Gebrochene Abwärtstrends!
Mails/Nachrichten vom 28.10.2002, Bernecker & Cie.
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
wenn die echten Herbststürme über das Land ziehen, flauen die an den Börsen langsam ab. Schauen Sie in den nächsten Tagen auf die Kurse und weniger auf die Berichte und Kommentare. Denn in dieser Woche läuft auch die Saison der Quartalszahlen bzw. 9-Monatszahlen aus. Die Letzten unter den Großen präsentieren diese Woche, siehe weiter unten. Vor diesem Erwartungshorizont schloß die vergangene Woche schon recht interessant.
Alle Indizes haben den gebrochenen Abwärtstrend (seit Mai) bestätigt. Das ist zwar nach wie vor sehr knapp, was ich einräume, aber eine Tatsache. Die technischen Relationen wie A/D und Upside Volume sind zwar ebenfalls noch dünn, aber gleichfalls nicht negativ. Ich glaube, daß bis Mittwoch schon klar sein sollte, wie es anschließend weitergeht. Ein Blick auf die Markttechnik im DAX und Dow Jones zeigt es, gemessen an Stochastik und MACD.
Bezogen auf den DAX: Die Weekly-Basis befindet sich im Aufwärtstrend, die Daily-Basis hat den kurzen Abwärtstrend seit zwei Tagen noch nicht beendet. Der Dreh müßte morgen oder übermorgen kommen. Das würde die Monthly-Basis wohl erst in der zweiten Novemberwoche nach oben drehen lassen.
Im Dow Jones sieht es ähnlich aus: Daily zeigt eine Pause von einigen Tagen, die Weekly-Basis liegt aber klar im Aufwärtstrend, so daß beide Möglichkeiten gegeben sind: 9.100 (siehe oben) oder kurzer Rückfall auf 8.000/8.100 in dieser Woche. Vergleichsweise sieht also der DAX besser als der Dow Jones aus.
Morgen gibt es in den USA die Zahlen zum Verbrauchervertrauen und heute bei uns den IFO-Bericht. In beiden steckt nichts drin. In zwei Stunden ist alles vergessen.
Auf ein Phänomen weise ich besonders hin: Zur Zeit wird über die Gewinne je Aktie heftig diskutiert. Vor allem über die Perspektiven per 2003. Dazu muß man wissen: Am Ende einer Rezession sind die Gewinne im Keller. Infolgedessen erscheint das kurzfristige KGV trotz niedriger Kurse relativ hoch. Darum kommt es auf die Bewertung der Ertragsqualität als Durchschnitt an, wobei man die zyklischen Löcher eliminiert. Deshalb sehen Analysen, die sich auf Quartalszahlen berufen, im Moment nicht sehr gut aus. Nehmen Sie diese Fakten nur mit Vorsicht zur Kenntnis.
Die deutsche Bankenkrise ist ein solches Thema. Hängen Sie dies bitte nicht zu hoch. Jedes Boulevardblatt beschäftigt sich nun mit dieser „Bankenkrise“. Bleiben Sie auch hier ebenso nüchtern wie konsequent. Eine HVB-Aktie hat eine Schwankungsbreite um 11 - 14 E., was natürlich viel ist. Sie aber derart an die Wand zu stellen, ist schlichter Unsinn. Das gilt für die anderen ebenso.
New York zeigt ein zunehmend positives Bild. Wie eingangs erwähnt: Der Dow hat sogar einen Spielraum bis aktuell 9.100 oder rd. 700 Punkte im Verlauf der kommenden 6 - 7 Wochen. Der Nasdaq reicht zunächst bis 1.450. Das sind über den Daumen rd. 7 - 8 % als Mittelwert, und gilt auch für den S&P 500. Das bleibt meine Linie, wie schon erwähnt. Zwei Dinge rücken weiter in den Vordergrund:
Alle reden von Chipkrise, aber die Chipaktien steigen. Ich hatte Sie darauf schon aufmerksam gemacht. Es muß nicht immer INTEL sein, wie Sie wissen. Schauen Sie sich die anderen an.
Alle reden von Telekomkrise, aber die T-Aktien steigen ebenfalls. Auch dies habe ich avisiert und letzthin kommentiert. Welche Folgen dies für die Telekomausrüster hat, läßt sich leicht ausrechnen. Dazu eine Anmerkung: Die LUCENT-Eindrücke muß ich aus Termingründen verschieben, weil die Bekanntgabe der 9-Monatszahlen und eine unmittelbare Verflechtung mit Gesprächseindrücken gegen Insiderbestimmungen verstoßen. Ich komme darauf noch zurück, avisiere jedoch: LUCENT wird es schaffen.
