Plauschangriff auf Bush und Aznar (Marokko-Krise)

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FranzS:

Plauschangriff auf Bush und Aznar (Marokko-Krise)

 
17.07.02 10:16
George W. Bush: Hi José, na, schon zurückerobert euren Felsen? -
José Maria Aznar: Wir wollen nichts überstürzen. -
Bush: Typisch, ihr Europäer lasst euch auch von jedem auf den Kopf ... -
Aznar: Nein, nein, die EU hat schon ihre Besorgnis zum Ausdruck gebracht. Diplomatisch tut sich einiges. -
Bush: So wie damals auf dem Balkan. Wenn wir nicht eingegriffen hätten, wäre dieser Milosevic in Australien einmarschiert. -
Aznar: Austria. -
Bush: Von mir aus, liegt ja auch in der Gegend ... -
Aznar: Also, wie wollt Ihr uns helfen? -
Bush: Wir arbeiten längst da-ran. Das Problem wird aus der Welt geschafft, garantiert. -
Aznar: O.k., rufst du den König von Marokko an und sagst ihm, dass das so nicht geht? -
Bush: Ich bitte dich, wir reden nicht lange, wir handeln. -
Aznar: Ihr schickt einen Flugzeugträger? -
Bush: Die brauchen wir alle für Saddam, aber wir haben eine neue Geheimwaffe für Konflikte dieser Art. -
Aznar: Spann mich nicht auf die Folter. -
Bush: Jetzt werdet ihr Europäer endlich begreifen, warum wir das Kyoto-Protokoll ablehnen. -
Aznar: Äh, wie bitte ... -
Bush: Noch immer nicht kapiert? Wir setzen auf den friedenspolitischen Treibhauseffekt. Steigt der Meeresspiegel, sinkt die Gefahr von Inselkriegen. Genial, nicht?  
FranzS:

Spanier vertreiben Marokkaner

 
17.07.02 10:41
Mit einem Militäreinsatz hat Spanien am Mittwoch den Abzug der marokkanischen Soldaten von der Mittelmeer-Insel Perejil erzwungen. Es habe keine Verletzten gegeben, teilte die Regierung in Madrid mit. Spanien habe zuvor den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen informiert.

Nur wenige Stunden vor dem Angriff hatte Spanien seinen Botschafter aus Rabat abberufen. Die Außenminister beider Länder, Ana Palacio und Mohammed Benaissa, hatten sich am Dienstagabend für eine diplomatische Lösung des Konflikts ausgesprochen. Das von Spanien und Marokko beanspruchte Eiland vor der Küste Nordafrikas war am vergangenen Donnerstag von zwölf marokkanischen Soldaten besetzt worden.

Ebenso wie Spanien haben die EU und die NATO deren sofortigen Abzug gefordert. Der Präsident der Europäischen Kommission, Romano Prodi, warnte Marokko indirekt vor Konsequenzen seitens der EU. Er messe den Beziehungen der EU zu dem Königreich große Bedeutung bei, erklärte er, und fügte hinzu: "Ich möchte sie in einem Geist der Freundschaft und Partnerschaft weiterführen. " Die EU ist wichtigster Handelspartner Marokkos. Nach Brüsseler Angaben stammen mehr als die Hälfte des marokkanischen Imports aus der EU, und sogar drei Viertel des marokkanischen Exports gingen in die Staaten der Union.

Spanien schickt Armada aus
Am Montag hatte Spanien seinen Druck auf Marokko verstärkt und offen die Anwendung von Gewalt in Betracht gezogen. "Wir lassen uns nicht vor vollendete Tatsachen stellen", warnte Ministerpräsident José María Aznar im Parlament in Madrid.Der für Sicherheitspolitik zuständige Staatssekretär Pedro Morenés sagte: "Wenn es nötig ist, verzichten wir auf kein legitimes Mittel."

