rekordgewinne einiger Konzerne täuschen. Denn die Kapitalrendite der 130 analysierten Unternehmen erreicht im Schnitt nur 8,5 Prozent. Kaum mehr als im Firmencheck des Vorjahres.
Quelle: HANDELSBLATT, Montag, 28. August 2006, 07:02 Uhr
Euer
Einsamer Samariter
Der Softwarekonzern SAP hat seine Position in der Spitzengruppe der ertragsstärksten Konzerne Deutschlands erfolgreich verteidigt. Schärfste Verfolger der Walldorfer im „Handelsblatt-Firmencheck 2006“ sind jetzt die TecDax-Werte Pfeiffer Vacuum (Spezialmaschinenbau) und Solarworld (Solartechnik). Große Dax-Konzerne spielen n
DÜSSELDORF. Nur der Chemiekonzern BASF steht kurz vor dem Aufstieg in das Prädikatssegment „außergewöhnlich ertragsstark“. Erleichtert wird dies durch das Ausscheiden zweier Spitzenverdiener: Schering verschwindet nach Übernahme durch Bayer vom Börsentableau, und Altana wird nach der geplanten Aufspaltung in Chemie und Pharma nicht mehr in der Dax-Liga spielen. Immerhin könnte Schering dem Bayer-Konzern dazu verhelfen, aus dem grauen Mittelfeld der Rangliste nach oben vorzustoßen.
Der Firmencheck entsteht in Zusammenarbeit mit dem Institut für Wirtschaftsprüfung (IWP) und der Unternehmensberatung Mercer Management Consulting. Unter Leitung des Saarbrücker Wirtschaftsprofessors Karlheinz Küting analysiert das IWP die Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage von 130 Gesellschaften aus Dax, MDax, SDax und TecDax.
Das Gesamtranking setzt sich aus mehreren Kennziffern zusammen, die nach dem so genannten Saarbrücker Modell berechnet sind. Die Konzernabschlüsse werden vergleichbar, da bilanzpolitisches Jonglieren mit Kennziffern weitgehend ausgeschlossen ist. Denn bei ihren eigenen Berechnungen nutzen die Finanzvorstände gern alle Spielräume aus. Auch die Umstellung auf die internationale Bilanznorm IFRS, sagt Küting, „bringt weniger Transparenz, als viele glauben“. Inzwischen machen 115 Konzerne ihre Abschlüsse nach IFRS.
Die Spitzengruppe um SAP wird nur überflügelt von dem Internetdienstleister Combots, der aber wegen eines Sondereffekts praktisch außer Konkurrenz läuft. Diese Mini-Firma verkaufte im vergangenen Geschäftsjahr das Internetportal web.de. Seitdem macht Combots zwar keinen Umsatz mehr, hat aber 440 Mill. Euro in der Firmenkasse. Vor einer feindlichen Übernahmeattacke ist diese leere Firmenhülle wohl nur durch die satte Aktienmehrheit der Gründer gesichert.
Knapp ein Drittel der bewerteten Unternehmen ist als „überdurchschnittlich“ oder sogar „außergewöhnlich“ ertragsstark eingestuft. Es sind vor allem Werte aus MDax, SDax und TecDax. „Kleinere Firmen bewegen sich meist in Marktnischen mit hohen Gewinn- und Wachstumschancen“, begründet IWP-Direktor Küting. Glänzen können nur sechs Dax-Konzerne, darunter auch die von Analysten und Anlegern zuletzt heftig gescholtene Deutsche Telekom (Rang 31). „Im Dax“, sagt Küting, „zählt das Unternehmen damit zu den Spitzenreitern. Zu der guten Positionierung der Bonner trägt bei, dass die Telekom in ihrem Kerngeschäft einen ungewöhnlich hohen Cash-Flow einfährt.
Bescheidenheit ist dagegen bei den Energieversorgern Eon und RWE angesagt. Trotz sprudelnder Gewinne durch explodierende Strom- und Gaspreise schaffen beide Konzerne nicht mehr als ein „durchschnittlich“. Hier rächt sich die Einkaufspolitik der vergangenen Jahre. Bei RWE kommen eine äußerst schwache Eigenkapitalquote und geringe Kapitalrendite hinzu.
Nicht besonders schneiden auch die Autohersteller ab. Volkswagen und Daimler-Chrysler landen in der Rubrik „unterdurchschnittlich“. Als einziger Vertreter der Autobranche schafft es BMW beim Ertrags-Ranking erneut ins Mittelfeld. Auffällig im Vergleich zum Vorjahres-Firmencheck ist die moderate Steigerung der meisten Kennziffern. „Die Unterschiede sind überraschend gering“, sagt Mercer-Berater Thomas Kautzsch. Deshalb müsse die öffentliche Vorstellung von Konzernen, „die in Geld schwimmen“, korrigiert werden. Der Cash-Flow aller 130 Konzerne sei zwischen 2004 und 2005 gerade mal um rund gut zehn Mrd. Euro gestiegen, rechnet Kautzsch vor. „Volkswirtschaftlich ist das irrelevant.“ Die Erwartung, dass die prallen Kassen nun auch verstärkt Investitionen auslösen müssten, sei deshalb falsch, sagt Kautzsch.
Rendite im Check
Kleine Könner: Als riskant geltende kleinere Technologiefirmen aus dem TecDax machen sich oft bezahlt: Sechs zeichnen sich durch außergewöhnliche Ertragsstärke aus.
Träge Großfirmen: Nur sechs Dax-Firmen schaffen im Ertragsranking mehr als die Kategorie „Durchschnitt“. Unterdurchschnittlich schneiden sogar acht von ihnen ab.
Schöner Schein: Die Rekordgewinne einiger Konzerne täuschen. Denn die Kapitalrendite der 130 analysierten Unternehmen erreicht im Schnitt nur 8,5 Prozent. Kaum mehr als im Firmencheck des Vorjahres.
Quelle: HANDELSBLATT, Montag, 28. August 2006, 07:02 Uhr
Euer
Einsamer Samariter