Im Land des Bären toben die Bullen

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Im Land des Bären toben die Bullen

 
12.04.02 12:35
Im Land des Bären toben die Bullen
Die russische Börse klettert auf Dreijahreshoch. Händler aber warnen: "Blase wird bald platzen". Vorwurf: Russische Aktienbesitzer manipulieren in der Heimat Kurse und profitieren davon in Berlin
Von Peter-Paul Weiler
Berlin - An der Moskauer Börse toben die Bullen. Im Land des Bären konnte der Leitindex RTS seit Herbst 1998 um rund 850 Prozent zulegen. Mitte der Woche erreichte er bei 367,60 Zählern ein neues Zweijahreshoch. Allein in diesem Jahr legte der Index über 40 Prozent zu. Das Papier des Ölkonzerns Yukos, mit fast 25 Prozent Gewichtung der größte Wert im RTS, kletterte in dieser Zeit um 82 Prozent. Der Kurs von Konkurrent Sibneft, mit rund zehn Prozent gewichtet, stieg sogar um 132 Prozent. "Da entsteht eine große Blase", warnt Dierk Siewert, Börsenhändler für den Berliner Freiverkehr. "Das ist derzeit eine politische Börse, und die hat keinen langen Atem." Nach Meinung von Siewert profitiert der öllastige RTS vor allem von der Verunsicherung durch die Krise im Nahen Osten. "Wenn die Gefahr gebannt ist, dann purzeln die Preise".

Doch vor dem Platzen der Blase warnen viele Experten schon seit langem, eingetreten ist sie bislang jedoch noch nicht. "Die Gefahr einer Korrektur ist zwar nicht zu leugnen, aber derzeit sind die Titel trotz der immensen Kursanstiege noch günstig", meint deshalb auch Jan Vrbsky, Kursmakler von der Baader Wertpapierhandelsbank an der Berliner Börse. Dass die Kurse stiegen, sei vor allem ein Ergebnis der Kapitalzuflüsse aus dem Westen: "Irgendwo muss das Geld der Investoren eben hin: Nachdem Small- und Midcaps gekauft wurden, sucht man nun wieder nach Einstiegschancen in den Emerging Markets . Südamerika ist derzeit zu problematisch, Asien hat sich schon gut entwickelt, da bleibt nur noch Osteuropa". Für Siewert streben amerikanische Investoren in den russischen Markt, "weil sie davon ausgehen, dass das Vertrauen der westlichen Welt in Russland wächst." Sie setzten darauf, dass der wirtschaftspolitische Reformprozess anhält. Von dem Kapitalzustrom profitierten deshalb nicht nur die typischen Ölwerte, sondern auch Versorger-Titel wie Mosenergo, die in den vergangenen zwölf Monaten um 38 Prozent zulegten, Unified Energy (58 Prozent) sowie der Telekom-Versorger Rostelekom (88 Prozent).

Einer der wichtigsten Schritte auf dem wirtschaftlichen Reformweg war die Anfang 2001 verabschiedete Deckelung der Einkommenssteuer bei 13 Prozent. Davon profitiert die Steuerdisziplin und das Ausgabeverhalten. Entsprechend vermeldete Russland deshalb für das vergangene Quartal auch um 8,9 Prozent gestiegene Steuereinnahmen und ein Budget-Plus von umgerechnet 1,7 Mrd. US-Dollar. Anfang des Monats wurden auch die Unternehmenssteuern gesenkt. "Putin weist damit einen sehr guten Track-Record auf", sagt DIT-Fondsspezialistin Ekaterina Svetlova. "Damit die Entwicklung an der Börse anhält, müsste aber auch die schon seit langem versprochene Bankreform endlich durchgeführt werden. Die Banken sind noch immer kein Intermediär auf dem Finanzmarkt und deshalb keine Finanzierungsquelle für die Unternehmen".

Wohl auch in Hoffnung auf eine solche Bankenreform legte der Titel des größten Finanzinstitutes Russlands, die Sberbank, in den letzten sechs Monaten rund 400 Prozent zu. Doch die Titel können außerhalb Russlands kaum gehandelt werden, da bislang keine American oder Global Depository Receipt-Zertifikate (ADR bzw. GDR) aufgelegt wurde. In solchen Zertifikaten werden mehrere Originalaktien eines Unternehmens zusammen gefasst und verbrieft. Erst dadurch werden die Aktien an westlichen Börsen handelbar.

Doch die Zertifikate öffnen auch alle Türen zu Kursmanipulationen. Dabei wird ausgenutzt, dass die gesamten osteuropäischen Märkte "eng" sind: Wegen der geringen Liquidität können Käufe weniger Aktien erhebliche Kursgewinne bewirken, ein geringes Verkaufs-Überangebot löst häufig eine Kurslawine aus. Wenn in Moskau zum Beispiel durch Käufe der Kurs der Yukos-Aktie um zehn Euro-Cent nach oben getrieben wird, dann steigt ein Yukos-ADR in Europa, in dem 15 Originale zusammengefasst sind, um 1,50 Euro. Yukos-Manager, die einen Großteil der Aktien halten, können deshalb leicht eine Kurssteigerung am Heimatmarkt auslösen und dann durch den Verkauf von ADR-Papieren im Westen nach explodierten Kursen Kasse machen. "Der Umsatz von ADR-Stücken ist meist deshalb auch um ein Vieles höher als der in Originalaktien", so Siewert. Deshalb seien russische Aktien aber auch nur etwas für kurzfristig orientierte Anleger: "Im Intraday-Handel kann man in kaum einem anderen Land so viel Freude haben wie bei russischen Werten. Wer aber ein Jahr warten will, bis die Gewinner steuerfrei sein, bei dem sind danach entweder die Nerven ruiniert oder er ist ein armer Mann", sagt Siewert. Für ihn sind die Russen "sympathisch, weil sie gewitzt sind, doch wenn die westlichen Investoren deshalb auch mal die Nase voll haben, dann geht es mit den Aktien schnell bergab".

Links ins World Wide Web
Die russische Börse im Netz: www.re.ru

Happy End:

Ein Bericht des berüchtigten Peter-Paul Weiler ;-)

 
12.04.02 12:41
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