Marokkos Außenminister Benaissa sagte dagegen in Rabat, die Insel gehöre zu Marokko. Sein Land wolle dort einen ständigen Überwachungsposten im Kampf gegen Terroristen und Schlepperbanden in der Meerenge von Gibraltar einrichten. "Wenn wir uns auf den Dialog beschränken, wird es keine Eskalation der Spannung geben." Die Entsendung spanischer Soldaten sie übertrieben. Rabat fühle sich weiter dem Freundschaftsabkommen mit Spanien von 1991 verpflichtet.

Wolkenstein:

Die Farce um den Felsen

 
17.07.02 10:48
Spanien und Marokko streiten wegen eines Eilands – aber eigentlich geht es um mehr
Kriege hatten schon die kuriosesten Anlässe. Ein besonders absurdes Beispiel fand unter dem Titel Falklands statt, auch damals ging es um eine unbedeutende Insel und plumpen Nationalismus: Zur Ablenkung vom schwächelnden Regime ließ Argentiniens Militärdiktator Galtieri (übrigens gerade verhaftet) kurzerhand das Archipel im Südatlantik besetzen, ehe die eiserne Thatcher die Kolonie der Krone zurück erobern ließ. Die Komödie wandelte sich in eine Tragödie mit Hunderten von Toten.

Zwischen Spanien und Marokko wird es zu einer Seeschlacht nicht gleich kommen. Doch die Farce um einen Felsen namens Petersilie alias Laila erinnert ansatzweise an den Fall von 1982 und kann damit nicht leichtfertig abgetan werden. Marokko ließ über Nacht Soldaten anrücken und die Flagge hissen, wie zufällig zur Hochzeit des Monarchen MohamedVI., der seinem Volk wenig zu bieten hat. Spanien setzte, begleitet von einer landesweiten Empörung, sogleich die Armada in Bewegung. Jetzt kreuzen die Fregatten wie Ungetüme im Spielzeugland. Zum Glück will niemand mit Kanonen auf Spatzen schießen, treffen würde man sowieso hauptsächlich Ziegen. Die Empfindlichkeiten aber beweisen, dass hinter dem Gesteinsfetzen ein Berg von Problemen zu finden ist.

Im Clinch liegen Spanien und Marokko seit Monaten, Rabat hat sogar den Botschafter aus Madrid abgezogen. Zum einen streiten die Nachbarn um die illegale Immigration an der Naht zwischen Erster und Dritter Welt: Tausende flüchten aus Nordafrika nach Südeuropa, weil sie in der autoritären Monarchie Mohamed VI. keine Zukunft sehen. Aznar würde Marokko gerne wegen Beihilfe zur Flucht bestraft sehen. Doch inzwischen müssen Spanien und die Europäische Union aufpassen, dass die latente Abneigung gegen die Einwanderer aus Nordafrika nicht außer Kontrolle gerät –

„Moro“, die Mauren, sind jenseits der Pyrenäen längst zum Schimpfwort geraten, man erinnert sich an Jagdszenen gegen marokkanische Akkordarbeiter.

Die marokkanische Provokation führt aber auch in den Tiefen von Kolonialgeschichte und Doppelmoral. So macht Spanien wie selbstverständlich Ansprüche auf Gibraltar geltend und will sich den Affenfelsen wenigstens mit London teilen. Das vormalige Protektorat Marokko indes darf die spanischen Enklaven Ceuta und Melilla nicht einfordern – der Staat Marokko sei ja lange nach deren Eroberung entstanden. In den Wirrnissen der marokkanischen Unabhängigkeit ist auch untergegangen, wem diese Petersilien-Insel wirklich gehört. Nicht zu akzeptieren ist dabei, dass Marokko nun Tatsachen schaffen möchte.

Der Zusammenhang mit einer ungleich wichtigeren Erbsache ist offenkundig: der Westsahara. Marokko hält die Region seit Spaniens Rückzug vor 27 Jahren besetzt, und Spanien blockiert eine saharische Autonomie innerhalb marokkanischer Grenzen aus eigenen Interessen. Die Sahara und die Insel: Im europäischen Vorgarten ist unbeachtet das Unkraut gewuchert. EU und UN müssen jetzt dringend für Ordnung sorgen.

Süddeutsche Zeitung
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