Die Rüstungs- und Ölspekulation brechen Sie dagegen ab. Hier geht es nicht um Bewertung, sondern um Gewinnmitnahmen nach der Entspannung im Irak-Konflikt. Tun Sie dies sofort und konsequent. Gleiches gilt auch für meinen Rückzug aus der Goldspekulation, nachdem die wichtigsten Goldminen eine Doppelspitze in den Kursen zeigen. Das freie Geld wird anderweitig benötigt.
Frankfurt schaut vornehmlich auf die Konjunkturdaten der Amerikaner. Das ist nicht schön, aber leider wahr. Kein Wunder bei dem Nachrichtenstand aus Berlin. Ich wiederhole es aber: Fast alle großen Titel/Unternehmen leben vom Export und dem Auslandsgeschäft und nur wenige vom Inland. Insofern ist eine Orientierung am Ausland auch nicht so ganz verkehrt.
Die T-Aktien Europas werden nun auch von den ersten Investmentadressen entdeckt. J.P. Morgan dreht seine Einschätzung. Das gilt für alle Europäer und nicht nur für DEUTSCHE TELEKOM, was ich bereits angemahnt hatte. Schauen Sie sich den Kurs von DT. TELEKOM im Brief Nr. 42 auf Seite 4 an. Die eigentliche kritische Hürde liegt bei 13 E. 11 E. waren nur eine erste Zwischenstation. Aber 17/18 E. sind eine sehr brauchbare Perspektive bis Frühjahr. Das wären 100 % von unten oder rd. 50 % vom aktuellen Stand um 10/11 E. Daran glaubt zur Zeit niemand. Ich jedoch sehr wohl. Schauen Sie sich dazu die ganze Palette der Europa-T-Titel an. Davon gibt es wiederum zwei oder drei, die besonders interessant aussehen, nämlich die T-MOBILE-Titel. Diese wiederum vergleichen Sie mit den Amerikanern, siehe auch nächste AB, worauf ich schon hingewiesen hatte. Warum ist das wichtig?
Die T-Branche war die schwierigste der letzten zwei Jahre. Deren Investitionsflaute hat ganze Industriezweige betroffen. Die Konsolidierung der Branche nebst Abbau der Verschuldung bedeutet einen neuen Ansatz für eine Investitionswelle anderer Art. Darin liegt eine äußerst wichtige Konjunkturindikation.
Meine These für diese Woche: Mit Limits kann jetzt nur noch der operieren, der zukauft/verbilligt, aber nicht, wer noch keine Positionen aufgebaut hat. Die Anfangsbestände müssen stehen.
Ein Blick nach Zürich aus besonderem Anlaß: Die apokalyptischen Thesen zu ABB sollten Sie bitte schnellstens beiseite legen. Andererseits gibt es einen neuen Skandal, worüber man wirklich nur den Kopf schütteln kann. Die „Sonntagszeitung“ in Zürich hat es aufgedeckt: Der Club der Manager unterhielt jahrelang eine Gesellschaft, die sich damit beschäftigt hat, für die Herren Manager gesondert zu spekulieren, und bediente sich dabei als Eigenkapital der Mittel der Rentenanstalt. Sachen gibt’s! Umgekehrt: Die Kapitalerhöhung für ZFS ist 100 %ig durchgelaufen. Bei Emissionskurs von 65 Fr. war dies ein Schnäppchen. Ich hatte dazu geraten und empfehle weitere Käufe.
Für Ihren Terminkalender: SCHERING kommt heute mit den Zahlen für 9 Monate. Ferner QIAGEN, RHODIA (Frankreich) und SONY. Morgen werden CELANESE, beide FRESENIUS, CIBA, AVENTIS und FRANCE TÉLÉCOM sowie BP, BAT und PROCTER & GAMBLE ihre Ergebnisse bekanntgeben. Am Mittwoch folgen VW, SAP SI, SOFTWARE, ALCATEL und GOODYEAR. Dann geht es am Donnerstag weiter mit DT. BANK, DT. POST und METRO sowie CONTI, ICI, LAFARGE und ROYAL DUTCH. Am Ende der Woche hat man dann wohl einen endgültigen Trendüberblick.
