Sonntag, 17. August 2008
Goldhändler in den USA offenbar leer gekauft. Erfahrungsberichte aus der US-Goldszene.
Nirgendwo an den Finanzmärkten werden derzeit so viele Fragen aufgeworfen wie in der Preisbildung für Edelmetalle. Während an den Terminmärkten die Preise crashen ist die Nachfrage bei den Goldhändlern groß wie nie zuvor.
In diesem Zusammenhang ist mehr als auffällig, dass ausgerechnet die US-Mint (staatliche Münzpresse) schon vor 5 Monaten Silber-Münzen rationiert und seit zwei Tagen den Verkauf von Goldmünzen auf unbestimmte Zeit suspendiert hat. Offizielle Statements dazu scheint es zwar nicht zu geben, aber Goldhändler in den USA berichten, dass sie von der staatlichen Münzprägeanstalt nicht mehr beliefert werden.
So berichtet Frank Sanders von goldprice.org, dass er so etwas in 28 Jahren Berufserfahrung noch nicht erlebt hätte. Einer seiner Großhändler habe ihm mitgeteilt, dass er bis auf Weiteres nichts mehr verkaufen würde. Ein anderer hätte ihm gesagt, dass der Verkauf von Gold derzeit nicht möglich sei wegen angeblich hoher Volatilität. Der Nächste erklärte ihm, er sei derzeit „out of stock“, dass die Lagerbestände praktisch weg sind. Die verblieben Goldmünzen würden nur mit einem prohibitiven Aufschlag angeboten.
Schlussfolgerung: Der physische Markt hat sich vollkommen abgekoppelt von den „Papier-Preisen“, welche an den Terminmärkten gehandelt seien.
Der Internet Goldhändler kitco.com macht darauf aufmerksam, dass er unter Versorgungsschwierigkeiten leide und dass Bestellungen deshalb nur stark verzögert ausgeliefert werden. Wann wieder mit Auslieferungen begonnen werden könne, sei derzeit nicht absehbar.
Ed Steer von Casey Research berichtet ebenfalls, dass seine Goldhändler urplötzlich kein Angebot mehr hätten. Die Händler hätten zwar noch Restbestände, wären aber praktisch „out of business“ bei Gold und Silber. Nach seiner Einschätzung müsste kommende Woche der gesamte physische Goldmarkt in den USA zum Erliegen kommen.
Not Available
Die US-Mint ist die staatliche Münzpräge-Anstalt in den USA, welche auch an Endkunden verkauft – wenn auch zu überhöhten Preisen. Doch wer hier eine Gold oder Silbermünze kaufen will, der wird seinen Augen nicht trauen: In den meisten Fällen heisst es „Not in Stock“ (Derzeit nicht vorrätig) oder „Not available“ (nicht erhältlich).
Die Liste der Produkte, die nicht erhältlich sind, wird von Tag zu Tag länger. Die Liste der „Unerhältlichen“ ist abrufbar unter: www.usmint.gov //Shop online // Product Availability.
Interessant ist auch ein Test bei "shop online" unter Eingabe der beliebtesten und bekanntesten US Goldmünze: "American Gold Eagle". Die Münze ist derzeit "Not available".
Das betrifft nicht nur Gold Münzen sondern auch Silber und Platin. Das Einzige, was noch frei erhältlich ist, sind kleine Einheiten oder Sammlerstücke zu überhöhten Preisen im Zehntel-Unzen-Bereich.
Dies ist in zweierlei Hinsicht merkwürdig.
1. Ausgerechnet im Mutterland des Kapitalismus kommt die offizielle Prägeanstalt den Bedürfnissen ihrer Kunden nicht nach. Ein Phänomen, das sonst nirgendwo auf der Welt beobachtet wird. Dort, wo Münzen knapp wurden, wurde sofort das Prägetempo erhöht (wie zum Beispiel in Österreich bei den Wiener Philharmonikern).
1. Selbst zu den teils überhöhten Preisen bei der US-Mint scheint die Nachfrage immer noch sehr hoch zu sein.
Die kommenden Wochen dürften spannend werden an den US-Edelmetall-Märkten. Manch eine Beobachter mutmaßt schon, dass die US-Regierung den Goldverkauf ganz untersagen wird. Interne Begründung: Die Konsumenten sollen ihr Geld ausgeben und nicht in Gold horten.
www.mmnews.de/index.php/20080817803/...appheit-in-den-USA.html