China begrenzt den Export von Seltenen Erden
F. William Engdahl
Eine Folge des Outsourcings eines Großteils der Produktion multinationaler Konzerne ist die Interdependenz von Herstellungsprozessen und Rohstoffen aus anderen Quellen. Zu den kaum bekannten importierten Rohstoffen zählen die sogenannten Seltenen Erden (SE), die bisher zum weitaus überwiegenden Teil aus China stammen. Für die westlichen Unternehmen ist China eine billige Quelle dieser schwer erhältlichen Metalle für alle möglichen Produkte, deren besondere Eigenschaften für eine breite Palette von Produkten von Energiesparlampen über fiberoptische Kabel bis zu Raketenlenksystemen, iPhones und Röntgengeräten genutzt werden.
China scheint jetzt seine Rolle als führender Exporteur Seltener Erden zu überdenken. Die USA und die EU sind jedoch kaum vorbereitet, alternative Quellen zu finden. Einige sehen in dem Verhalten Chinas eine Form von »Wirtschaftsdiplomatie«, mit der man dem immer stärkeren Druck begegnen will, den Washington und die EU bei Themen wie Klimawandel oder in Währungsfragen ausüben.
Neodym, eines der am häufigsten vorkommenden Elemente der Seltenen Erden, ist ein wichtiger Bestandteil von Neodym-Eisen-Bor-Batterien, die in hocheffizienten Motoren und Generatoren zum Einsatz kommen. Für den Bau einer Windkraftanlage werden beispielsweise ca. zwei Tonnen Neodym gebraucht. Ein einziges Bergwerk in der Inneren Mongolei fördert 97 Prozent des Weltbedarfs. Das SE-Element Lanthan ist in den Batterien für Hybridfahrzeuge enthalten (ein Prius braucht ungefähr 15 Kilogramm), Terbium ist wichtig für die Herstellung von Energiesparlampen und Cerium wird für Katalysatoren benötigt.
China will im Rahmen des staatlichen Technologieentwicklungsprogramms durchsetzen, dass sämtliche SE-Materialien im eigenen Land verarbeitet und nicht als Rohstoffe exportiert werden. In den letzten sieben Jahren ist die Menge der exportierten Seltenen Erden um 40 Prozent reduziert worden.
Im Oktober hat das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnologie in einem internen Bericht vorgeschlagen, den Export von fünf SE-Elementen ganz zu verbieten und den der übrigen zu begrenzen. Dr. Ian Higgins, der Direktor des auf die Herstellung von Seltene-Erden-Produkten spezialisierten britischen Unternehmens Less Common Metals, erklärt: »In den nächsten zwölf bis 18 Monaten drohen uns Engpässe bei diesen Seltenen Erden.«
Quellen aus der Industrie halten es für möglich, dass China bereits im kommenden Jahr den Export von zwei Metallen stoppt und ab 2012 nur noch so viel SE produziert wird, wie für den boomenden heimischen Bedarf benötigt werden. Das würde zu einer Krise in den westlichen Ländern führen, die jetzt mit Hochdruck nach anderen Lieferquellen Ausschau halten.
Seltene-Erden-Oxide werden für die Herstellung von Raketen über iPhones bis hin zu Hybridautos gebraucht; China produziert über 90 Prozent des weltweiten Bedarfs.
Einer der weltweit führenden Experten in Bezug auf Seltene Erden, der unabhängige Berater Jack Lifton, sagt: »Wir stehen vor einer echten Klemme. Amerika, Großbritannien und andere Länder müssen endlich erkennen, dass ihren Nachschub an Seltenen Erden aus anderen Quellen sichern müssen. Statt zuvor 75 Prozent exportiert China jetzt nur noch 25 Prozent seiner Produktion und fühlt sich nicht verpflichtet, Seltene Erden über den Eigenbedarf hinaus zu fördern. Im Westen versucht man, neue Minen zu erschließen, aber es wird mindestens zehn bis 15 Jahre dauern, bis dort in nennenswertem Umfang gefördert werden kann.«
Angesichts der neuen Verwendungsmöglichkeiten der Seltenen Erden ist die Nachfrage in den letzten zehn Jahren weltweit von früher 40.000 auf 120.000 Tonnen gestiegen. China hat in derselben Zeit den Export von jährlich 48.500 auf nunmehr 31.500 Tonnen gesenkt.
Weltweit liegt der Wert der Industrien, die von Seltenen Erden abhängig sind und Produkte von fiberoptischen Kabeln bis zu Raketenlenksystemen herstellen, bei drei Billionen Pfund, das sind fünf Prozent des weltweiten BIP. Peking hat im vergangenen Monat angekündigt, den Export für die nächsten sechs Jahre auf jährlich 35.000 Tonnen zu begrenzen, eine Menge, die kaum ausreicht, um den Bedarf allein in Japan zu decken.
Ab diesem Jahr wird alleine Toyota jährlich eine Million Exemplare seines Hybridautos Prius produzieren, von denen jedes ca. 16 Kilometer SE benötigt. Bis 2014 wird der weltweite Bedarf an Seltenen Erden voraussichtlich auf 200.000 Tonnen pro Jahr steigen.
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