Das war’s für heute.
Herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
wenn die echten Herbststürme über das Land ziehen, flauen die an den Börsen langsam ab. Schauen Sie in den nächsten Tagen auf die Kurse und weniger auf die Berichte und Kommentare. Denn in dieser Woche läuft auch die Saison der Quartalszahlen bzw. 9-Monatszahlen aus. Die Letzten unter den Großen präsentieren diese Woche, siehe weiter unten. Vor diesem Erwartungshorizont schloß die vergangene Woche schon recht interessant.
Alle Indizes haben den gebrochenen Abwärtstrend (seit Mai) bestätigt. Das ist zwar nach wie vor sehr knapp, was ich einräume, aber eine Tatsache. Die technischen Relationen wie A/D und Upside Volume sind zwar ebenfalls noch dünn, aber gleichfalls nicht negativ. Ich glaube, daß bis Mittwoch schon klar sein sollte, wie es anschließend weitergeht. Ein Blick auf die Markttechnik im DAX und Dow Jones zeigt es, gemessen an Stochastik und MACD.
Bezogen auf den DAX: Die Weekly-Basis befindet sich im Aufwärtstrend, die Daily-Basis hat den kurzen Abwärtstrend seit zwei Tagen noch nicht beendet. Der Dreh müßte morgen oder übermorgen kommen. Das würde die Monthly-Basis wohl erst in der zweiten Novemberwoche nach oben drehen lassen.
Im Dow Jones sieht es ähnlich aus: Daily zeigt eine Pause von einigen Tagen, die Weekly-Basis liegt aber klar im Aufwärtstrend, so daß beide Möglichkeiten gegeben sind: 9.100 (siehe oben) oder kurzer Rückfall auf 8.000/8.100 in dieser Woche. Vergleichsweise sieht also der DAX besser als der Dow Jones aus.
Morgen gibt es in den USA die Zahlen zum Verbrauchervertrauen und heute bei uns den IFO-Bericht. In beiden steckt nichts drin. In zwei Stunden ist alles vergessen.
Auf ein Phänomen weise ich besonders hin: Zur Zeit wird über die Gewinne je Aktie heftig diskutiert. Vor allem über die Perspektiven per 2003. Dazu muß man wissen: Am Ende einer Rezession sind die Gewinne im Keller. Infolgedessen erscheint das kurzfristige KGV trotz niedriger Kurse relativ hoch. Darum kommt es auf die Bewertung der Ertragsqualität als Durchschnitt an, wobei man die zyklischen Löcher eliminiert. Deshalb sehen Analysen, die sich auf Quartalszahlen berufen, im Moment nicht sehr gut aus. Nehmen Sie diese Fakten nur mit Vorsicht zur Kenntnis.
Die deutsche Bankenkrise ist ein solches Thema. Hängen Sie dies bitte nicht zu hoch. Jedes Boulevardblatt beschäftigt sich nun mit dieser „Bankenkrise“. Bleiben Sie auch hier ebenso nüchtern wie konsequent. Eine HVB-Aktie hat eine Schwankungsbreite um 11 - 14 E., was natürlich viel ist. Sie aber derart an die Wand zu stellen, ist schlichter Unsinn. Das gilt für die anderen ebenso.
New York zeigt ein zunehmend positives Bild. Wie eingangs erwähnt: Der Dow hat sogar einen Spielraum bis aktuell 9.100 oder rd. 700 Punkte im Verlauf der kommenden 6 - 7 Wochen. Der Nasdaq reicht zunächst bis 1.450. Das sind über den Daumen rd. 7 - 8 % als Mittelwert, und gilt auch für den S&P 500. Das bleibt meine Linie, wie schon erwähnt. Zwei Dinge rücken weiter in den Vordergrund:
Alle reden von Chipkrise, aber die Chipaktien steigen. Ich hatte Sie darauf schon aufmerksam gemacht. Es muß nicht immer INTEL sein, wie Sie wissen. Schauen Sie sich die anderen an.
Alle reden von Telekomkrise, aber die T-Aktien steigen ebenfalls. Auch dies habe ich avisiert und letzthin kommentiert. Welche Folgen dies für die Telekomausrüster hat, läßt sich leicht ausrechnen. Dazu eine Anmerkung: Die LUCENT-Eindrücke muß ich aus Termingründen verschieben, weil die Bekanntgabe der 9-Monatszahlen und eine unmittelbare Verflechtung mit Gesprächseindrücken gegen Insiderbestimmungen verstoßen. Ich komme darauf noch zurück, avisiere jedoch: LUCENT wird es schaffen.
