Metall-Händler prellen WestLB um 200 Millionen

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Metall-Händler prellen WestLB um 200 Millionen Brummer

Metall-Händler prellen WestLB um 200 Millionen

 
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Ein neuer Millionen-Skandal erschüttert die Finanzwelt. Mit gefälschten Dokumenten haben Metallhändler seit Jahren Banken auf der ganzen Welt hinters Licht geführt. Der Fall wirft einige Monate nach dem Enron-Skandal wieder die Frage nach der Qualität von Wirtschaftsprüfern auf.

cbu/fs/hus/pot LONDON/NEW YORK. Der mutmaßliche Millionen-Betrug im Metallhandel weitet sich auf zwei Kontinente aus. Sowohl in New York als auch in London stehen Firmen eines der reichsten asiatischen Geschäftsmänner Großbritanniens, Virendra Rastogi, im Visier der Fahnder. Mehrere Banken stehen vor zum Teil dreistelligen Verlusten, insgesamt haben die beteiligten Institute faule Kredite von bis zu 600 Mill. $ in ihren Büchern.

Der Fall wirft wenige Monate nach dem Enron-Skandal erneut Fragen nach der Qualität von Wirtschaftsprüfern auf. Denn wie es nach den bisherigen Ermittlungen scheint, haben die Betrugsfälle möglicherweise schon im Frühjahr 2000 begonnen – die Kontrolleure haben offenbar trotz der Zugänge zu den Büchern nichts gemerkt.

Im wesentlichen stehen die in den USA registrierte Allied Deals Inc. sowie die britische RBG Resources im Verdacht, mit falschen Metall-Lieferungen nach Asien Millionenkredite von Banken erschwindelt zu haben. Von dem Fall besonders stark betroffen ist die WestLB mit zwei Transaktionen im Wert von bis zu 200 Mill. $. Die Hypo-Vereinsbank ist mit einem zweistelligen Euro-Millionenbetrag betroffen, ebenso die Dresdner Bank mit bis zu 20 Mill. $, wie aus dem Umfeld der Institute verlautete.

Mit gefälschten Dokumenten umfangreiche Kredite eingräumt

In der Metallbranche ist es üblich, für zukünftige Lieferungen von den Banken Krediten zu bekommen. Die Institute bekommen im Gegenzug von den Kreditnehmern die Sicherheit, dass die Rechnungen bei der Lieferung der Ware auf ihren Namen geschrieben werden. Die beiden Firmen, die zum Imperium der Multi-Millionär-Familie Rastogi gehören, bekamen offenbar in mehreren Fällen mit gefälschten Dokumenten umfangreiche Kredite eingeräumt. Einen Großteil der in den Dokumenten ausgewiesenen Lieferungen soll es gar nicht gegeben haben.

Der Rückzug des RBG-Revisors Price Waterhouse Coopers im vergangenen Februar nach fünfjähriger Amtszeit hatte die Sache ins Rollen gebracht. Als Grund für den Rückzug hatten die Wirtschaftsprüfer den „Verdacht von Scheingeschäften“ angegeben. Die Prüfer waren einigen Adressen auf ausgestellten Quittungen nachgegangen und hatten festgestellt, dass an einigen Standorten keine Lieferungen angekommen waren und dass es auch keine Hinweise für eine Metallverarbeitung gab. Dennoch stellt sich die Frage, warum die Auditoren erst so spät auf den Skandal reagierten. Auf amerikanischer Seite waren zwei weitere Wirtschaftsprüfer mit den Büchern von Allied Deals vertraut: Ernst & Young LLP und Rothstein, Kass & Co.

Die Transaktionen von Allied waren zum Teil von Versicherungen gedeckt. Zu dem betrügerischen Netz gehören möglicherweise noch weitere Metallhändler.

Später begann die West LB als einer der mutmaßlich am stärksten betroffenen Adresse mit eigenen Ermittlungen. Diese führten dazu, dass Virendra Rastogi – mit einem geschätzten Vermögen von 150 Mill. $ die aktuelle Nummer 209 der reichsten Briten – Anfang Mai verhaftet wurde. Das Hauptquartier der RBG Resources sowie einige Privatwohnungen wurden durchsucht. Nach einem Urteil des Londoner High Courts befindet sich die Firma (vorerst) unter der Aufsicht des Liquidators Grant Thornton. Das britische „Amt für schwere Wirtschaftskriminalität“ ermittelt, der 34-Jährige Rastogi und ein weiterer Mann befinden sich gegen Kaution wieder auf freiem Fuß.

Die Liste der betrogenen Kreditinstitute umfasst Banken auf der ganzen Welt. Dazu gehören etwa die amerikanischen Fleet Boston (70 Mill. $) und JP Morgan Chase (mit bis zu 3 Mill. $ Verlusten) sowie die belgische KBC, die China Trust Bank oder die Schweizer Banque Cantonale Vaudoise mit bis zu 50 Mill. $ Verlusten.

Der Fall hat auch politische Dimensionen: Mit Jack Cunningham, einem früheren Kabinetts-Mitglied der Labour-Regierung und dem liberalen Abgeordneten Lord Holme arbeiteten gleich zwei Mitglieder des politischen Establishments jahrelang als Berater für RBG Resources. Sie hatten erst in den letzten Monaten die Verbindungen gelockert.

Quelle: Handelsblatt



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