Double dip?
Hans Bernecker: Double dip?
Mails/Nachrichten vom 05.08.2002, Bernecker & Cie.
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
diese Woche liefert weitere Eckdaten. In Deutschland gibt es einige wichtige Erkenntnisse für so bekannte Namen wie BMW und BASF, aber auch die Frage der neuen Titel im DAX bzw. M-DAX inkl. QIAGEN für den Neuen Markt und in den USA ist CISCO morgen früh dran. Worum geht es wirklich?
Heiße Diskussionen um die amerikanische Konjunktur: „Double dip“ oder nicht. Ich habe Ihnen wiederholt geschrieben, daß sämtliche Daten des 2. Quartals einen Basiseffekt enthalten, der ganz schwierig zu bewerten ist. Genauso wie es falsch war, das Wachstum von 5,5 % im 1. Quartal ernsthaft als Trend anzusehen, so falsch ist es, die Zahl von + 1,1 % für sich allein hochzurechnen. Daß der Einbruch der Börsen das Verbrauchervertrauen berührt, ist hinlänglich bekannt. Hierbei handelt es sich um eine Qualitätsanalyse, nämlich eine Umfrage und keine statistische Zahl mit Quantitätseffekt. Auch das sollte man im Gedächtnis behalten. Unzweifelhaft ist aber:
Die amerikanische Konjunkturerholung läuft langsamer als viele erwartet haben. Ich habe von Anfang an zur Geduld gemahnt und wiederhole dies: Der wirkliche Wachstumseffekt ist frühestens in diesem oder erst im letzten Quartal dieses Jahres zu spüren. Insbesondere gilt dies auch für den Arbeitsmarkt.
Vor genau 20 Jahren ließ sich ein damaliger Börsenguru (John Granville) als Leiche in den New Yorker „Floor“ tragen, als der Dow Jones die Marke 765 für zwei Tage unterschritten hatte und daraus gefolgert wurde, daß nun die große Baisse beginne. Drei Tage später begann das Gegenteil. Vom 8./9. August 1982 bis zum 6. März 2000 stieg der Dow Jones von rd. 770 auf 11.350. Rechnen Sie bitte die Prozentzahl selbst aus. Wenn ich in der Wochenpresse eine ausführliche Analyse darüber lese, daß das fundamentale Ziel des S&P 500 bei 420 liegt und ein KGV von 14 als richtig anzusehen wäre, so erinnert mich dies an John Granville. Begleitet wurde John übrigens schon damals vom berühmten Baisse-Theologen Prechter, der das Gleiche voraussagte und sich dabei der Elliot-Wave-Theorie bediente. Das Wort Theologie ist hier richtig verwendet worden. Glauben ist nicht wissen. Lesen Sie dazu die Seite 1 in der nächsten AB und schauen Sie sich die Grafik dazu an.
Die Stabilisierung der Märkte wird jetzt nicht in wenigen Tagen möglich sein, sondern mehrere Wochen benötigen. Das ist der Unterschied zwischen Crash und Ausverkauf. Erst wenn sämtliche Fakten, Zahlen und eidesstattlichen Versicherungen der Manager vorliegen, ergibt dies eine Art Gleichgewicht. Daß Deutschland darin nicht weit von Amerika entfernt liegt, lesen Sie in der nächsten AB. Sie beschäftigt sich mit einigen neueren Erkenntnissen zum Problem Manager-Meinungen, die Sie unbedingt lesen sollten. Sie kennen meine Aussage: Mißtrauen Sie sämtlichen Manager-Erwartungen und Meinungen. Das gilt sogar für die ganz Großen. Solange diese Bereinigungsprozesse nicht beendet sind, hat auch Frankfurt seine Probleme.
Zürich machte den Anfang: Martin Ebner ist am Ende und wird letztlich „abgewickelt“. Die endgültige Liquidation ist eine Frage der Zeit und folgt dem Feeling der Banken bzw. deren Interessen. Das BZ-Modell ist ein Auslaufmodell und für mich stets das Ende einer Baisse, wie dies auch für die deutsche WCM-Gruppe gilt. Finanzjongleure überstehen keine Baisse. Dies gilt schon seit 1929.
