KPMG plant Entlassungen
Von Jenny Genger, Hamburg, und Harald Ehren, Frankfurt
Der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und ihrer mittlerweile selbstständigen Beratersparte Bearing Point drohen in Deutschland umfangreiche Entlassungen. Unternehmensnahe Kreise gehen davon aus, dass allein bei den Wirtschaftsprüfern und im prüfungsnahen Geschäft bei KPMG bis zu 700 Stellen gestrichen werden könnten.
Eine KPMG-Sprecherin bestätigte anstehende Personalmaßnahmen. Davon seien aber allenfalls rund 300 Mitarbeiter betroffen. Konkrete Beschlüsse gebe es noch nicht. KPMG beschäftigt derzeit an 24 Standorten rund 7000 Mitarbeiter.
Ein deutlicher Stellenabbau zeichnet sich auch bei der ehemaligen Beratersparte, der KPMG Consulting, ab. Diese firmiert seit einem halben Jahr eigenständig unter dem Namen Bearing Point. Hier werden voraussichtlich 700 von derzeit rund 3000 Stellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz abgebaut. Das bestätigte Peter Melcher, Europa-Chef von Bearing Point, der Financial Times Deutschland.
Die Consultant-Branche insgesamt geht angesichts stagnierender Nachfrage nach Beratungsleistungen durch eine Krise. Einige Beratungsunternehmen mussten bereits Ertragsrückgänge hinnehmen und Mitarbeiter entlassen.
Eisige Stimmung
Bei den Wirtschaftsprüfern von KPMG kursieren die Entlassungspläne seit Anfang dieser Woche und sorgen unter den Mitarbeitern für erhebliche Unruhe: Die Stimmung sei auf dem Gefrierpunkt, heißt es. In der kommenden Woche will sich nun auch der Aufsichtsrat mit dem heiklen Thema beschäftigen.
Der Stellenabbau bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG kommt selbst für Branchenkenner unerwartet: Das Unternehmen hatte insgesamt für das Jahr 2001 noch einen Rekordumsatz von 1,5 Mrd. Euro und ein Wachstum von 25 Prozent gemeldet. Das Kerngeschäft legte vergangenes Jahr um elf Prozent auf 625 Mio. Euro Umsatz zu.
Dennoch begründet KPMG die Personalmaßnahmen mit dem "nicht erfolgten Konjunkturaufschwung". Das bleibe nicht ohne Auswirkung auf Dienstleister wie Berater und Prüfer.
Zu kurz gedacht
Diese Begründung wird allerdings in Kreisen des Managements scharf kritisiert: KPMG wolle trotz eines sehr guten Jahresergebnisses mit diesem Einschnitt kräftige Einsparungen erzielen: Dabei würden weniger die mangelnde Auslastung und Profitabilitätssicherung in der allgemeinen Wirtschaftskrise die Entscheidung vorantreiben, als vielmehr die finanziellen Interessen der Partner. Die Partner einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sind am Unternehmensgewinn beteiligt.
Das Wirtschaftsprüfungsgeschäft gilt als unabhängig von konjunkturellen Einflüssen, weil die Unternehmen einen Abschlussprüfer für ihre Bilanzen brauchen. KPMG wäre seit langer Zeit die erste Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die in ihrem Kerngeschäft zu Entlassungen greifen müsste. PricewaterhouseCoopers, der größte Konkurrent von KPMG, beispielsweise hatte angekündigt, weiterhin Personal einzustellen und mehrere Hundert Stellen zu schaffen. Auch Ernst & Young will von einem Einstellungsstopp nichts wissen.
KPMG hat im vergangenen Jahr einen erheblichen Imageverlust hinnehmen müssen durch Prüfungsskandale wie beim Neue-Markt-Unternehmen Comroad oder dem Milliardenbetrugsfall Flowtex. Das dürfte das Gewinnen neuer Mandate erschweren.
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Düsterer Ausblick
Kürzung Vergangene Woche sagte Mike Rake, Chairman des internationalen KPMG-Netzwerks, dass die Zeiten zweistelligen Umsatzwachstums vorerst vorbei seien.
Einsicht Das KPMG-Geschäftsjahr endet im Gegensatz zur Konkurrenz erst im September, sodass sie in ihren Zahlen den jüngsten Einbruch nicht erfasst hat.