Die Rüstungs- und Ölspekulation brechen Sie dagegen ab. Hier geht es nicht um Bewertung, sondern um Gewinnmitnahmen nach der Entspannung im Irak-Konflikt. Tun Sie dies sofort und konsequent. Gleiches gilt auch für meinen Rückzug aus der Goldspekulation, nachdem die wichtigsten Goldminen eine Doppelspitze in den Kursen zeigen. Das freie Geld wird anderweitig benötigt.
Frankfurt schaut vornehmlich auf die Konjunkturdaten der Amerikaner. Das ist nicht schön, aber leider wahr. Kein Wunder bei dem Nachrichtenstand aus Berlin. Ich wiederhole es aber: Fast alle großen Titel/Unternehmen leben vom Export und dem Auslandsgeschäft und nur wenige vom Inland. Insofern ist eine Orientierung am Ausland auch nicht so ganz verkehrt.
Die T-Aktien Europas werden nun auch von den ersten Investmentadressen entdeckt. J.P. Morgan dreht seine Einschätzung. Das gilt für alle Europäer und nicht nur für DEUTSCHE TELEKOM, was ich bereits angemahnt hatte. Schauen Sie sich den Kurs von DT. TELEKOM im Brief Nr. 42 auf Seite 4 an. Die eigentliche kritische Hürde liegt bei 13 E. 11 E. waren nur eine erste Zwischenstation. Aber 17/18 E. sind eine sehr brauchbare Perspektive bis Frühjahr. Das wären 100 % von unten oder rd. 50 % vom aktuellen Stand um 10/11 E. Daran glaubt zur Zeit niemand. Ich jedoch sehr wohl. Schauen Sie sich dazu die ganze Palette der Europa-T-Titel an. Davon gibt es wiederum zwei oder drei, die besonders interessant aussehen, nämlich die T-MOBILE-Titel. Diese wiederum vergleichen Sie mit den Amerikanern, siehe auch nächste AB, worauf ich schon hingewiesen hatte. Warum ist das wichtig?
Die T-Branche war die schwierigste der letzten zwei Jahre. Deren Investitionsflaute hat ganze Industriezweige betroffen. Die Konsolidierung der Branche nebst Abbau der Verschuldung bedeutet einen neuen Ansatz für eine Investitionswelle anderer Art. Darin liegt eine äußerst wichtige Konjunkturindikation.
Meine These für diese Woche: Mit Limits kann jetzt nur noch der operieren, der zukauft/verbilligt, aber nicht, wer noch keine Positionen aufgebaut hat. Die Anfangsbestände müssen stehen.
Ein Blick nach Zürich aus besonderem Anlaß: Die apokalyptischen Thesen zu ABB sollten Sie bitte schnellstens beiseite legen. Andererseits gibt es einen neuen Skandal, worüber man wirklich nur den Kopf schütteln kann. Die „Sonntagszeitung“ in Zürich hat es aufgedeckt: Der Club der Manager unterhielt jahrelang eine Gesellschaft, die sich damit beschäftigt hat, für die Herren Manager gesondert zu spekulieren, und bediente sich dabei als Eigenkapital der Mittel der Rentenanstalt. Sachen gibt’s! Umgekehrt: Die Kapitalerhöhung für ZFS ist 100 %ig durchgelaufen. Bei Emissionskurs von 65 Fr. war dies ein Schnäppchen. Ich hatte dazu geraten und empfehle weitere Käufe.
Für Ihren Terminkalender: SCHERING kommt heute mit den Zahlen für 9 Monate. Ferner QIAGEN, RHODIA (Frankreich) und SONY. Morgen werden CELANESE, beide FRESENIUS, CIBA, AVENTIS und FRANCE TÉLÉCOM sowie BP, BAT und PROCTER & GAMBLE ihre Ergebnisse bekanntgeben. Am Mittwoch folgen VW, SAP SI, SOFTWARE, ALCATEL und GOODYEAR. Dann geht es am Donnerstag weiter mit DT. BANK, DT. POST und METRO sowie CONTI, ICI, LAFARGE und ROYAL DUTCH. Am Ende der Woche hat man dann wohl einen endgültigen Trendüberblick.
Das war’s für heute.
Herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
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