Zur Technik der Wall Street: Die leicht rückläufigen Umsätze in den letzten Tagen signalisieren eine Art Entspannung, aber noch kein Ende. Ich habe dafür schon den Begriff Tennisball-Effekt verwendet, der folgendes besagt: Während die Volatilität nur in kleinen Schritten abnimmt, schwanken die Kurse noch relativ stark, bis sich der bezeichnete Boden bildet. Ich rechne mit dieser Entwicklung für die nächsten zwei Monate. Das gilt sowohl für New York als auch für Deutschland. Bei uns ist es der V-DAX und in den USA der Short Range Oscillator, den ich in der nächsten AB aktualisiert fortschreibe. Bitte unbedingt darauf achten. Bis dahin aber:
CISCO ist morgen mit den Zahlen dran, siehe oben. 11 $ müssen halten. Wenn nicht, geht es in Richtung 8 $, wie schon beschrieben. Dann ergibt sich eine Bewertung von CISCO, dem Liebling aller Spekulationen, von nur noch 58 Mrd $ für einen Umsatz von ca. 22 Mrd $. In der Spitze waren es aber einmal 565 Mrd $. Sie lesen richtig. CISCO nähert sich also langsam einem vernünftigen Börsenwert. APPLIED MATERIALS testete am Freitag das Tief vom September letzten Jahres. Dieser Chipmaschinenhersteller kostet nun 21,3 Mrd $ für einen Umsatz von vermutlich um 4,5 Mrd $. Ist das schon ein ausreichend niedriger Wert? Sie sehen, die bekannten teuren Titel sind noch längst nicht alle unten oder sogar preiswert. Ich habe deshalb keine Eile, schon jetzt wirklich neues Geld zu binden.
Frankfurt deckt die Karten nur in Raten auf. Wie oben erwähnt, werde ich in der AB zu den Themen ALLIANZ/DRESDNER BANK bzw. MLP und andere noch einige Details ergänzend darstellen. Wenn man das liest, möchte man den Atem anhalten. Ob dies unbedingt kurswirksam ist, lasse ich offen. Es zeigt Ihnen aber, mit welcher Leichtfertigkeit, Gutgläubigkeit, aber auch Gerissenheit, hinter den Fassaden frech manipuliert wird, was erst später an die Öffentlichkeit dringt.
Meine Empfehlung für diese Woche lautet deshalb: Schauen Sie sich die Kurse an, aber ein zwingender Handlungsbedarf besteht noch nicht. Zufallskurse sind keine Kaufkurse. Der Tennisball-Effekt bleibt gültig.
Am Goldmarkt bleibe ich abstinent, wie schon beschrieben. Die recht heftigen Korrekturen der Goldminen sind noch keine Tendenzwende, aber dennoch zu beachten. Sie tun dies dadurch, daß Sie den Goldpreis auch mit einem Seitenblick auf den Dollar vergleichen. Ich bleibe dabei: Am Dollarkurs werden Sie am ehesten erkennen, ob und wie sich ein neues Vertrauen in den amerikanischen Markt entwickelt. Dazu muß man wissen: Der Dollar hat stets in der letzten Juli- oder ersten Augustwoche seine jährliche Wendemarke erreicht. Eine zweite gibt es in der Regel zur Jahreswende. Das läßt sich über mehr als 30 Jahre verfolgen.
Das war’s für heute, bis morgen,
herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
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Hans Bernecker: Double dip?
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
diese Woche liefert weitere Eckdaten. In Deutschland gibt es einige wichtige Erkenntnisse für so bekannte Namen wie BMW und BASF, aber auch die Frage der neuen Titel im DAX bzw. M-DAX inkl. QIAGEN für den Neuen Markt und in den USA ist CISCO morgen früh dran. Worum geht es wirklich?
Heiße Diskussionen um die amerikanische Konjunktur: „Double dip“ oder nicht. Ich habe Ihnen wiederholt geschrieben, daß sämtliche Daten des 2. Quartals einen Basiseffekt enthalten, der ganz schwierig zu bewerten ist. Genauso wie es falsch war, das Wachstum von 5,5 % im 1. Quartal ernsthaft als Trend anzusehen, so falsch ist es, die Zahl von + 1,1 % für sich allein hochzurechnen. Daß der Einbruch der Börsen das Verbrauchervertrauen berührt, ist hinlänglich bekannt. Hierbei handelt es sich um eine Qualitätsanalyse, nämlich eine Umfrage und keine statistische Zahl mit Quantitätseffekt. Auch das sollte man im Gedächtnis behalten. Unzweifelhaft ist aber:
Die amerikanische Konjunkturerholung läuft langsamer als viele erwartet haben. Ich habe von Anfang an zur Geduld gemahnt und wiederhole dies: Der wirkliche Wachstumseffekt ist frühestens in diesem oder erst im letzten Quartal dieses Jahres zu spüren. Insbesondere gilt dies auch für den Arbeitsmarkt.
Vor genau 20 Jahren ließ sich ein damaliger Börsenguru (John Granville) als Leiche in den New Yorker „Floor“ tragen, als der Dow Jones die Marke 765 für zwei Tage unterschritten hatte und daraus gefolgert wurde, daß nun die große Baisse beginne. Drei Tage später begann das Gegenteil. Vom 8./9. August 1982 bis zum 6. März 2000 stieg der Dow Jones von rd. 770 auf 11.350. Rechnen Sie bitte die Prozentzahl selbst aus. Wenn ich in der Wochenpresse eine ausführliche Analyse darüber lese, daß das fundamentale Ziel des S&P 500 bei 420 liegt und ein KGV von 14 als richtig anzusehen wäre, so erinnert mich dies an John Granville. Begleitet wurde John übrigens schon damals vom berühmten Baisse-Theologen Prechter, der das Gleiche voraussagte und sich dabei der Elliot-Wave-Theorie bediente. Das Wort Theologie ist hier richtig verwendet worden. Glauben ist nicht wissen. Lesen Sie dazu die Seite 1 in der nächsten AB und schauen Sie sich die Grafik dazu an.