Von Jenny Genger, Hamburg, und Harald Ehren, Frankfurt
Der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und ihrer mittlerweile selbstständigen Beratersparte Bearing Point drohen in Deutschland umfangreiche Entlassungen. Unternehmensnahe Kreise gehen davon aus, dass allein bei den Wirtschaftsprüfern und im prüfungsnahen Geschäft bei KPMG bis zu 700 Stellen gestrichen werden könnten.
Eine KPMG-Sprecherin bestätigte anstehende Personalmaßnahmen. Davon seien aber allenfalls rund 300 Mitarbeiter betroffen. Konkrete Beschlüsse gebe es noch nicht. KPMG beschäftigt derzeit an 24 Standorten rund 7000 Mitarbeiter.
Ein deutlicher Stellenabbau zeichnet sich auch bei der ehemaligen Beratersparte, der KPMG Consulting, ab. Diese firmiert seit einem halben Jahr eigenständig unter dem Namen Bearing Point. Hier werden voraussichtlich 700 von derzeit rund 3000 Stellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz abgebaut. Das bestätigte Peter Melcher, Europa-Chef von Bearing Point, der Financial Times Deutschland.
Die Consultant-Branche insgesamt geht angesichts stagnierender Nachfrage nach Beratungsleistungen durch eine Krise. Einige Beratungsunternehmen mussten bereits Ertragsrückgänge hinnehmen und Mitarbeiter entlassen.
Eisige Stimmung
Bei den Wirtschaftsprüfern von KPMG kursieren die Entlassungspläne seit Anfang dieser Woche und sorgen unter den Mitarbeitern für erhebliche Unruhe: Die Stimmung sei auf dem Gefrierpunkt, heißt es. In der kommenden Woche will sich nun auch der Aufsichtsrat mit dem heiklen Thema beschäftigen.
Der Stellenabbau bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG kommt selbst für Branchenkenner unerwartet: Das Unternehmen hatte insgesamt für das Jahr 2001 noch einen Rekordumsatz von 1,5 Mrd. Euro und ein Wachstum von 25 Prozent gemeldet. Das Kerngeschäft legte vergangenes Jahr um elf Prozent auf 625 Mio. Euro Umsatz zu.
Dennoch begründet KPMG die Personalmaßnahmen mit dem "nicht erfolgten Konjunkturaufschwung". Das bleibe nicht ohne Auswirkung auf Dienstleister wie Berater und Prüfer.
Zu kurz gedacht
Diese Begründung wird allerdings in Kreisen des Managements scharf kritisiert: KPMG wolle trotz eines sehr guten Jahresergebnisses mit diesem Einschnitt kräftige Einsparungen erzielen: Dabei würden weniger die mangelnde Auslastung und Profitabilitätssicherung in der allgemeinen Wirtschaftskrise die Entscheidung vorantreiben, als vielmehr die finanziellen Interessen der Partner. Die Partner einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sind am Unternehmensgewinn beteiligt.
Das Wirtschaftsprüfungsgeschäft gilt als unabhängig von konjunkturellen Einflüssen, weil die Unternehmen einen Abschlussprüfer für ihre Bilanzen brauchen. KPMG wäre seit langer Zeit die erste Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die in ihrem Kerngeschäft zu Entlassungen greifen müsste. PricewaterhouseCoopers, der größte Konkurrent von KPMG, beispielsweise hatte angekündigt, weiterhin Personal einzustellen und mehrere Hundert Stellen zu schaffen. Auch Ernst & Young will von einem Einstellungsstopp nichts wissen.
KPMG hat im vergangenen Jahr einen erheblichen Imageverlust hinnehmen müssen durch Prüfungsskandale wie beim Neue-Markt-Unternehmen Comroad oder dem Milliardenbetrugsfall Flowtex. Das dürfte das Gewinnen neuer Mandate erschweren.
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Düsterer Ausblick
Kürzung Vergangene Woche sagte Mike Rake, Chairman des internationalen KPMG-Netzwerks, dass die Zeiten zweistelligen Umsatzwachstums vorerst vorbei seien.
Einsicht Das KPMG-Geschäftsjahr endet im Gegensatz zur Konkurrenz erst im September, sodass sie in ihren Zahlen den jüngsten Einbruch nicht erfasst hat.