Russische Titel laufen zur Hochform auf
Angebot für ausländische Investoren steigt - Politische Reformen treiben RTS-Index um 47 Prozent
Von Andreas Männicke und Beatrix Wirth
Berlin - Der russische Aktienmarkt wird für ausländische Investoren zunehmend interessant. Nicht nur der Blick auf den haussierenden RTS-Index, der seit Jahresbeginn um rund 47 Prozent auf nunmehr 211,45 Punkte zugelegt hat, lenkt den Blick nach Moskau. Zudem steigt das Angebot an russischen Investments. Nachdem schon im April/Mai die Fluggesellschaft Aeroflot und der Öl-Standardwert Yukos als American Depository Receipt (ADR) den Kurszettel der in Deutschland handelbaren russischen Aktien bereichert haben, soll mit Norilsk Nickel am 15. Juni auch der größte Nickel- und Palladiumwert Russlands als ADR im Ausland eingeführt werden.
Die Chancen auf eine Kursrallye von Norilsk Nickel stehen nicht schlecht. Der Kurs von Yukos stieg nach der Börseneinführung rasant von 42 auf 58 Euro an. Norilsk Nickel haben sich zwar in Russland durch das so genannte Pre-ADR-Trading bereits von 6,50 US-Dollar auf 16 US-Dollar verteuert. "Doch mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 2,5 ist die Bewertung weiterhin günstig, so dass der Wert noch Potenzial bietet", sagt Steffen Gruschka, Fondsmanager des DB Osteuropa. Da Norilsk Nickel über 90 Prozent der Erlöse durch Exporte in US-Dollar generiert, profitiert er auch von einer fortwährenden Rubelabwertung. Für dieses Jahr rechnet die Alfa Bank mit einem Umsatz von 4,6 Mrd. US-Dollar und einem Nettogewinn von 1,1 Mrd. US-Dollar.
Doch nicht nur für einzelne Werte, sondern für den gesamten Markt sind die Experten positiv gestimmt. "Die Reformkurve zeigt nach oben", sagt Alexander Karpov, Fondsmanager des Uni EM Osteuropa, im Hinblick auf die "langsamen, aber gründlichen" politischen Maßnahmen von Präsident Putin. Neben den Reformen des Steuer-, Militär- und Justizsystems hebt er insbesondere die Reform des Pensionssystems hervor. "Dadurch werden nach Schätzungen bis 2004 vier Mrd. US-Dollar generiert werden", so Karpov. Auch volkswirtschaftlich stehe Russland sehr gut da mit einem erwarteten Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von drei bis vier Prozent in diesem Jahr, einer im Rahmen der Erwartungen liegenden Inflationsrate von 16 Prozent und angesichts der Wohltaten für die Staatskasse durch den hohen Ölpreis. Durch die hohen Gewinne bei den Rohstoffwerten wird der russische Haushalt auch in diesem Jahr voraussichtlich einen Überschuss ausweisen; der Handelsbilanzüberschuss wird schätzungsweise 50 Mrd. US-Dollar (Vorjahr: 61 Mrd. US-Dollar) betragen. Und nicht zuletzt sehen die Experten durch die Unternehmen frischen Wind wehen. "Investor-Relations-Abteilungen werden gegründet, die Rechnungslegung auf US-GAAP umgestellt", schildert Karpov den Weg hin zu mehr Transparenz. Als wichtiges Signal gilt vor allem der jüngste Austausch des Gazprom-Managements - ein Schritt im Kampf gegen die Korruption, den auch die Börsianer prompt honorierten: Der Kurs von Gazprom stieg von acht auf elf Euro.
Grundsätzlich erwarten die Fondsmanager, dass sich der Aufwärtstrend am russischen Aktienmarkt auch in der zweiten Jahreshälfte fortsetzt. "Wenn der Ölpreis fällt, wird es allerdings zu Gewinnmitnahmen kommen", sagt Karpov. Er erwartet aber lediglich einen vorübergehenden Rückgang um rund zehn Prozent - gebe es doch zahlreiche große Investoren in den USA, die nur auf einen günstigen Einstiegszeitpunkt warteten. DWS-Manager Gruschka empfiehlt Anlegern vor allem die großen Rohstoffwerte Lukoil und Surgutneftegaz. Karpov favorisiert neben Norilsk Nickel den Maschinenbauwert Uralmash, der erst in der vergangenen Woche auf den Jahreshöchstkurs von 5,50 Euro stieg. Chancen biete daneben im Telekom-Sektor Mobile Telesystems. "Das Unternehmen ist sehr solide und hat gerade eine Lizenz im wachstumsstarken Ballungsraum St. Petersburg akquiriert", so Karpov. Versorger rät er unterzugewichten. Spekulative Investoren, die auf eine baldige Umsetzung des noch strittigen Umstrukturierungsplans setzen, trieben die Titel des Versorgers UES Ende vergangener Woche um sechs Prozent auf 12,50 Euro. "Aber", meint Karpov: "Selbst wenn die Restrukturierung kommt, wird sie sehr lang dauern."