Die Stabilisierung der Märkte wird jetzt nicht in wenigen Tagen möglich sein, sondern mehrere Wochen benötigen. Das ist der Unterschied zwischen Crash und Ausverkauf. Erst wenn sämtliche Fakten, Zahlen und eidesstattlichen Versicherungen der Manager vorliegen, ergibt dies eine Art Gleichgewicht. Daß Deutschland darin nicht weit von Amerika entfernt liegt, lesen Sie in der nächsten AB. Sie beschäftigt sich mit einigen neueren Erkenntnissen zum Problem Manager-Meinungen, die Sie unbedingt lesen sollten. Sie kennen meine Aussage: Mißtrauen Sie sämtlichen Manager-Erwartungen und Meinungen. Das gilt sogar für die ganz Großen. Solange diese Bereinigungsprozesse nicht beendet sind, hat auch Frankfurt seine Probleme.
Zürich machte den Anfang: Martin Ebner ist am Ende und wird letztlich „abgewickelt“. Die endgültige Liquidation ist eine Frage der Zeit und folgt dem Feeling der Banken bzw. deren Interessen. Das BZ-Modell ist ein Auslaufmodell und für mich stets das Ende einer Baisse, wie dies auch für die deutsche WCM-Gruppe gilt. Finanzjongleure überstehen keine Baisse. Dies gilt schon seit 1929.
Zur Technik der Wall Street: Die leicht rückläufigen Umsätze in den letzten Tagen signalisieren eine Art Entspannung, aber noch kein Ende. Ich habe dafür schon den Begriff Tennisball-Effekt verwendet, der folgendes besagt: Während die Volatilität nur in kleinen Schritten abnimmt, schwanken die Kurse noch relativ stark, bis sich der bezeichnete Boden bildet. Ich rechne mit dieser Entwicklung für die nächsten zwei Monate. Das gilt sowohl für New York als auch für Deutschland. Bei uns ist es der V-DAX und in den USA der Short Range Oscillator, den ich in der nächsten AB aktualisiert fortschreibe. Bitte unbedingt darauf achten. Bis dahin aber:
CISCO ist morgen mit den Zahlen dran, siehe oben. 11 $ müssen halten. Wenn nicht, geht es in Richtung 8 $, wie schon beschrieben. Dann ergibt sich eine Bewertung von CISCO, dem Liebling aller Spekulationen, von nur noch 58 Mrd $ für einen Umsatz von ca. 22 Mrd $. In der Spitze waren es aber einmal 565 Mrd $. Sie lesen richtig. CISCO nähert sich also langsam einem vernünftigen Börsenwert. APPLIED MATERIALS testete am Freitag das Tief vom September letzten Jahres. Dieser Chipmaschinenhersteller kostet nun 21,3 Mrd $ für einen Umsatz von vermutlich um 4,5 Mrd $. Ist das schon ein ausreichend niedriger Wert? Sie sehen, die bekannten teuren Titel sind noch längst nicht alle unten oder sogar preiswert. Ich habe deshalb keine Eile, schon jetzt wirklich neues Geld zu binden.
Frankfurt deckt die Karten nur in Raten auf. Wie oben erwähnt, werde ich in der AB zu den Themen ALLIANZ/DRESDNER BANK bzw. MLP und andere noch einige Details ergänzend darstellen. Wenn man das liest, möchte man den Atem anhalten. Ob dies unbedingt kurswirksam ist, lasse ich offen. Es zeigt Ihnen aber, mit welcher Leichtfertigkeit, Gutgläubigkeit, aber auch Gerissenheit, hinter den Fassaden frech manipuliert wird, was erst später an die Öffentlichkeit dringt.
Meine Empfehlung für diese Woche lautet deshalb: Schauen Sie sich die Kurse an, aber ein zwingender Handlungsbedarf besteht noch nicht. Zufallskurse sind keine Kaufkurse. Der Tennisball-Effekt bleibt gültig.
Am Goldmarkt bleibe ich abstinent, wie schon beschrieben. Die recht heftigen Korrekturen der Goldminen sind noch keine Tendenzwende, aber dennoch zu beachten. Sie tun dies dadurch, daß Sie den Goldpreis auch mit einem Seitenblick auf den Dollar vergleichen. Ich bleibe dabei: Am Dollarkurs werden Sie am ehesten erkennen, ob und wie sich ein neues Vertrauen in den amerikanischen Markt entwickelt. Dazu muß man wissen: Der Dollar hat stets in der letzten Juli- oder ersten Augustwoche seine jährliche Wendemarke erreicht. Eine zweite gibt es in der Regel zur Jahreswende. Das läßt sich über mehr als 30 Jahre verfolgen.
Das war’s für heute, bis morgen,
herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
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