Angebot für ausländische Investoren steigt - Politische Reformen treiben RTS-Index um 47 Prozent
Von Andreas Männicke und Beatrix Wirth
Berlin - Der russische Aktienmarkt wird für ausländische Investoren zunehmend interessant. Nicht nur der Blick auf den haussierenden RTS-Index, der seit Jahresbeginn um rund 47 Prozent auf nunmehr 211,45 Punkte zugelegt hat, lenkt den Blick nach Moskau. Zudem steigt das Angebot an russischen Investments. Nachdem schon im April/Mai die Fluggesellschaft Aeroflot und der Öl-Standardwert Yukos als American Depository Receipt (ADR) den Kurszettel der in Deutschland handelbaren russischen Aktien bereichert haben, soll mit Norilsk Nickel am 15. Juni auch der größte Nickel- und Palladiumwert Russlands als ADR im Ausland eingeführt werden.
Die Chancen auf eine Kursrallye von Norilsk Nickel stehen nicht schlecht. Der Kurs von Yukos stieg nach der Börseneinführung rasant von 42 auf 58 Euro an. Norilsk Nickel haben sich zwar in Russland durch das so genannte Pre-ADR-Trading bereits von 6,50 US-Dollar auf 16 US-Dollar verteuert. "Doch mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 2,5 ist die Bewertung weiterhin günstig, so dass der Wert noch Potenzial bietet", sagt Steffen Gruschka, Fondsmanager des DB Osteuropa. Da Norilsk Nickel über 90 Prozent der Erlöse durch Exporte in US-Dollar generiert, profitiert er auch von einer fortwährenden Rubelabwertung. Für dieses Jahr rechnet die Alfa Bank mit einem Umsatz von 4,6 Mrd. US-Dollar und einem Nettogewinn von 1,1 Mrd. US-Dollar.
Doch nicht nur für einzelne Werte, sondern für den gesamten Markt sind die Experten positiv gestimmt. "Die Reformkurve zeigt nach oben", sagt Alexander Karpov, Fondsmanager des Uni EM Osteuropa, im Hinblick auf die "langsamen, aber gründlichen" politischen Maßnahmen von Präsident Putin. Neben den Reformen des Steuer-, Militär- und Justizsystems hebt er insbesondere die Reform des Pensionssystems hervor. "Dadurch werden nach Schätzungen bis 2004 vier Mrd. US-Dollar generiert werden", so Karpov. Auch volkswirtschaftlich stehe Russland sehr gut da mit einem erwarteten Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von drei bis vier Prozent in diesem Jahr, einer im Rahmen der Erwartungen liegenden Inflationsrate von 16 Prozent und angesichts der Wohltaten für die Staatskasse durch den hohen Ölpreis. Durch die hohen Gewinne bei den Rohstoffwerten wird der russische Haushalt auch in diesem Jahr voraussichtlich einen Überschuss ausweisen; der Handelsbilanzüberschuss wird schätzungsweise 50 Mrd. US-Dollar (Vorjahr: 61 Mrd. US-Dollar) betragen. Und nicht zuletzt sehen die Experten durch die Unternehmen frischen Wind wehen. "Investor-Relations-Abteilungen werden gegründet, die Rechnungslegung auf US-GAAP umgestellt", schildert Karpov den Weg hin zu mehr Transparenz. Als wichtiges Signal gilt vor allem der jüngste Austausch des Gazprom-Managements - ein Schritt im Kampf gegen die Korruption, den auch die Börsianer prompt honorierten: Der Kurs von Gazprom stieg von acht auf elf Euro.
Grundsätzlich erwarten die Fondsmanager, dass sich der Aufwärtstrend am russischen Aktienmarkt auch in der zweiten Jahreshälfte fortsetzt. "Wenn der Ölpreis fällt, wird es allerdings zu Gewinnmitnahmen kommen", sagt Karpov. Er erwartet aber lediglich einen vorübergehenden Rückgang um rund zehn Prozent - gebe es doch zahlreiche große Investoren in den USA, die nur auf einen günstigen Einstiegszeitpunkt warteten. DWS-Manager Gruschka empfiehlt Anlegern vor allem die großen Rohstoffwerte Lukoil und Surgutneftegaz. Karpov favorisiert neben Norilsk Nickel den Maschinenbauwert Uralmash, der erst in der vergangenen Woche auf den Jahreshöchstkurs von 5,50 Euro stieg. Chancen biete daneben im Telekom-Sektor Mobile Telesystems. "Das Unternehmen ist sehr solide und hat gerade eine Lizenz im wachstumsstarken Ballungsraum St. Petersburg akquiriert", so Karpov. Versorger rät er unterzugewichten. Spekulative Investoren, die auf eine baldige Umsetzung des noch strittigen Umstrukturierungsplans setzen, trieben die Titel des Versorgers UES Ende vergangener Woche um sechs Prozent auf 12,50 Euro. "Aber", meint Karpov: "Selbst wenn die Restrukturierung kommt, wird sie sehr lang dauern."